007a - Amoklauf
unterschied sich in nichts von ähnlichen Zimmern. Es roch nach Desinfektionsmitteln und war kühl. Die Jalousien waren heruntergezogen. Ich blickte in den Instrumentenschrank und durchstöberte den Medikamentenschrank, fand aber nichts Interessantes.
Das Nebenzimmer war als Labor eingerichtet. Ich öffnete wieder alle Schränke und kam schließlich an einen, der sich nicht öffnen ließ. Ich drückte das Amulett gegen das Schloß und zuckte zurück. Es hatte sich verfärbt und mir einen elektrischen Schlag versetzt. Wütend preßte ich die Lippen zusammen. Hewitt hatte einen Bann auf den Schrank gelegt, den ich nicht zu brechen imstande war.
Unwillig verließ ich das Labor, schloß alle Türen und stieg in den zweiten Stock. Dort blickte ich in einen elegant eingerichteten Vorraum, die großzügig ausgestattete Küche und das Schlafzimmer. Dann kam ich nicht mehr weiter. Eine unsichtbare Wand versperrte mir den Weg. Es gelang mir nicht, die nächste Tür zu öffnen. Ich trat einige Schritte zurück und warf mein Amulett gegen die Tür. Es zischte laut, als würde man ein glühendes Eisen in Wasser tauchen. Das Amulett prallte ab, als hätte ich es gegen eine Gummiwand geschleudert. Blaue Funken sprühten. Ich hob es auf und hängte es mir um den Hals.
Mein Besuch war nicht sehr fruchtbar gewesen. Nachdenklich kratzte ich mir das Kinn und zwirbelte meinen Oberlippenbart. Widerwillig mußte ich eingestehen, daß ich nicht weiterkam. Ich hatte keine Möglichkeit, die unsichtbare Sperre zu durchbrechen. Vielleicht wäre es Coco möglich gewesen, die noch immer über einige magische Fähigkeiten verfügte. Wieder wurde mir bewußt, wieviel ich noch zu lernen hatte, um erfolgreich gegen die Dämonen vorgehen zu können.
Es wäre jetzt natürlich leicht für mich gewesen, einige nette Fallen für Hewitt zu errichten, doch ich nahm davon Abstand. Er sollte keine Ahnung haben, daß ihm jemand auf der Fährte war; er sollte sich in Sicherheit wiegen.
Ich drehte mich um und wollte eben die Wohnung verlassen, als ich Schritte hörte. Rasch duckte ich mich hinter einen Schrank. Die Tür wurde geöffnet, und eine junge Eingeborene trat ein. Sie trug einen knöchellangen Sarong und eine ärmellose Bluse. Die Frau bemerkte meine Anwesenheit nicht. Ihr Gesichtsausdruck war starr und die Augen blicklos nach innen gerichtet. Sie ging an mir vorbei und betrat die Küche. Erleichtert atmete ich auf. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mir die Eingeborene vorzunehmen, doch damit hätte ich mich bei Hewitt verraten. Also verließ ich rasch das Zimmer, zog die Tür geräuschlos zu, hastete die Stufen hinunter, lief durch den Garten, riß die Eisentür auf und sperrte sie hinter mir wieder ab. Dann ging ich langsam durch die Gasse zu Glorias Volkswagen, klemmte mich hinters Steuer und blieb sitzen.
Fünf Minuten später kehrte Hewitt zurück. Er parkte seinen Wagen vor dem Haus, stieg aus, ohne sich umzublicken, sperrte das Haustor auf und trat ein. Unwillkürlich fingen meine Hände zu zittern an. Wenn ich nur kurze Zeit länger im Haus geblieben wäre, hätte er mich entdeckt.
Ich stieg aus dem Wagen und blickte mich um. Schräg gegenüber von Hewitts Haus stand ein primitiver Bau, zweistöckig und ziemlich heruntergekommen. Wohnungen zu vermieten , stand auf einem Schild. Vielleicht war das eine Möglichkeit, eine Wohnung zu mieten und von hier aus Hewitts Haus zu beobachten.
Ich ging in das Haus. Unglaublicher Gestank empfing mich. Nur mühsam konnte ich meinen Brechreiz unterdrücken. Alle schlechten Gerüche der Welt schlugen mir entgegen. Es stank nach verfaultem Fisch, Kot und Urin.
Ich hatte einige Schwierigkeiten, mich mit dem Hausbesitzer zu unterhalten, der ein alter, zahnloser Mann war, kein Englisch konnte und dessen Malaysisch für mich nahezu unverständlich war. Es dauerte lange, ehe er begriffen hatte, daß ich eine Wohnung suchte, doch dann grinste sein faltiges Gesicht. Umständlich holte er einen Schlüsselbund hervor und zeigte mir drei Wohnungen, die alle unbeschreiblich dreckig und schmierig waren. Die dritte lag im zweiten Stock und bestand aus einem einzigen Zimmer, das nur ein Fenster besaß, von dem aus ich aber einen wunderbaren Blick auf Hewitts Haus hatte. Ich mietete das Loch und zahlte einen Monat im voraus, was den Besitzer zu einigen Verbeugungen veranlaßte. Mit großer Geste überreichte er mir zwei Schlüssel und verschwand.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich an den Geruch gewöhnt hatte. Der
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