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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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die Landessprache war. Aber Nabila hatte mit ihrer Mutter ein paar Jahre bei ihrem Onkel in Medina gelebt.
    »Unsere Kugeln schicken die reitenden Mumien für eine bestimmte Zeitspanne ins Jenseits zurück, in die Dschehenna, wo sie hingehören«, antwortete Abd el Bakr bedächtig. »Endgültig vernichten können sie sie nicht. In früheren Zeiten herrschte Krieg zwischen den Ben Nafud und den Geistern der Wüste. Die Erinnerung daran ist noch nicht erloschen, und deshalb trägt jeder waffenfähige Mann immer diese Kugeln bei sich, wenn er in die Wüste hinausreitet. Samir, der Grausame, ist der Anführer der reitenden Mumien. Sein verfluchter Geist hält sie zusammen und kettet sie an diese Welt. Wenn Samirs steinernes Herz vernichtet würde, würden die reitenden Mumien für immer von dieser Welt verschwinden.«
    »Sein steinernes Herz?« fragte Zamorra.
    »Ja«, sagte Abd el Bakr. »Samir wurde schon ein paarmal von uns angeschossen. Er verschwand, um sich zu regenerieren. Aber endgültig vernichten können wir ihn nicht, und mit ihm kehren seine Schreckensmumien immer wieder zurück. Jetzt waren sie über zwanzig Jahre nicht aufgetreten. Jemand muß sie gerufen haben. Sicher der Schwarze Fakir. Er ist sehr, sehr mächtig. Es heißt, daß er Geister und Dämonen in Flaschen eingeschlossen hat. Vielleicht hatte er auch einen, der ihm Samir und die Söhne des Windes geholt hat.«
    Bill Fleming kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er Nabilas Übersetzung hörte.
    »Das wird immer toller!« rief er. »Ich komme mir vor wie in Tausendundeiner Nacht. Wohin man schaut und hört, stößt man auf Geister und Übernatürliches. Du glaubst diese Stories doch nicht etwa alle, Zamorra?«
    »Deine Skepsis in Ehren, Bill«, mischte Nicole sich jetzt ein, »aber man kann sie auch übertreiben. Dich sollte ein Geist mal kräftig hinten reinkneifen, damit du dir deine ewigen Zweifel abschminkst.«
    Der junge Historiker murrte etwas Unverständliches. Nicole wußte nicht, daß ihr Wunsch in nicht allzuferner Zeit in Erfüllung gehen sollte. Auf eine Weise, die für Bill äußerst gefährlich war.
    Abd el Bakr zeigte sich nicht bereit, Zamorra Näheres über seine Wunderkugeln zu erzählen. Als es draußen völlig dunkel geworden war, begann er mit seinen Söhnen und den sechs angesehenen Männern zu tafeln. Nabila als Frau durfte nicht mit den Männern essen.
    Bei Nicole hatte man eine Ausnahme gemacht, zumal sie nur mit Zamorra und Bill Fleming aß. Die Sklavinnen und der Sklave trugen auf. Zamorra, Bill und Nicole wußten längst, daß es in Arabien und auch in anderen orientalischen Ländern noch immer Sklaven gab.
    Dieses Übel bestand im Geheimen fort und war nicht auszurotten. Abd el Bakr hätte sich schön bedankt, wenn ihm seine Gäste ins Gewissen geredet hätten. Zamorra konnte bei Abd el Bakr keine Zugeständnisse mehr erreichen.
    Der Scheich wollte ihn, Nicole und Bill am nächsten Tag wegreiten lassen, und damit hatte es sich. In dieser Nacht schlief Zamorra mit Nicole Duval im Zelt des Scheichs. Bill Fleming lag noch lange wach. Er dachte über die Ben Nafud nach, die ihn faszinierten, diesen Stamm, der zurückgezogen in der Wüste Nefud lebte und sich den Teufel um den ganzen Ölrummel scherte.
    Bill überlegte sich auch, was die nahe Zukunft ihm und seinen beiden Begleitern wohl bringen würde. Die Erzählungen des Scheichs Abd el Bakr von Geistern, reitenden Mumien und einem Fakir, der ein Magier war und eine Geisterzucht in Flaschen hielt, erschien ihm zu phantastisch.
    Aber seit er Zamorra kannte, war das Phantastische nur schon allzuoft das Reale gewesen. Wenn Bill von den blumenreichen arabischen Erzählungen die Hälfte abzog, blieb immer noch genug übrig. Bill fürchtete sich nicht, aber eine Ahnung sagte ihm, daß die schlimmsten Gefahren und die größten Schrecken keineswegs schon hinter ihm lagen.
    »Dieser Zamorra!« brummte Bill vor dem Einschlafen. »Mit ihm könnte man zum Mond fliegen, und er würde auch dort in eine Geistergeschichte hineingeraten. Wollen sehen, was diesmal dran ist.«
    ***
    Anwari al Dschabir tigerte in seinem Prunkzimmer im Palast auf und ab. Er hatte herausgefunden, daß Hussein Abdulacer, der Schwarze Fakir, drei von den Schreckensmumien für seine eigenen Zwecke verwendet hatte. Obwohl Anwari sie dringend brauchte und ohne ihn zu fragen, hatte er sie einfach genommen.
    Anwari hatte Samir, den Grausamen, befragt, Verbindung mit Hussein aufgenommen und drastisch von ihm

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