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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Straße zum Schafott
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unser Mann zurück.
    »Kein Nachtwächter«, meldete er lakonisch.
    »Na also«, sagte ich, »Die Löcher im Indizienbeweis gegen Corren werden immer größer«, murmelte Hywood. »Wenn nur sein idiotisches Geständnis nicht wäre. Ich glaube, das hat es auch noch nicht gegeben, dass ein halbes Dutzend Polizeibeamte sich wie Besessene bemühen, die Unschuld eines Mannes zu beweisen, der aus Leibeskräften versichert, dass er schuldig sei.«
    Wir schwiegen, denn dazu war nichts zu sagen. Der wunde Punkt unserer ganzen Arbeit blieb nach wie vor Correns unerschütterliches Geständnis.
    »Störe ich?«, ertönte plötzlich die sanfte Stimme unseres Freundes Stringer.
    Er stand auf einmal neben uns, ohne dass ihn jemand hätte kommen sehen.
    »Meine Güte, Stringer«, seufzte Anderson, »mit Ihnen erlebt man aber auch immer und überall seine Überraschungen. Wo haben Sie sich denn die ganze Zeit herumgetrieben?«
    Stringer nahm seinen Hut ab und rieb verlegen über das Schweißleder. Er zuckte wie entschuldigend die Achseln und murmelte: »Wissen Sie, ich wollte doch auch gern etwas für Mister Corren tun. Aber dazu habe ich doch nur nachts Zeit, denn der Dienst im Revier tagsüber muss ja auch gemacht werden. Ich wollte meinen Teil beitragen, indem ich Ihnen schon ein wenig Arbeit abnahm.«
    Wir staunten über die schlichte Art, mit der Stringer nebenher erwähnte, das er bereits einiges geklärt hätte.
    »Zum Teufel!«, fluchte Hywood, »spannen Sie uns gefälligst nicht auf die Folter! Sagen Sie schon, was Sie herausbekommen haben!«
    Stringer nickte.
    »Jawohl, Sir«, sagte er. »Zuerst habe ich mich bemüht, die Person des Toten zu identifizieren. Ein Beamter vom Spurensicherungsdienst gab mir einen Tipp über die Herstellerfirma seiner Krawatte. Es ist das kleine Krawattenhaus in der First Avenue, Sie kennen es vielleicht. Ich beschrieb dort das Aussehen des Toten. Der Besitzer wusste sofort, von wem die Rede war. Der Tote ist John E. Carson, wohnhaft 48 Second Avenue. Er ist bekannt für den Verkauf von Markenuhren unter dem festgesetzten Verkaufspreis.«
    Ich erinnerte mich, davon gelesen zu haben. Einige Uhrenhändler hatten gegen einen Kollegen einen Prozess angestrengt, weil der öffentlich erklärt hatte, die Gewinnspanne, die die Herstellerfirmen dem Einzelhandel einräumten, erscheine ihm angesichts des Uhrenpreises zu hoch. Er sehe nicht ein, warum er Uhren für siebzig Dollar verkaufen sollte, wenn er sie auch für zweiundfünfzig noch mit Verdienst verkaufen könnte. Über den Ausgang dieses Prozesses war mir nichts bekannt, aber dass die anderen Uhrenhändler garantiert nicht sehr freundlich auf diesen Kollegen zu sprechen waren, konnte man sich an fünf Fingern abzählen.
    »War denn der Krawattenhändler schon auf, als Sie kamen?«, fragte Anderson.
    »No«, erklärte Stringer bescheiden. »Ich habe mir gestattet, ihn zu wecken.«
    »Jedenfalls haben Sie uns wirklich Arbeit erspart«, nickte Hywood zufrieden, während er sich die Personalien des Toten notierte.
    »Oh«, fuhr Stringer lebhaft fort, »das ist noch nicht alles. Ich erinnerte mich der Aussage des Reporters, als wir Joe Celham aus seinem Zimmer abholten. Joe Celham soll danach gesagt haben, dass sein Bruder ihm sein Mädchen entführt hätte. Ich ließ ein paar Beziehungen spielen, die ich zum Glück in dieser Gegend habe. Folgendes ergab sich: Joe Celhams Freundin heißt Bell Condridge. Sie wohnte bei ihren Eltern, 435 East Seventeenth Street. Eine telefonische Rückfrage beim Hauptquartier ergab, dass die Eltern tatsächlich schon vor einigen Tagen ihre Tochter als vermisst gemeldet haben…«
    Wir starrten uns sprachlos an.
    »Donnerwetter«, murmelte Phil. »Sie sind ja eine Kanone, Stringer!«
    Der Farbige wehrte bescheiden ab.
    »Ich wollte nur versuchen, auch etwas zur Lösung des Falles Correns beizutragen«, erklärte er noch einmal.
    »Jetzt muss ich leider gehen, denn mein Dienst beginnt in fünfunddreißig Minuten, und ich muss mich noch rasieren. Ich bin sicher, dass der Anstoß jetzt gegeben ist. Jack Corren wird bestimmt noch rechtzeitig von Ihnen befreit werden, meine Herren, und dafür möchte ich Ihnen schon jetzt danken. Guten Morgen, meine Herren!«
    Er lüftete höflich seinen Hut, verbeugte sich und ging. Wir sahen ihm lange nach, wie seine hohe Gestalt mit gemessenen Schritten die Straße entlangging, ruhig, korrekt und mit der gesammelten Kraft eines Mannes, der genau weiß, was er will.
    ***
    Phil und ich

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