0076 - Wir verlernten das Lachen
Einkäufe verdächtig gemacht. Auch daran sollten wir denken!«
»Immerhin müssen wir also ein riesiges Gebiet ins Auge fassen,« nahm Davidson das Wort. »Die Kanalpolizei kann jederzeit ein Flugzeug mit Besatzung zur Verfügung stellen und das Gebiet aus der Luft absuchen. Die Schwierigkeiten der Aktion sind größer, als Sie sich vorstellen. Es handelt sich um ein Gebirgsgelände, dessen untere und mittlere Lagen fast völlig von tropischem Urwald bedeckt sind.«
»Einverstanden,« sagte ich sofort. »Daß die Kidnapper unter Umständen auf die Suchaktion aufmerksam werden, müssen wir eben hinnehmen.«
***
Davison und Mantelli entfernten sich, um sofort telefonisch entsprechende Befehle zu geben.
Wenig später kam der Capitano zurück und legte ein Formular auf den Schreibtisch. »Die Auskunft über Olivarez.«
»Lesen Sie vor,« bat ich. »Meine spanischen Kenntnisse sind zu gering.« Mantelli wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann vorzulesen:
,Enrico Olivarez, geboren am 26. Februar 1923 in Rio de Jesus (Panama), Inhaber einer Südfrüchte-Exportfirma, wohnhaft in Colon, Cazada del Exposito 19- Vermögenslage ist geordnet, Zahlenangaben nicht möglich.
Kein Eintrag im Strafregister. Olivarez gilt als Lebemann und ist laufend in Frauenaffären verwickelt, jedoch nicht in ausgesprochene Skandale. Seine Frau starb am 5. Juli 1952 an der Geburt des einzigen Kindes (Manuel Olivarez). Olivarez' Firma erscheint liquid, jedoch ist der Jahresumsatz seit 1952, hervorgerufen durch die Konkurrenz der United Fruit Company, stetig zurückgegangen, und zwar von 3 Millionen Balboas 1952 bis 900 000 Balboas 1957. Olivarez soll sich mit dem Gedanken tragen, die Firma aufzulösen.
»Sobald uns der Dienst nach Colon führt, müssen wir Olivarez besuchen,« sagte ich. »Ich habe allerdings nicht den Eindruck, daß er direkt oder indirekt mit der Entführung zu tun hat.«
Gegen 17 Uhr wurde ein Funkspruch des Leutnants Madera von der Panama-Polizei telefonisch durchgegeben, man sei jetzt soweit, die Bergung des Wagens werde in etwa einer Stunde geschehen.
Wir setzten uns sofort mit Mantelli in einen Jepp, und waren diesmal so vorsichtig, einen zweiten Wagen mit vier bis an die Zähne bewaffneten Polizisten mitzunehmen.
Als wir eine Stunde später die Stelle erreichten, stand der Kranwagen, mit ausgefahrenen Stützen und zusätzlich durch Winden verankert, mit dem Heck dicht am Ufer. Vier Stahltrossen ragten ins Wasser.
José Anselmo, der Taucher, war eben aus einem Spezialanzug geschlüpft und rauchte erschöpft eine Zigarette.
»Verdammt harte Arbeit,« sagte er. »Wünsche ich mir nicht jeden Tag!« Mantelli überfiel seinen Landsmann mit einem wahren Wortschwall und wandte sich dann an uns. »Der Taucher sagt, er habe im Omnibus die Leiche eines Mannes gesehen.«
Also doch! Die Bande schreckte offenbar vor keiner Scheußlichkeit zurück!
Wir sahen gespannt zu, wie der Führer des Kranwagens den Motor an der Hebevorrichtung schaltete und sich die Trossen spannten.
Fünf Minuten später begann das Wasser unter dem Ausleger zu kochen; ein knallgelb angestrichener, mittelschwerer Bus tauchte rauschend auf und blieb einen Augenblick unbeweglich in der Luft stehen, bis der Kranführer den Ausleger nach links.schwenkte und den Bus sanft auf seine Räder abstellte.
Noch ehe die Trossen gelöst waren, riß ich die Seitentür auf und stieg in den Fahrgastraum, aus dem das Wasser eben abflutete. Daß ich dabei bis zu den Knöcheln im Wasser watete und meine leichten Schuhe verdarb, war mir ziemlich egal Der Taucher hatte recht gesehen: auf dem Rücksitz kauerte in seltsam verkrümmter Haltung ein etwa 35- bis 40-jähriger Mann und starrte uns aus gebrochenen, weit aufgerissenen Augen an. Der Anblick des Toten, der fast sieben Tage im Wasser gelegen hatte, war alles andere als erfreulich.
Phil nahm einige Fotos aus seiner Brusttasche und verglich sie mit dem Toten. Schweigend schob er mir das Profilbild eines Mannes hin, dessen Nase eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Habicht-Schnabel hatte.
»Einer der beiden College-Lehrer,« sagte Phil, »und zwar Evelyn Brown. Vermutlich hat er sterben müssen, weil er nicht eingeweiht war, oder die Schweinerei nicht mitmachen wollte. Damit verdichtete sich die Vermutung, daß sowohl der Fahrer Lopez als auch der andere Lehrer, James Leader, mit den Kidnappern Hand in Hand gearbeitet haben.«
Ich nickte zustimmend. »Müssen gleich die Zentrale anrufen und uns einen
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