007b - Duell mit den Ratten
dem Korridor zurück. Dorian stellte sich Coco mit seinem richtigen Namen vor und fuhr fort: »Ich habe einen richterlichen Hausdurchsuchungsbefehl. Glauben Sie nicht auch, daß das Grund genug ist, um die Frau Direktorin doch zu stören?«
»Ich weiß nicht«, sagte Coco unsicher, obwohl sie innerlich aufatmete, weil Dorian ihre Anonymität wahrte.
»Was soll man da machen?« fragte Theophil Crump, doch plötzlich schien er sich entschieden zu haben. »Wenn Sie einen richterlichen Durchsuchungsbefehl haben, wird wohl kaum etwas zu machen sein. Ich denke, wir brauchen Mrs. Reuchlin deshalb nicht in ihrer Ruhe zu stören. Sie hat in den letzten Tagen viel durchgemacht. Tun Sie also Ihre Pflicht! Fühlen Sie sich hier wie zu Hause. Aber darf ich wenigstens erfahren, wonach Sie suchen?«
Dorian nickte, aber an Stelle einer Antwort sagte er zu Coco: »Halten Sie sich bitte weiterhin zu unserer Verfügung, Miß Swanson! Es kann sein, daß wir noch einige Fragen an Sie haben. Kommen Sie, Mr. Crump!«
Als er mit Theophil Crump auf dem Korridor war, erklärte Dorian Hunter: »Wir sind mit den Ermittlungen im Fall Skeates betraut.«
»Ich habe nicht gewußt, daß es einen solchen Fall überhaupt gibt«, sagte Crump erstaunt. »Miß Skeates hat gleich nach ihrer Kündigung das Internat verlassen. Sie hatte schon vorher alle ihre Sachen zusammengepackt. Ja, sie hatte es so eilig, daß sie nicht einmal ihre Gehaltsabrechnung abwartete. Ich fürchte, daß wir Ihnen nicht weiterhelfen können. Ist ihr etwas zugestoßen?«
»Das eben wollen wir herausfinden«, sagte Dorian. »Die Nachforschungen haben ergeben, daß sie von niemandem mehr gesehen wurde, nachdem sie das Internatsgebäude verlassen hat. Ist das nicht seltsam, Mr. Crump?«
Crump hob die Schultern. »Da bin ich überfragt. Schließlich habe ich mit Kriminalfällen nichts zu tun. Andererseits finde ich es gar nicht seltsam, wenn sich niemand daran erinnert, sie beim Verlassen des Internats gesehen zu haben. Sie war nicht gerade eine aufregende Erscheinung, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Dorian ging auf den vertraulichen Ton nicht ein. »Personen verschwinden nicht so ohne weiteres spurlos. In neun von zehn Fällen steckt ein Verbrechen dahinter. Wir haben alle Bekannten von Miß Skeates ausgefragt und auch ihrer früheren Zimmerwirtin einen Besuch abgestattet. Miß Skeates hat sich nirgends blicken lassen. Deshalb vermuten wir, daß sie sich noch hier befindet.«
»Das ist doch absurd, Mr. Hunter!« rief Crump belustigt. »Warum sollte sich Miß Skeates hier verstecken, wo sie doch mit allen Mitteln fort wollte?«
»Warum wollte sie das denn?« fragte Dorian.
»Es gefiel ihr eben nicht bei uns. Ich weiß nicht, ob sie einen besonderen Grund hatte.«
»Wußten Sie, daß Miß Skeates Joey Blairs Eltern anrief und verlangte, daß sie ihren Sohn unter allen Umständen aus dem Internat holen sollten?« fragte Dorian und beobachtete den Lehrer dabei.
»Nein, davon habe ich keine Ahnung«, sagte Crump überrascht.
Dorian war überzeugt, daß er log, aber er ließ es sich nicht anmerken. Wenn Coco sich nicht irrte und ihre Vermutung, die sie Don gegenüber ausgesprochen hatte, zutraf, dann war Theophil Crump ein Dämon. Das Verhör mit ihm würde nichts einbringen, und Dorian führte es nur pro forma weiter.
»Wissen Sie, ob Miß Skeates Feinde hatte?« fragte er.
Crump lächelte. »Natürlich konnte sie nicht jeder so gut leiden wie zum Beispiel Mike Lundsdale, aber ich glaube nicht, daß man so weit gehen sollte zu behaupten, daß hier irgend jemand ihr Feind gewesen wäre.«
»Es ist doch aber immerhin denkbar, daß Mrs. Reuchlin ihr grollte«, gab Dorian zu bedenken. »Schließlich hat Miß Skeates die Blairs dazu veranlaßt, ihren Sohn aus dem Internat zu nehmen und dadurch eine Lawine ins Rollen gebracht, die Mrs. Reuchlin finanziell und auch beruflich schädigte. Genau betrachtet ist Miß Skeates dafür verantwortlich, daß auch die anderen Eltern ihre Kinder abholten.«
Theophil Crump lächelte spöttisch. »Wenn Miß Skeates die Frau Direktorin verleumdete, so hätte Mrs. Reuchlin tatsächlich einen Grund, ihr zu grollen. Aber welchen Schluß ziehen Sie daraus?«
Dorian gab keine Antwort. Er wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden und mit der Hausdurchsuchung beginnen. »Würden Sie die Güte haben, uns durch das Haus zu führen, Mr. Crump?« fragte er. Er wollte verhindern, daß sich der Dämon aus dem Staub machte und die Gefangene
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