0077 - Das Phantom der Insel
wiederholt einige Massagebewegungen.
Das wiederholte er dreimal. Beim drittenmal sah er, daß seine erste Hilfe Erfolg hatte.
Die Frau griff nach seiner Hand, führte sie an ihre Lippen und ließ das erfrischende, kristallklare Wasser in ihre Kehle sickern.
Da schnellte Lo Sardo vom Boden weg. Mit riesigen Sätzen war er am Waldrand, und im nächsten Augenblick war er im Unterholz verschwunden.
»Ich muß ihm nach!« sagte Zamorra halblaut.
»Ihr holt ihn nicht ein«, sagte die Frau des Griechen. »Ihr müßt hierbleiben. Ihr müßt mich beschützen, mich und meinen Mann.«
»Wo ist euer Mann? Ist er in Sicherheit?«
»Ja. In der Höhle drüben. Lo Sardo kennt sie nicht. Er hat mich hier überrascht.«
»Könnt ihr aufstehen und gehen?« fragte Zamorra.
»Ich will es versuchen. Aber wir können nach meinem Mann rufen. Er kann kommen und mich stützen. Es geht schon besser.«
Im gleichen Augenblick kam Melaos drüben aus seinem Versteck.
Die Höhle war von außen her durch dichtes Buschwerk gut getarnt.
»Geht in die Höhle zurück«, sagte Zamorra. »Ich muß versuchen, Lo Sardo zu folgen.«
»Die Dunkelheit kommt«, warnte der Grieche. »Ihr begebt euch in Gefahr, wenn ihr ihm in den Wald folgt. Dort ist er zu Hause. Er ist so schnell wie ein Mensch auf einer Straße. Laßt ab davon, es ist umsonst.«
Zamorra antwortete nicht. Er mußte es versuchen.
Er lief auf den Waldrand zu. Die Stelle, wo Lo Sardo verschwunden war, hatte er sich genau gemerkt.
Aber der kleine Pfad, der ins Innere führte, hörte bald auf. Der Waldhang stieg steil an, und immer öfter versperrten Felsblöcke Zamorra den Weg.
Es wurde dunkel, und es wurde immer beschwerlicher, um diese Felsen herumzuklettern. Vor allem gab es keine Spuren auf diesem harten Boden. Und keine Richtung, die er einschlagen würde, konnte den Professor näher an den fliehenden Dämon heranbringen.
Er mußte die Verfolgung aufgeben, so ungern er es tat.
Aber er wußte, wo er den Mann, der sich selbst zum Rachegott gemacht hatte, einmal treffen würde, wenn es ihm nicht am Schauplatz eines seiner Verbrechen gelang.
Zamorra war in der Höhle gewesen, mit Nicole und Marcello.
Unmöglich, daß der Dämon nicht eines Tages dorthin zurückkehren würde. Dort würde Zamorra ihn erwarten.
Der Professor gab dem dringenden Bitten des Griechen und seiner Frau nach, über Nacht in ihrem Hause zu bleiben.
***
Zamorra mußte sich an die Abmachung mit Nicole und Marcello halten. Er hatte gleich am nächsten Morgen zum vereinbarten Treffpunkt zu fahren.
Melaos und seine Frau wollten ihn nicht ziehen lassen. Aber der Professor konnte sie beruhigen.
»Lo Sardo wird niemals versuchen, in das Haus einzudringen. Er sucht seine Opfer immer im Freien. Noch nie hat er jemand in einem Haus überfallen.«
»Aber er ist bestimmt in der Nähe«, sagte die Frau ängstlich.
»Auch ich nehme das an«, meinte Zamorra. »Er wird seinen Plan nicht aufgeben. Aber er kann ihn nicht ausführen, solange ihr euch in euren vier Wänden aufhaltet. Ich komme am Nachmittag zurück und werde nach dem rechten sehen. Vielleicht gelingt es mir, Lo Sardos Spur zu verfolgen.«
Dann fuhr der Professor in seinem Mietwagen los. In Richtung Ozieri.
Schon von weitem sah er Marcello, der mit dem geliehenen Motorrad gekommen war, am Ortsausgang warten.
»Etwas Neues, Professore?« fragte er, als Zamorra neben ihm hielt.
»Ein kleines Handgemenge mit dem Teufel«, sagte der Professor.
»Aber er ist mir entwischt.«
Zamorra berichtete, was am Tag vorher vorgefallen war.
Marcello pfiff durch die Zähne.
»Er wird zurückkommen«, sagte er nur.
Zamorra nickte. Der junge Mann hatte also den gleichen Gedanken, wie ihn Melaos und seine Frau ausgesprochen hatten.
»Auch ich nehme an, daß Lo Sardo in der Nähe bleiben wird. Aber nachdem ich mich zum Kampfe gestellt habe, wissen wir nicht, ob er seine Pläne ändern wird.«
»Was haben Sie vor, Professore?«
»Ich werde hier auf die Signorina warten. Sie wird im Laufe des Vormittags mit Sicherheit kommen. Du fährst inzwischen zurück und behältst die Gegend von Alghero und Sassari im Auge. Möglicherweise hat auch dort der Dämon noch Opfer auf seiner Racheliste. Höre dich gut um, und vergiß nicht, die betreffenden Familien zu warnen.«
Marcello nickte zustimmend.
»Ich werde morgen wieder hier sein«, sagte er. »Zur gleichen Stunde.«
Zamorra winkte ihm nach, als er sich noch einmal kurz umwandte.
***
Auf Nicole brauchte er nicht
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