007b - Duell mit den Ratten
imposante Mausoleum durch die Büsche schimmern und erreichte dann den Teich. Er hatte seinen Namen nach der Faun-Statue, die auf der anderen Seite aus den Büschen ragte. Die Legende behauptete, daß es sich bei der Statue um den Geliebten der Schloßherrin handelte, der an Ort und Stelle zu Stein erstarrt war, als der Schloßherr die beiden in flagranti erwischte. Der Teich war an allen Seiten von dichtem Schilf umsäumt. Auf der gegenüberliegenden Seite führte ein schmaler Holzsteg durch den Schilfgürtel ins Wasser.
Coco hörte ein Geräusch, als würde man einen Luftballon zum Platzen bringen. Gleich darauf erscholl wieder das Kinderlachen.
»Wollen wir es noch einmal versuchen?« hörte sie Theophil Crump fragen.
»Au ja, Theo«, hörte sie die Kinder rufen.
Sie teilte die Büsche, so daß sie Theophil Crump und die vier Kinder, die ihn umringten, sehen konnte. Es handelte sich – wie hätte es anders sein können – um Prosper Fludd, seinen besten Freund Anthony Peal sowie Warren Crocker und Alexander Gates, die Prosper an Bösartigkeit um nichts nachstanden. Mortimer Wisdom hatte ihr zu berichten gewußt, daß die beiden einmal ins Badezimmer gekommen waren, als die prüde Miß Whitley gerade splitterfasernackt unter der Dusche stand. Miß Whitley hatte behauptet, die Tür verriegelt zu haben, die beiden Zöglinge dagegen behaupteten das Gegenteil. Aussage stand gegen Aussage. Mrs. Reuchlin verfolgte den Fall nicht weiter.
»Paßt auf!« sagte Theophil Crump und hielt eine strampelnde Kröte hoch. »Gib mir den Strohhalm, Alex!«
Alexander Gates überreichte ihm kichernd den Strohhalm. Theophil Crump führte den Halm in das Hinterteil des Frosches ein, nahm das andere Ende in den Mund und blähte die Backen auf. Coco wandte sich angeekelt ab und machte, daß sie wegkam. Nach wenigen Schritten hörte sie das Knallen des zerplatzenden Krötenkörpers, und das darauffolgende Lachen der Kinder.
»Und jetzt in den Speisesaal mit euch!« hörte sie Mr. Crump launisch rufen.
Es war ihr schon vom ersten Tag an aufgefallen, daß er der einzige Lehrer war, der sich mit den Kindern verstand. Jetzt wußte sie, wieso das so war.
Coco hatte sich den ganzen Nachmittag über in ihre Arbeit vertieft. Plötzlich, gegen sechzehn Uhr, hörte sie Lärm auf dem Korridor: Stimmen von mehreren Personen und Getrampel unzähliger Schuhe. Ohne lange zu überlegen, verließ sie ihr Zimmer.
Sie sah Miß Doyle, die Jimmy Caine am Ohr gepackt hatte und ihn mit sich zerrte. In ihrem Fahrwasser folgten Mortimer Wisdom, der Chemieprofessor Benjamin Flindt, Prosper Fludd und zwei weitere Zöglinge, von denen sie sich nur die Vornamen, Bob und Peter, gemerkt hatte. Jimmy Caine heulte fürchterlich.
Coco ging der Prozession, die auf das Direktionszimmer zusteuerte, entgegen. »Was ist denn passiert?« erkundigte sie sich.
»Ich war es nicht«, beteuerte Jimmy mit tränenerstickter Stimme. »Ich schwöre es, Miß Swanson! Ich bin kein Bettnässer!«
»Pah!« machte Miß Doyle naserümpfend. »Ich habe den Fleck in seinem Bett selbst gesehen.«
Sie klopfte an die Tür der Direktion, und als Mrs. Reuchlins »Herein!« ertönte, trat sie mit Jimmy ein. Die anderen blieben im Korridor zurück.
Als Coco Prospers Blick begegnete, vermeinte sie seine Augen triumphierend aufleuchten zu sehen. Sie zog sich wieder in ihr Büro zurück, das an das von Mrs. Reuchlin angrenzte. Durch die undichte Verbindungstür hörte sie, was nebenan gesprochen wurde.
Miß Doyle schilderte gerade: »Ich hatte heute Aufsicht im Schlafsaal. Als ich um fünfzehn Uhr dreißig nach beendeter Schlafpause wie immer die Betten kontrollierte, fiel mir auf, daß das Laken von Jimmys Bett ganz naß war. Ich stellte ihn zur Rede, aber er behauptete, daß er es nicht gewesen sei. Erzähle der Frau Direktor, was du mir schon gesagt hast!«
Die Worte kamen nur stockend über Jimmys Lippen. »Ich habe geschlafen – wirklich. Plötzlich spürte ich etwas Nasses. Ich öffnete die Augen und – da sah ich Prosper über mich gebeugt. Er – er machte mich ganz naß. Ich wollte fort, aber da packte er mich und sagte, daß er mich eine Blindschleiche verspeisen lassen würde, wenn ich ihn verriet. Da blieb ich liegen, bis die Glocke das Ende der Schlafpause anzeigte.«
»Ist das auch wahr?« fragte Mrs. Reuchlin, nachdem er geendet hatte.
Jimmy schluchzte laut, brachte aber kein Wort mehr über die Lippen.
»Kein Wort ist wahr!« ließ sich Miß Doyle hören.
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher