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007b - Duell mit den Ratten

007b - Duell mit den Ratten

Titel: 007b - Duell mit den Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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jedoch einen auffallend dürren Gänsehals, der wahrscheinlich altersbedingt war. Mit seinen nahezu siebzig Jahren war er die älteste Lehrperson am Internat. Er wirkte aber noch unglaublich rüstig. Ansonsten stocherte er ständig in seinen Zähnen herum und bohrte in seiner überhängenden Nase, wenn er sich unbeobachtet fühlte.
    Mortimer Wisdom sah ihn belustigt an. »Es ist doch kein Geheimnis, daß Mike etwas mit der Skeates hatte. Die beiden …«
    »Mr. Wisdom«, rief Cäcilia Whitley empört und sprang auf. Sie raffte ihre Tasche an sich und stolzierte mit hocherhobenem Haupte aus dem Raum. Kurz darauf verabschiedeten sich auch Theophil Crump und Benjamin Flindt. Als Coco mit Miß Doyle und Mortimer Wisdom allein war, hatte sie irgendwie das Gefühl, überflüssig zu sein. Sie entfernte sich mit der Begründung, daß Mrs. Reuchlin sie zum Diktat erwarten würde.
    Als sie in ihr Büro kam, hörte sie Stimmen.
    Die weibliche Stimme sagte: »Nicht hier, Mortimer. Laß das! Wenn uns jemand überrascht!«
    Daraufhin folgte ein kehliges Männerlachen, und die Stimme von Mortimer Wisdom sagte: »Weißt du, daß du einen herrlichen Busen hast, Amalia? Wer hätte das vermutet?«
    »Finger weg!« sagte Amalia Doyle.
    »Und dein Temperament kannst du auch vorzüglich verbergen. Was ist – treffen wir uns nach dem Dinner im Geräteschuppen?«
    Coco verließ schnell ihr Büro, um das hochnotpeinliche Gespräch, das die beiden im Speisesaal führten, nicht länger belauschen zu müssen. Als sie fünf Minuten später zurückkam, waren die Stimmen verstummt.

    Michael Lundsdale war am Ende seiner Kräfte. Am liebsten hätte er seine Koffer gepackt und wäre von hier fortgelaufen. Aber das verbot ihm sein Stolz, und außerdem liebte er seinen Beruf über alles. Wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er schon längst gekündigt. Vielleicht würde er es auch noch tun. Er war sicher, daß ihn die Kinder noch schafften, wenn auch noch eine kleine Hoffnung bestand, daß er als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervorging.
    Ja, es war eine Auseinandersetzung, ein Kampf zwischen dem Lehrer und seinen Schülern um die Vormachtstellung. Es mußte ihm nur gelingen, den Widerstand ihres Anführers zu brechen, dann würde er auch die anderen für sich gewinnen können. Aber Prosper war hart wie Stahl, kalt wie ein Fisch, böse wie der Teufel. Er war ein Ungeheuer.
    Nein, so durfte er nicht denken! Wenn er in solchen Bahnen dachte, dann konnte er seinen Beruf gleich aufgeben. Prosper war zugegebenermaßen ein schwieriges Kind, das ihn schon vor so manche unlösbare Aufgabe gestellt hatte, aber er war im Grunde nicht schlechter als alle anderen Kinder auch. Obwohl sich Mike das einredete, sah er der Unterrichtsstunde mit Bangen entgegen. Was würden diese Teufel heute wieder gegen ihn aushecken?
    Als die ferne Kirchenuhr elf Mal schlug, betrat er das Klassenzimmer. Die Kinder sprangen wie von der Tarantel gestochen von ihren Plätzen auf und standen stramm. Mike nahm es überrascht zur Kenntnis. Es hatte Tage gegeben, da hatten sie ihm einen viel unangenehmeren Empfang bereitet. Er erinnerte sich mit Schaudern daran, wie er eines Morgens die Schublade seines Schreibtisches geöffnet und darin eine säuberlich sezierte Ratte vorgefunden hatte. Alle Organe waren peinlichst aufgespießt gewesen, und daneben hatte ein Zettel gelegen, mit dem Text: Unserem geliebten Lehrer für einen anschaulichen Unterricht.
    Er hatte Jimmys Handschrift erkannt, doch der Junge hatte unter Tränen geleugnet, ihm diesen Streich gespielt zu haben. Mike konnte auch nicht glauben, daß James Caine es gewesen war, obwohl die Indizien gegen ihn sprachen. Denn Jimmy war von allen Zöglingen noch der bravste, eigentlich ein ausgesprochener Musterschüler. Er war viel mehr davon überzeugt, daß Prosper oder einer seiner Freunde Jimmys Handschrift nachgeahmt hatten. Als Mike jedoch der Direktorin seine Vermutung unterbreitet hatte, behauptete sie, daß ein zwölfjähriger Junge wohl kaum in der Lage sei, die Handschrift eines anderen so exakt nachzuahmen. Das hatte etwas für sich. Und so mußte Mike seinen Lieblingsschüler bestrafen, obwohl er von seiner Unschuld überzeugt war.
    Aber das war noch einer der harmloseren Vorfälle gewesen. Einmal hatte er geglaubt, von der Schwärze der Tafel verschluckt zu werden, und als Prosper ihn ein anderes Mal in eine Diskussion verwickelte, brachte dieser ihn mit seinen Argumenten fast um den Verstand. Mike wischte all

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