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0078 - Der Todeszug

0078 - Der Todeszug

Titel: 0078 - Der Todeszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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nicht soweit«, wandte die etwas zaghafte Rosanna ein. »Vorher müssen viele Opfer den Weg zur Hölle gehen. Bisher hat Asmodis noch kein einziges.«
    »Aber bald. Denk nur daran, wie viele Menschen in einem einzigen Zug sitzen. Die Höllenhand wird sie packen und alle durchs Höllentor in die Dimensionen des großen Herrn und Meisters reißen.«
    »John Sinclair muß vorher erledigt werden!« meinte die walkürenhafte, aus allen Nähten platzende Blondine.
    Sie nagte an ihrer Unterlippe.
    »Das ist überhaupt kein Problem«, erwiderte die hochgewachsene Comtessa. Ihre strengen Gesichtszüge verzerrten sich vor Haß. Ihre Augen schienen zu glühen. »Der magische Anschlag ist gescheitert. Die Höllenhand konnte John Sinclair und Suko nicht fassen. Also müssen andere sie erledigen.«
    »Du meinst die Mafia?« fragte der elegant gekleidete junge Mann.
    »Natürlich, wen sonst? Ich werde gleich Don Anselmo in Celano anrufen. Er ist mir verpflichtet. Er soll Suko und John Sinclair umbringen lassen. Denn sie stören unsere magischen Kreise.«
    ***
    Der Verletzte wurde ins Hospital gebracht. Wir freuten uns für ihn, als die Röntgenaufnahmen ergaben, daß sein Bein nicht amputiert zu werden brauchte. Doch die komplizierten Brüche erforderten eine lange Behandlung.
    Immerhin war er mit dem Leben davongekommen. Der Bahndirektor Taza, die Kommissionsmitglieder und der stellvertretende Bahnhofsvorsteher waren inzwischen auch beim Hospital eingetroffen. Sie fuhren dann zum Bahnhof.
    Suko und ich wechselten im Hotel die Kleider. Ein Friseur in der Nähe des Hotels schnitt mir rasch die angesengten Haare kurz. Suko mit seinem spärlichen Schopf brauchte das nicht.
    Wir begaben uns zum Bahnhof, um mit den Kommissionsmitgliedern zu sprechen. Taza hatte mit der Bahndirektion in Rom und mit Pescara Verbindung aufgenommen. Die Einstellung des dürren Mannes zu dem Spuk und seine Haltung Gino Leone, Suko und mir gegenüber hatte sich grundlegend gewandelt.
    Taza gab zu, daß er sich geirrt hatte. Er bestätigte Leone, daß er ab sofort wieder seinen Dienst als Bahnhofsvorsteher versehen konnte. Außerdem sollte er wegen seines Einsatzes und treuer Pflichterfüllungen offiziell belobigt werden.
    Sein Motorrad würde ersetzt werden. Taza telefonierte mit Rom und Pescara und schickte Telegramme ab.
    Das Ergebnis stellte ihn nicht zufrieden.
    »Den Bahnverkehr auf der Linie für eine Zeitlang völlig einzustellen, ist nicht möglich«, erklärte er uns im holzgetäfelten Versammlungsraum des Bahnhofs. »Die Gründe sind nicht schwerwiegend genug. Man glaubt mir wohl in Rom und Pescara nicht so recht.«
    Er seufzte. Schließlich hatte er selber noch vor zwei Stunden Spuk und Übernatürlichem gegenüber eine mehr als skeptische Haltung eingenommen.
    »Ökonomisch gesehen, ist diese Entscheidung natürlich richtig«, fuhr er fort. »Die Bahnlinie ist schließlich eine Hauptverkehrsader. Aber andererseits ist mir gar nicht wohl bei dem Gedanken, daß weiterhin Tag und Nacht Züge mit vielen Menschen darin auf dieser Strecke fahren sollen. Nun, ich kann es nicht ändern.«
    Er beschwor Suko und mich, alles zu unternehmen, um den Höllenspuk schleunigst zu beenden. Wir hielten uns nicht länger im Bahnhof auf. Der Carabinieri-Leutnant hatte bereits nachgeforscht und verwies uns an eine alte Frau aus seiner Verwandtschaft, die uns mehr über die Frascatis erzählen konnte.
    Die Fahndung nach den zwei Mafiosi, die Suko am Vorabend hatten überfallen wollen, lief noch.
    Die alte Frau, eine Großtante des Leutnants, war die Witwe eines Gemischtwarenhändlers. Jetzt führten ihre Enkelin und ihr Mann den Laden, ein ganzer Schwarm Kinder spielte vor dem Haus.
    Der Streifenwagen hielt in der engen Gasse. Suko, ich und der Carabiniere, der uns hergefahren hatte und der dolmetschen sollte, stiegen aus. Der Leutnant hatte seine Verwandten schon telefonisch verständigt.
    Im Laden begrüßte uns die rundliche Ladeninhaberin. Sie führte uns die Holztreppe hoch in den zweiten Stock, wo ihre alte Großmutter ein Mansardenzimmer bewohnte.
    Da es inzwischen Mittagszeit war, schlug sie vor, für uns drei Portionen Spaghetti zu bringen, was wir aber dankend ablehnten. Das obligatorische Glas Wein mußten wir annehmen.
    Die alte Dame war schon weit über Achtzig, klein und schlank. Sie wog gewiß nicht mehr als neunzig Pfund.
    Aber sie war noch recht rüstig, aufgeschlossen und geistig voll auf der Höhe. Ihre Enkelin schenkte den Wein ein und stellte eine

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