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0077 - Der Mörder aus dem Nichts

0077 - Der Mörder aus dem Nichts

Titel: 0077 - Der Mörder aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder aus dem Nichts
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Kaltes an meinen Handgelenken. Ich wollte die Arme heben, aber das konnte ich nicht.
    Ich öffnete die Augen. Mein erster Blick fiel auf eine kahle geweißte Decke, an der eine trübe Glühbirne brannte. Ich senkte den Kopf und blickte an mir hinunter. Mein ganzer Körper war mit Stricken umwunden. Meine Arme waren nach vorn gelegt worden, und die unangenehme Kälte, die ich als erstes gefühlt hatte, stammte von einem Paar rostiger Handschellen.
    Ich befand mich in Frederic Toomins Keller, und ich lag auf dem Tisch, mitten zwischen umgestürzten und zerbrochenen Geräten, hingelegt wie ein Mann, an dem eine Operation oder Schlimmeres durchgeführt werden soll.
    Ais ich den Kopf ein wenig nach rechts drehte, fiel mein Blick auf eine Erscheinung, die schwer zu beschreiben ist. Zwei Schritte von mir entfernt, stand eine menschliche Gestalt, eingehüllt in ein enges Trikot, das alles vom Kopf bis zu den Füßen bedeckte. Das Trikot war von einer grauen häßlichen Farbe und aus einem groben, rupfenartigen Stoff, durch den sich längs und quer mattsilberne, sehr dünne Fäden zogen, als wäre in den schlechten Stoff irgendein kostbares Material mit eingewebt worden. Bis zu den Knien war diese seltsame Kleidung verschmutzt mit dunklen, fast schwarzen trockenen Flecken, und als der Mann jetzt langsam die Arme, die er bisher über der Brust verschränkt gehalten hatte, öffnete, sah ich, daß auch die behandschuhten Hände und der Stoff an den Armen bis zu den Ellenbogen diese Flecken aufwies. Ich wußte, sie rührten von Blut her.
    Die Hände hoben sich langsam zum Kopf der Erscheinung. Ich folgte ihrem Weg mit den Blicken. Der Mann im Trikot hatte kein Gesicht. Ein dichter Vorhang aus gewebten Fäden hing von der verdeckten Stirn fast bis zu seiner Bust. Jetzt faßten die behandschuhten Hände den Rand des Vorhangs, hoben ihn und schlugen ihn über den Kopf zurück. Ich blickte in das Gesicht von Frederic Toomin.
    ***
    Länger als zwei oder drei Minuten sahen wir uns schweigend an. Dann klaffte sein dünner Mund auseinander.
    »Wie gefalle ich Ihnen, G-man?« fragte er kichernd.
    »Sie sehen aus wie ein mittelalterlicher Henker«, sagte ich kalt.
    Er nickte ernsthaft. »Das bin ich auch, G-man. Ich bin der Henker, der die Schuldigen bestraft, wie es sich gehört.«
    Ich sah seine kleinen, tief in den Höhlen liegenden Augen. Ich sah das irrwitzige Licht darin, und ich wußte: Dieser Mann dort vor mir war wahnsinnig, ohne jeden Zweifel wahnsinnig.
    »Na, schlauer G-man«, kicherte Toomin irr. »So ein großer und starker G-man fällt auf das kleine Theater herein, das ein alter Mann ihm mit einer Schaufensterpuppe und einem bißchen Hilfegeschrei Vormacht. Es fällt ihm nicht einmal auf, daß ich extra die Tür für ihn offenließ, damit er es auch recht bequem hatte, mir in die Arme zu laufen.«
    »Woher wußten Sie, daß ich draußen war, Toomin?«
    »Ich dachte es mir einfach. Ich habe gemerkt, daß Sie schon einmal in meinem Haus waren. Ich merkte auch, daß Sie einen von den Strümpfen mitgenommen haben. Ich trug sie in jener Nacht, als ich den alten Bobo tötete, unter dieser Kluft, und der Köter blutete so mächtig, daß es durch diesen Anzug durchging bis auf die Kleider darunter.«
    »Warum machen Sie all diesen Unsinn, Toomin?« fragte ich langsam.
    Er schüttelte den Kopf. »Es kommt Ihnen nur unsinnig vor, G-man, aber es hat alles seinen Sinn und ist voller Gerechtigkeit. Natürlich war der Hund schuldlos, aber ihn mußte ich töten, sonst hätte ich meinen Zweck nicht erreichen können.«
    »Sie gehören in ein Irrenhaus«, sagte ich kalt.
    Sein Gesicht flammte auf, und er machte eine heftige Bewegung auf mich zu.
    »Sagen Sie das nicht noch einmal!« schrie er gellend. »Sonst…«
    »Was sonst?« fragte ich ruhig.
    Er ließ die erhobenen Fäuste wieder sinken.
    »Ich werde Sie bestrafen«, erklärte er mit einem Unter ton von Feierlichkeit in der Stimme. »Ich hätte Sie auch sonst getötet, aber das wäre eine Notwendigkeit gewesen. Jetzt wird Ihr Tod eine Strafe sein.«
    Trotz meiner verdammt ungemütlichen Lage konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Für mich kommt das auf das gleiche heraus, nicht wahr?«
    Er schien ernsthaft über diesen Satz nachzudenken.
    »Ja, das stimmt«, sagte er schließlich. Er zog die Stirn in Falten und überlegte.
    »Ich werde es so einrichten, daß Sie Ihren Tod langsam auf sich zukommen sehen, Minute für Minute.«
    Er drehte sich um. Es sah seltsam aus, wie er

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