0079 - Das Gespensterschiff
bestehend aus Sandwiches mit verwelkten Salatblättern und etwas Wurst und Käse, zu bereiten. Der kleinere hatte einen Teil der Sitzbank abgeräumt und öffnete Dosenbier.
»Euere Namen?« sagte Zamorra fragend.
»Ich bin Joey«, antwortete der kleinere. Er hatte eine schlecht operierte Hasenscharte und listige Augen. Seit mindestens einer Woche hatte er sich nicht mehr rasiert, so daß Zamorra vom Anblick eines Großteils seines Gesichtes verschont blieb. Der Mann war Strandgut der Gesellschaft; irgendwo angeschwemmt und dann liegengelassen. Das schloß nicht aus, daß man sich im Bedarfsfalle auf ihn verlassen konnte.
»Man nennt mich José«, sagte der Lange. »Wollen Sie tatsächlich meinen echten Namen wissen?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Nicht nötig.«
Er musterte auch José.
Der Lange war spindeldürr und blond wie Sand, auf den die Sonne scheint. Der spanische Name paßte zu ihm wie ein Eskimo in die Karibik. Zamorra vermutete, daß er in Wirklichkeit Holländer oder Skandinavier war. Jedenfalls waren weder Englisch noch Spanisch seine Muttersprachen. Auch er ein Angeschwemmter.
»Wo ist der dritte im Bunde?« fragte Zamorra.
»M’babwo?« antwortete Joey mit einer Gegenfrage. Joey lispelte ein wenig.
»Den Maschinisten meine ich.«
»Ich bin hier«, antwortete eine gutturale Stimme in Zamorras Rücken. Der Professor fuhr herum. Der baumlange Neger verdunkelte den Eingang besser als die Tür mit den vielen Ritzen. »Ist das Essen endlich fertig, José? Ich habe Hunger.«
»Du hast immer Hunger«, brummte der flachsblonde José.
Die Mannschaft ignorierte Professor Zamorra vollkommen. Zamorra räusperte sich.
»Sie auch ein Sandwich?« fragte José.
Zamorra verneinte ärgerlich. Er hatte mit den Leuten zu reden, und es gab Wichtigeres für ihn, als über das Abendbrot zu diskutieren.
»Meinetwegen kaut ihr, bis euch die Kiefer krachen«, entfuhr es ihm. »Hauptsache, ihr seid nicht so laut, daß ihr mich noch verstehen könnt.«
Nun musterten ihn die Männer doch. Nicht feindselig, aber auch nicht freundlich. Eher erwartungsvoll.
»Eine Frage vorab«, sagte Zamorra. »Was hat euch Gloster über mich erzählt?«
»Daß Sie ein komischer Vogel sind, Mister«, antwortete José. »Und daß wir keine dämlichen Fragen stellen sollen.«
»Ihr habt einen vernünftigen Boß. Habt ihr auch Waffen?«
Die drei Männer sahen sich an. Dann schauten sie wieder auf Zamorra.
»Wollen Sie Fische schießen?« fragte José.
»Gloster hat gesagt, daß ihr keine dämlichen Fragen stellen sollt. Mit Sicherheit hat das auch für Sie gegolten. Also?«
»Sie wollen doch nicht das Schiff kapern?«
»Natürlich nicht. Aber es ist möglich, daß es heute abend noch zu einer Schießerei kommt…«
Zamorra ließ seinen Satz einige Sekunden wirken und betrachtete sich die drei ungleichen Männer, die plötzlich gleich betreten schauten.
José blieb ihr Wortführer.
»Dann kehren wir um. Für die lausige Heuer, die Gloster uns bezahlt, halten wir doch nicht unsere Köpfe hin.«
»Wie hoch ist dann euer Preis? Natürlich bezahle ich für ein Risiko, in das ihr eingeht.« Zamorra zog seine Brieftasche. »Würden fünfhundert Dollar pro Nase reichen?«
Waren die Männer schon vorher überrascht, so zeigten sie ihr Erstaunen jetzt noch deutlicher. Synchron klappten ihre Münder auf und wollten sich nicht wieder schließen. Professor Zamorra fächerte fünfzehn Hunderter auf die einzige freie Fläche auf dem schmalen Klapptisch. Die Blicke der Männer saugten sich daran fest.
Keiner von ihnen sah danach aus, als ob er schon jemals so viel Geld in der Hand gehabt hatte. Wer auf den Bahamas nicht im Touristengewerbe arbeitete, war arm dran.
»Bedient euch«, sagte Zamorra knapp und zog seine eigene Pistole. Er stellte sich vor den Eingang, damit er den Rücken frei hatte. Immerhin hätte es einem der Männer einfallen können, das Geld zu nehmen und ihn dann trotzdem umzubringen, in der Hoffnung, es wäre vielleicht noch mehr zu holen.
»Ihr seht, ich bin bewaffnet«, meinte Zamorra. »Nur für den Fall, daß einer von euch auf dumme Gedanken kommt.«
Doch Zamorra hatte mehr vorsorgend gehandelt. Wie ihr Boß waren auch die Männer der Crew ehrliche Halunken. Mat Sarp hatte ihm doch den bestmöglichen Tip gegeben.
»Für fünfhundert Bucks schwimme ich mit einem Hai um die Wette, Mister Mister.« M’bawo stotterte fast. »Meine Knarre gehört Ihnen. Kann ich mir das Geld wirklich nehmen?«
Seine großen
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