0078 - Die Straße zum Schafott
leer.«
Ich zündete mir eine Zigarette an und sagte: »Also: Er ging absichtlich früher aus der Redaktion weg und gebrauchte die Kopfschmerzen als Vorwand. Gehen wir mal von dieser Theorie aus. Was ergibt sich dann?«
Stringer schob den Kopf vor. Sein intelligentes Gesicht leuchtete geradezu vor Freude über seinen Einfall.
»Nehmen wir an, Celham wusste wirklich von einem geplanten Verbrechen seines Bruders. Nehmen wir weiter an, der Reporter hätte mich belogen, weil er die Sache irgendwie für eine Zeitung ausschlachten wollte. So etwas kommt ja leider bei unserer Presse sehr oft vor.«
»Sie meinen«, fuhr Anderson fort, »dieser Ollegan hätte gewusst, dass sich um elf in Correns Garage etwas abspielen sollte, täuschte Kopfschmerzen vor und ging hin, um Augenzeuge zu werden?«
»Natürlich!«, rief ich.' »So kann es gewesen sein! In den Akten stand, dass Ollegan eine Kamera bei sich hatte und ein Blitzlichtgerät! Glauben Sie, dass ein Reporter das dauernd mit sich herumschleppt?«
»Dauernd wohl nicht, sondern doch wohl vorwiegend dann, wenn er damit rechnet, dass es etwas geben wird, was er fotografieren könnte.«
Stringer hatte es gesagt. Jetzt hieb er mit der flachen Hand durch die Luft und fuhr fort: »Sprechen wir es doch ruhig aus: Warum soll Cendly nicht von den Gangstern der Celham-Gang ermordet worden sein? Kann nicht gerade dies der Plan gewesen sein, von dem Joe Celham erfahren hatte und den er an den Reporter weitergab in der Stunde seines Todes?«
Ich beendete die Diskussion mit der nüchternen Feststellung: »Kollegen, wir wollen uns nicht uns Uferlose verlieren mit Annahmen, für die wir nicht den kleinsten Beweis haben. Ich verspreche Ihnen, dass ich mich sehr eingehend um die ganze Sache kümmern werde.«
Wir tranken noch einen Schluck Whisky zusammen, dann verabschiedeten sie sich. Ich wartete, bis ihr Wagen verschwunden war, dann sah ich meine Dienstpistole nach. Ich hatte noch nicht vor, schlafen zu gehen.
Jack Correns Stunden waren gezählt, und ein Justizirrtum dieser Art ist leider nicht wiedergutzumachen, denn ein Toter bleibt tot, auch wenn man seine Unschuld hinterher herausbekommt…
***
Ich fuhr ins Distriktgebäude und ging hinauf ins Archiv. Der Kollege von der Nachtbereitschaft sah mich überrascht an.
»Was machst du denn noch um die Zeit im Haus, Jerry?«, fragte er. »Du hast doch heute Tagdienst gehabt, und jetzt ist es schon nach eins!«
Ich zuckte die Achseln.
»Corren soll am Freitag um drei Uhr dreißig hingerichtet werden.«
»Und?«
»Wahrscheinlich war er es gar nicht.«
»Was?«
In Bills Gestalt kam Leben.
»Donnerwetter!«, staunte er. Und dann setzte er sofort hinzu, weil er verstanden hatte, um was es jetzt ging. »Also los, Jerry! Was brauchst du?«
»Alles über die Celham-Gang, was da ist.«
»Das werden wir gleich haben«, versprach er und suchte in seinen Regalen.
Nach kurzer Zeit kam er mit einer dünnen Akte zurück.
»Wir haben nicht viel von den Burschen«, sagte er entschuldigend. »Ich kann’s nicht ändern, Jerry, tut mir leid.«
Ich setzte mich in eine Ecke und studierte die Akten. Viel kam wirklich nicht dabei heraus, denn amtlich war verdammt wenig über die Celham-Gang bekannt. Unsere Spitzel hatten uns praktisch nicht viel mehr gemeldet, als dass die Bande existierte und wie ihre Mitglieder hießen. Danach hatte dann unser Archiv einige personelle Rückfragen gehalten und von jedem Gangster wenigstens so etwas wie einen knappen Lebenslauf zustande gebracht.
Die Bandenmitglieder waren: Bill Celham, Boss der Bande, 29 Jahre alt, geboren in New York City.
Tim Joyce, 33 Jahre alt, geboren in New York City.
Henry Morgan, 24 Jahre alt, geboren in Escabana, Michigan.
Jean Craire, 19 Jahre alt, geboren in Houston, Texas.
Boyd Rack, 26 Jahre alt, geboren in Flagstaff, Arizona.
Slim More, 28 Jahre alt, geboren in Denver, Colorado.
Das war die Celham-Gang. Als Aktennotiz stand der Zusatz: Achtung! Alle Bandenmitglieder sind bewaffnet!
Na, und wenn das bei uns schon als Aktennotiz erscheint, dann weiß ein G-man, was es mit den Leuten auf sich hat…
Es war kurz nach zwei, als ich das Dienstgebäude wieder verließ. Ich fuhr mit meinem Jaguar zur Ecke der Third Avenue Bridge, aber ich ließ den Wagen zwei Häuserblocks vorher, an der Ecke der 126. Straße, stehen. Ich stieg aus und drückte die Tür leise zu, denn ich wollte niemanden auf mich aufmerksam machen.
Langsam ging ich die Straße entlang. Die Third Avenue lag
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