0076 - Oase der Verfluchten
knisterten durch die starke statische Aufladung. Wenn man ein Eisenteil anfaßte, bekam man einen leichten elektrischen Schlag. Zamorra fuhr den Landrover an das flache Zelt heran, damit er diesem Windschutz geben sollte. Dann brach der Samum los.
***
»Du steckst also dahinter, Anwari!« rief Scheich Suleiman al Dschabir. Er schäumte vor Wut. »Ich hätte es mir denken sollen. Immer und immer hast du Intrigen gesponnen, um selbst an die Macht zu kommen. Du bist durch und durch schlecht und verdorben. Nur wegen deines Vaters habe ich dich bisher geschont. Aber das ist jetzt vorbei.«
Anwari al Dschabir lächelte höhnisch. Er befand sich in den prunkvoll eingerichteten Privatgemächern des Scheichs, der gerade das dritte Tagesgebet in Richtung Mekka beendet hatte. Der Gebetsteppich lag noch am Boden.
Suleiman al Dschabir lief zornig auf und ab, während Anwari lässig auf Polstern am Boden saß. Scheich Suleiman trug ein langes weißes Obergewand, einen goldbestickten Gürtel und einen weißen Turban. Er riß den krummen Dolch mit den Edelsteinen am Knauf aus der Scheide und fuchtelte mit der Prunkwaffe herum.
Es war ungeheuerlich. Vor ein paar Minuten war sein ungeliebter Vetter beim Scheich erschienen. Er hatte ihm kaltlächelnd mitgeteilt, daß er die Mumienreiter nach Sakaka geschickt habe und für die Entführung der Lieblingstochter des Scheichs verantwortlich sei.
»Blas dich nicht so auf, du Sack voll Wind«, sagte Anwari. »Ich bin von jetzt an der Scheich in Asch Schamar. Wenn du allen sagst, daß sie mir zu gehorchen haben, und ohne Aufsehen verschwindest, schenke ich dir dein jämmerliches Leben und genug Geld, damit du im Ausland in Luxus leben kannst.«
Suleiman brüllte vor Wut.
»Das wagst du mir ins Gesicht zu sagen, du Hund? Erschießen ist noch zu gut für dich. Ich lasse dich erdrosseln. Du Wahnsinniger!«
Anwari erhob sich geschmeidig. Seine Augen funkelten fanatisch, sein Gesicht war eine hochmütige und höhnische Grimasse. Er zog eine schwere Mauserpistole unter seiner blauen Dschellaba hervor.
»Du hast deine Chance gehabt, Suleiman. Gleich stirbst du.«
Der Scheich wechselte die Farbe. Er wich zurück, bis er an seinen Mahagonischreibtisch stieß, und drückte hastig einen Knopf.
»Die Leibwache wird dich in Stücke hauen!« stammelte er. »Wenn du mich umbringst, wirst du die Tat nicht überleben.«
Anwari grinste nur. Er drehte den Siegelring am Ringfinger seiner linken Hand einmal um.
»Samir, erscheine!« flüsterte er.
Ein Rauschen und Fauchen wurde laut. Eine dunkle Wolke wirbelte durch das Zimmer. Im nächsten Moment stand eine Mumie mit schwarzem Burnus und gezückter Klinge da. Das verdorrte dunkle Gesicht war gräßlich anzusehen, »Du befiehlst, Herr?« fragte Samir der Grausame.
»Töte diesen Narren«, sagte Anwari und deutete mit der Pistole auf den wie erstarrt dastehenden Scheich. »Wenn seine Leibwächter kommen, schlage sie in die Flucht!«
Samir nickte und ging auf Scheich Suleiman zu. Mit Angstschreien wich der dicke alte Scheich weiter und weiter zurück, bis die Wand ihn bremste. Da flog die Tür auf. Vier Männer von der Palastwache stürmten herein. Dreien fuhr der Schreck wie ein Blitzschlag in die Glieder und lähmte sie.
Der vierte riß das moderne Schnellfeuergewehr hoch. Anwari erkannte, daß nicht alles so reibungslos lief, wie er sich das vorgestellt hatte. Er schoß und traf den Leibwächter des Scheichs ins rechte Knie.
Der Mann mit dem hellen Burnus feuerte, doch die Kugeln schlugen nur in den Boden. Anwari rannte hinter eine Säule und ging in Deckung. Ächzend sank der verwundete Leibwächter zu Boden. Seine drei Kameraden standen wie gelähmt und starrten die Mumie mit dem schwarzen Burnus und den zitternden Scheich an.
»Zu Hilfe!« schrie Scheich Suleiman. »So helft mir doch! Allah, steh mir bei!«
Der Scheich verstummte, als Samir zuschlug. Scheich Suleiman brach sterbend zusammen. Samir, der Grausame, drehte sich um. Die Schreckensmumie näherte sich langsam den Leibwächtern.
Drei flüchteten. Der Verwundete starrte der Mumie mit weitaufgerissenen Augen entgegen. Er hatte sein Schnellfeuergewehr völlig vergessen. Zu grausig war der Anblick, der sich ihm bot. Ein Geschöpf, das die Hölle ausgespuckt haben mußte, stand dem Leibwächter gegenüber.
Die Säbelklinge erhob sich, pfiff durch die Luft. Bis zuletzt schaute der verwundete Leibwächter in die leeren schwarzen Augenhöhlen. Es war ihm, als springe der Tod ihn daraus
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