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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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vor Verlangen nach dir«, sagte er.
    »Und ich erst!« antwortete Amal.
    Sie schlug Anwari die schwere Vase auf den Kopf, daß sie zerbarst. Anwari war barhäuptig. Blut strömte aus einer klaffenden Platzwunde. Wie vom Blitz getroffen brach er zusammen und rührte sich nicht mehr.
    Ihr Triumph wich. Nur Angst und Ungewißheit blieben. Vor der Tür wartete bestimmt mindestens eine der Schreckensmumien. Wenn es allzu lange im Zimmer völlig ruhig blieb, würden die Mumien sicher Verdacht schöpfen. Amal mußte schleunigst fort.
    Sie öffnete das Fenster. Wenn sie sich auf die Brüstung stellte, konnte sie die Dachkante packen. Sich hochzuziehen und aufs Dach zu gelangen, war nicht leicht. Aber es mußte gehen. Lieber wollte Amal in den gepflasterten Hof stürzen und sich alle Knochen brechen, als den Mordmumien in die Hände zu fallen und von ihnen gefressen zu werden.
    Sie stieg auf die Fensterbrüstung und faßte den Dachrand. Sekundenlang hing sie zwischen Himmel und Erde. Fast wäre sie abgestürzt. Sie strampelte mit den Beinen, und es gelang ihr, sich hochzuziehen. Amal lief über das flache Dach, auf dem Anwari zuvor herumgeballert hatte.
    Sie stieg auf ein noch flacheres Dach und dann an Kletterranken hinunter auf die Erde. Als sie im Park verschnaufte, hörte sie aufgeregte Rufe und Schüsse. Das konnte nur eines bedeuten. Der tote Anwari war entdeckt worden. Sie wurde als Mörderin gesucht.
    Amal hatte keine Zeit mehr, zu versuchen, ein Pferd aus den Ställen des Scheichs an sich zu bringen. Sie mußte gleich weg. Sie kannte eine Nebenpforte, die nicht sehr weit entfernt war. Durch sie verließ sie das Palastgelände, das kleine Tor in der weißen Mauer lag verborgen und wurde nicht bewacht.
    Amal wollte fort aus Sakaka. Niemand würde sie verstecken und schützen, wenn die Mordmumien die Jagd auf sie begannen. Außerdem wollte Amal auch keine unbeteiligten Menschen in Gefahr bringen. Eine halbe Stunde später verließ sie Sakaka und eilte in die Wüste, in südlicher Richtung.
    ***
    Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming hatten drei prachtvolle Araberhengste aus dem Gestüt des Scheichs Abd el Bakr erhalten. Sie waren verproviantiert und reichlich mit Wasser versehen. Sogar der Weg durch die Wüste war ihnen beschrieben worden. Waffen hatten sie von den Ben Nafud keine bekommen. Sie besaßen lediglich den Colt Commander, den Zamorra im Tornister getragen hatte.
    Gegen Geister half die Waffe nicht. Wohl aber gegen menschliche Feinde und Raubzeug. Bill Fleming, der ein vorzüglicher Pistolenschütze war, wie Zamorra übrigens auch, trug die Waffe in der geschlossenen Halfter im Gürtel.
    Die drei ritten in gestrecktem Galopp durch die Wüste. Über neunzig Kilometer hatten sie zurückzulegen, was mehr als einen Tag in Anspruch nehmen würde. Zamorra, Nicole und Bill Fleming trugen helle Burnusse. Von weitem wirkten sie wie Araber.
    »Hoch zu Roß sieht die Welt gleich viel schöner aus«, meinte Bill optimistisch. »Glaubst du, der Schwarze Fakir will uns wieder eins auswischen, Zamorra?«
    »Das wird sich herausstellen. Es wundert mich, daß du das Wirken des Schwarzen Fakirs, eines Magiers von hohen Graden, so schnell akzeptierst, Bill.«
    »Ich akzeptiere gar nichts. Ich erwäge nur, und ich habe dich nach deiner Meinung gefragt, Zamorra. Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß es für alles, was wir erlebt haben, sehr wohl eine natürliche Erklärung geben kann.«
    Zamorra sagte nichts mehr, und Nicole seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Du würdest noch deinen eigenen Geist verleugnen, Bill«, meinte sie. »So etwas Skeptisches wie du ist mir noch nie begegnet.«
    »Ich gehe lediglich kritisch prüfend an die Materie heran. Erst wenn alle natürlichen Erklärungen erschöpft sind, bin ich bereit, etwas Übernatürliches in Betracht zu ziehen.«
    Die Sonne brannte vom Himmel, aber die Burnusse schützten vor den sengenden Strahlen. Zu Pferd durch die Wüste zu reiten, war etwas ganz anderes, als sich mühsam zu Fuß dahinzuschleppen. Die Verlassenheit und Öde der Wüste Nefud hatte etwas Erhabenes. Als ein Meer von Sand und Steinen erstreckte die Wüste sich bis zum Horizont. Bodenwellen und Dünen bildeten die Wogen.
    Manchmal gab es als Farbtupfer bunte Steine in der Wüste, und vereinzelt wuchsen knorrige Büsche. An einigen Stellen war der Sand fast weiß, an anderen schweflig gelb oder rötlich. Einmal sah Nicole einen Schakal, der vom Kamm einer Sanddüne herunteräugte. Auch diese Einöde hatte

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