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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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bedacht, um ihn zufriedenzustellen.
    Aber lange würde das Doppelspiel nicht mehr gutgehen. Das wußte ich. Das wußten auch die anderen. Helen Baran alias Fluffy Elihu war fällig. Kein noch so ausgekochter Anwalt konnte sie retten. Sollten wir sie schon jetzt verhaften?
    Wir kamen überein, so lange damit zu warten, bis wir sämtliche Halunken — große und kleine — im Sack hatten und nur zuzuziehen brauchten. Mit anderen Worten: Wir wollten sie auf frischer Tat erwischen.
    Ich hatte inich aus begreiflichen Gründen nicht mehr in der Cataract Bar sehen lassen, aber Phil hatte es geschafft, dort Fuß zu fassen- Daß er es fertigbrachte, die Elihu-Gangster nicht mißtrauisch zu machen, ist nur so zu verstehen: Phil besitzt ein gerütteltes Maß Menschenkenntnis und Anpassungsvermögen, außerdem kann er wie kaum ein anderer mit Witzen und lustigen Geschichten aufwarten. Seine Gabe, mit Menschen aus jeder Schicht umzugehen, ist bei Vorgesetzten und Kollegen bekannt. Daß er den Gangstern Runden spendierte, half ihm bei seinem Vorhaben.
    Die Bande grölte, wenn Martin Rouper aus Salt Lake City zur Tür hereinkam. Sein Geld, so hatte er augenzwinkernd zu verstehen gegeben, hätte mal in einer Bank gelegen, die hauptsächlich Mormonen zu ihrer Kundschaft zählte. Er sei nur deshalb Fahrer bei einem Mormonenapostel geworden, um dessen Namenszug zu studieren und herauszubekommen, wo er nachts sein Scheckbuch liegen hatte.
    Noch etwas muß erwähnt werden. Als Neville den Koffer des angeblich nach Chicago zurückgekehrten Geschäftsmannes Waites im Golden Star Hotel abholte, stellte er an dem von Phil gestreuten Pulver fest, daß sich jemand in dem Zimmer zu schaffen gemacht hatte. Auch der Koffer war mit einem Nachschlüssel geöffnet worden. Zum Glück hatte der Bursche das Geheimversteck im Koffer mit dem für mich bestimmten Zettel nicht entdeckt.
    Der Polizeichef ließ die von Neville festgestellten Fingerabdrücke mit denen in seiner Verbrecherkartei vergleichen — und heraus kam, daß ein ehemaliger Hotelangestellter namens Samy Robertson, genannt Little Samny, der Eindringling gewesen war. Little Samny gehörte jetzt zur Elihu-Gang.
    So kam ein. Stein zum anderen. Langsam, aber stetig rückte unsere Stunde näher — die Stunde der großen Abrechnung.
    Längst spielte ich in Joes Inn nicht mehr Aushilfskellner, ich war Logisgast mit voller Verpflegung. Old Joe und seine Frau hatten mich in ihr Herz geschlossen, und eines Abends, als Joe wieder einmal blau war, fragte er mich, ob ich später nicht seine Kneipe übernehmen wollte. Er hätte lange genug hinterm Tresen gestanden, seine Alte wäre es auch leid. Dicke Tränen kullerten über seine Backen, als ich ihm zu verstehen gab, ich hätte andere Pläne.
    Mit Mac Elihu schien es nicht zum besten zu stehen, wie gemunkelt wurde. Seine Verletzung heile nicht, ins Krankenhaus wolle der Boß auch nicht, warum, war klar. Er ließ sich von einem Quacksalber behandeln, der anscheinend mit seinem Latein am Ende war.
    Die Leitung der Gang lag jetzt in Händen von Fluffy allein. Daß der angebliche Mac Elihu — Mac mit der Hasenscharte — gezwungen war, sich im Zimmer aufzuhalten, kam mir sehr gelegen. Auf diese Weise lief ich keine Gefahr, ihm zu begegnen und von ihm erkannt zu werden. Aber ich wollte ihn sehen.
    Kurz vor Mitternacht preßte ich mich an die Wand eines Hauses in der Clifton Street unweit Ecke Erie Street. Und zwar stand ich in einem Hinterhof. Es war recht kalt für die Jahreszeit, direkt winterlich kalt. Vom See her fegte ein Wind, der durch Pullover und Jackett drang. Meinen Mantel hatte ich zu Hause gelassen, um nicht behindert zu sein.
    Über den beiden vergitterten Fenstern, die zum Zigarrenladen gehörten, lag die Wohnung, der mein heimlicher Besuch galt. Durch die zugezogenen Vorhänge eines Fensters drang Licht. In dem Raum dahinter befand sich der Mann, den ich sehen mußte. Wenn ich Glück hatte, konnte ich ihn durch einen Spalt zwischen den beiden zugezogenen Teilen des Vorhanges beobachten.
    Ob der Gangsterboß und sein Liebchen allein waren oder ob sich jemand bei ihnen befand, wußte ich allerdings nicht. Der Vormann Abe, ein dem Boß hündisch ergebener Revolvermann, hielt sich des öfteren bei ihm auf.
    Aber wie hinaufkommen?
    Das erleuchtete Fenster gehörte zu einem Eckzimmer, und gleich neben dem Fenster ging eine Regenröhre vorbei. So ein Abflußrohr mag in Kriminalromanen eine wahre Himmelsleiter für Einbrecher sein, aber die

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