Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
toten Scheichs Suleiman«, sagte Anwari zu Samir. »Ich will mit ihr schlafen.«
    »Sie ist im Kerker«, antwortete Samir dumpf.
    »Das weiß ich selbst!« schrie Anwari unbeherrscht. »Schließlich habe ich sämtliche Angehörigen, Freunde und Parteigänger Suleimans einkerkern lassen. Bald werden sie alle einen Kopf kürzer gemacht. Bring mir Amal, oder willst du nicht, Samir?«
    Die Mumie mit dem schwarzen Burnus verbeugte sich leicht.
    »Ich höre und gehorche, Herr.«
    Samir eilte fort. Anwari dämmerte betrunken vor sich hin. Ihm war es, als drehe er sich mit seinem Lager. Als Samir zurückkehrte, schreckte er auf. Das Jammern einer Frauenstimme erklang. Die Mumie öffnete die Tür und schleppte ein junges Mädchen ins Zimmer.
    Es war Amal, die sechzehnjährige Tochter des ermordeten Scheichs Suleiman. Samir gab ihr einen Stoß, daß sie vor dem Bett zu Boden fiel. Abwartend stand die Mumie im schwarzen Burnus da.
    Anwari al Dschabir starrte Amal mit verquollenen Augen an.
    »Geh!« befahl er Samir und gab ihm einen Wink.
    Lautlos verschwand der Schreckliche. Anwari betrachtete Amal, die sich wieder erhoben hatte. Sie hatte geglaubt, umgebracht zu werden. Jetzt, da die Schreckensmumie nicht mehr im Zimmer war, kehrte Amals Mut zurück.
    »Du Schuft!« sagte Amal zu Anwari. »Die Hölle soll dich verschlingen, du Ungeheuer. Du hast die Schreckensmumien, von denen die alten Sagen und viele Geschichten berichten auf die Welt geholt. Allah wird dich strafen.«
    »Allah ist weit«, sagte Anwari zynisch. »Hier in Sakaka bin ich der Herr. Höre, Amal, du gefällst mir schon lange. Du wirst meine Frau, das ist auch politisch gut für mich. Ich will mich mit der Familie des alten Scheichs verbinden, der leider einem Herzanfall erlegen ist.«
    »Einem Herzanfall? Du hast ihn ermordet, du Scheusal. Dich heirate ich nie, Anwari. Du mußt völlig betrunken und von Sinnen sein, so etwas von mir zu erwarten.«
    Anwari lachte höhnisch. Seine Augen waren blutunterlaufen, sein Gesicht vom Trinken gerötet und leicht gedunsen. Anwaris Zunge war schwer, aber sein Kopf im Moment wieder etwas klarer.
    »Du willst wohl, daß es dir so ergeht wie deiner Schwester Leila, Amal?«
    »Was ist mit Leila?« fragte das Mädchen entsetzt. »Rede, Anwari. Ich will es wissen, jetzt und hier.«
    »Du sollst es erfahren«, sagte Anwari. »Ich habe Samir und seinen Mumien Opfer versprochen…«
    Amal wollte erst nicht glauben, was sie hörte. Aber Anwari war zu betrunken, um zu lügen. Es mußte die Wahrheit sein.
    Amal brachte kein Wort mehr hervor. Anwari ging leicht schwankend zu ihr und griff ihr unters Kinn, hob ihren Kopf an, damit sie ihm ins Gesicht sah.
    »Was ist, mein Täubchen? Entscheide dich. Willst du meine Frau werden oder Leilas Schicksal teilen?«
    Amals Gedanken jagten sich. Anwari zeigte ihr sein wahres Gesicht. Sie zweifelte nicht daran, daß er Samir hereinrufen würde, wenn sie ihn abwies. Amal wollte leben, und sie wollte weg von Anwari. Ihr Herz hämmerte.
    Aber trotz der Panik, die in ihr aufsteigen wollte, zwang sie sich zu einer List. Sie schaute Anwari mit verschleiertem Blick an.
    »Du willst mich zu deiner rechtmäßigen Frau machen, Anwari? Zur Herrin deines Hauses?«
    »Zu einer meiner rechtmäßigen Frauen«, antwortete Anwari mit schwerer Zunge. »Du sollst die Erste unter ihnen sein. Die Gattin des Scheichs von Asch Schamar.«
    »Ich bin einverstanden«, sagte Amal. »Diese Chance hätte ich sonst nie erhalten. Es hat mir nie gefallen, daß mein Vater Suleiman Leila mir immer vorgezogen hat.«
    Anwari tätschelte Amals Wange.
    »Du bist vernünftig, mein Täubchen. Du wirst jetzt mein Lager teilen. Morgen oder vielmehr heute werden wir vor dem Imam die Ehezeremonie vollziehen.« Er lachte heiser. »Leg deine Kleider ab, schöne Amal, und zeig dich deinem Gatten. Ich wette, du bist so schön wie die Morgensonne.«
    Amal schlug die Augen nieder.
    »Ich kann mich nicht entkleiden, wenn ihr mich anseht, mein Gebieter. Ich schäme mich, denn ich habe mich noch nie einem Mann nackt gezeigt. Dreht euch um, dann werde ich mich entkleiden und auf das Lager legen. Dann tut mit mir, wie ihr wollt.«
    Die respektvolle Anrede und die wohlgewählten Worte gingen Anwari ein wie Öl.
    »Wenn es weiter nichts ist. Ich werde mich abwenden.«
    Er drehte Amal den Rücken zu. Das Mädchen entkleidete sich aber nicht, sondern nahm eine schwere gebrannte Bodenvase. Anwari schwankte im Stehen etwas.
    »Ich bin schon fast verrückt

Weitere Kostenlose Bücher