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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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immer grünlicher. Der schaukelnde Gang eines ›Wüstenschiffes‹ war nicht jedermanns Sache.
    »Zamorra«, sagte Bill kläglich. »Mir fällt gleich das Frühstück aus dem Gesicht.«
    »Du bist zweifellos etwas Besonderes, Bill«, sagte Zamorra. »Nur wenige Menschen schaffen es, mitten in der Wüste seekrank zu werden. Halt durch, es ist sicher nicht mehr weit.«
    Bill Fleming hing zusammengeduckt hinter seinem Vorreiter.
    »Diese Transportkamele sind eine Fehlkonstruktion«, beschwerte er sich. »Henry Ford hätte sie anders gebaut.«
    Es dauerte noch eine Weile, dann sahen die Reiter einen Wadi vor sich, ein Flußtal. Das Flußbett war ausgetrocknet. Alle paar Jahre strömte hier vielleicht einmal Wasser. Aber da war eine Oase mit Palmen, Feigenbäumen und grünem Gebüsch. Sogar künstlich angebautes Getreide wuchs hier.
    In der lebensfeindlichen Wüste war die Oase wie ein Märchen. Die Reiter näherten sich rasch. Schon waren Zelte hinter den Palmen zu erkennen und weidendes Vieh, Kamele, Ziegen und Schafe. Es gab einen Bach, der bald in der Wüste versickerte, in der Oase aber zu einem kunstvollen Bewässerungssystem ausgebaut war.
    Saftiges Gras und Gemüse wuchs.
    Die Beduinen, die Zamorra, Bill Fleming und Nicole brachten, feuerten ein paar Signalschüsse in die Luft. Als sie in die Oasensiedlung einritten, waren Kind und Kegel versammelt. Verschleierte Frauen standen vor den Zelten oder schauten heraus.
    Beduinen mit stolzen, abweisenden Gesichtern bildeten ein Spalier für die Reiter. Die sieben Beduinen ritten zum größten Zelt. Aus Lederplanen gebildet, war es sicher fünf Meter hoch, mit einem Vorbau und einem Sonnendach versehen, und nahm eine Grundfläche von über vierzig Quadratmetern ein.
    Der Anführer der sieben Beduinen saß ab. Auch Zamorra stieg von dem edlen Araberpferd, das ihn ohne zu ermüden getragen hatte, und reckte die steifgewordenen Knochen. Er sah noch sehr mitgenommen aus, genau wie Nicole und Bill Fleming.
    Aber jetzt überwog seine Neugierde, die Erschöpfung war vergessen. Zamorra wollte mehr über die Ben Nafud wissen, die mitten in der Wüste lebten und Mittel hatten, die reitenden Mordmumien zu bekämpfen. Er hoffte, hier interessante Aufschlüsse zu erhalten.
    Der Anführer des Reitertrupps verschwand im Zelt. Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis er wiederkam. Eine Menschenmenge hatte sich inzwischen angesammelt und staunte die drei Fremden an. Ein Fremder, besonders noch ein Ausländer, schien hier so etwas wie ein Weltwunder zu sein.
    Endlich erschien der Beduine. Ihm folgte ein hochgewachsener Mann mit lederhäutigem, tiefgefurchtem Gesicht, in dem ein weißer Stoppelbart wucherte. Er trug einen Burnus, hatte eine Ghutra auf dem Kopf und einen Prunkdolch im Gürtel.
    Er mußte der Scheich sein, das Oberhaupt der Ben Nafud in dieser Oase. Scharfe dunkle Augen musterten Zamorra, Bill Fleming und Nicole. Der Scheich rief einen Befehl, und ein Mädchen, so schlank und zierlich wie eine Gazelle, trat hinter ihm aus dem Zelt.
    Die Beduinenschöne trug ein hellblau gefärbtes Obergewand, das ein Gürtel zusammenhielt, ein blaues Kopftuch mit Goldmuster und einen weißen Seidenschleier, der nur Augen und Stirn freiließ.
    Mitten auf der Stirn hatte das Mädchen eine kleine blaue Tätowierung. Goldreifen klirrten an seinen Armen.
    »Ich bin Nabila, die Tochter des Scheichs Abd el Bakr. Wer seid ihr, Fremde, und warum habt ihr den Schwarzen Fakir erzürnt?«
    »Salaam«, grüßte Zamorra mit dem traditionellen arabischen Gruß. Es war kein gutes Vorzeichen, daß ihm dieser Gruß noch nicht entboten worden war und daß der Scheich sich nicht direkt an ihn wandte. Nabila sprach ein recht passables Englisch. »Mein Name ist Zamorra. Ich erforsche das Übernatürliche und bekämpfe die Mächte des Bösen. Das sind meine beiden Gefährten Bill Fleming und Nicole Duval.«
    In Arabien hatte die Frau keine hervorragende Stellung. Hätte Zamorra Nicoles Namen vor dem Bills genannt, wäre das in den Augen der Beduinen eine Herabwürdigung und Beleidigung seines Freundes gewesen. Nabila übersetzte, und der Scheich sagte etwas.
    »Es ist nicht gut, den Schleier von Dingen zu ziehen, die besser verborgen blieben«, sagte Nabila. »Was sucht ihr in der Wüste Nefud?«
    Zamorra erklärte, daß er und Nicole gewöhnlich in Frankreich zu leben pflegten, auf dem Château de Montagne im Loiretal. Bill Fleming war ein eingefleischter New Yorker. Zamorra sprach von der Reportage, die Bill zu

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