007b - Duell mit den Ratten
Coco. Ich habe mit den Lehrern und Bediensteten gesprochen. Es sind alles verkorkste Typen, von denen du keine Hilfe zu erwarten hast.«
»Hast du auch Mike Lundsdale kennengelernt?« fragte sie. »Er hat Miß Skeates geliebt.«
»Der Mann ist völlig mit den Nerven herunter«, erwiderte Dorian. »Er kann dir im Ernstfall so wenig helfen wie die anderen. Willst du nicht mit mir kommen, Coco? Es würde keine Schwierigkeiten bereiten, dich mitzunehmen. Ich könnte sagen, daß ich dich für ein weiteres Verhör nach London mitnehmen muß. Das würde keinen Verdacht erregen, und wenn du nicht mehr hier bist, dann sind mir nicht mehr die Hände gebunden. Ich könnte in einer großangelegten Aktion die gesamte Satansbrut ausräuchern.«
»Was wird aus den Kindern, Dorian?«
»Ich habe mich mit ihren Eltern in Verbindung gesetzt. Sie haben versprochen, sie noch heute von hier abholen zu lassen. Allerdings nur die fünf Kinder, die du für unschuldig befunden hast. Zu den Eltern der vermeintlichen Dämonenkinder habe ich keinen Kontakt aufgenommen. Das hätte auch wenig Sinn gehabt und uns womöglich noch verraten. Du siehst, es besteht für dich keine Veranlassung mehr, noch länger hierzubleiben. Du bist in Gefahr, Coco.«
»Wo bin ich das nicht?« fragte sie. »Ich lebe doch ständig in Gefahr. Meine Familie wird es nie vergessen, daß ich sie verraten habe. Irgendwann einmal werden sie einen meiner Brüder ausschicken, mich zu bestrafen.«
»Was hat denn das mit diesem Fall zu tun?« rief Dorian erregt, mäßigte seine Stimme aber sofort wieder. »Warum, um alles in der Welt, willst du die Gefahr herausfordern? Was hält dich denn hier noch, wenn die Kinder in Sicherheit sind?«
Coco starrte ins Leere. »Es stehen auch noch andere Menschenschicksale auf dem Spiel«, murmelte sie. »Für dich zählt nur das eine: so viele Dämonen wie nur möglich zur Strecke zu bringen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Aber das ist nicht richtig. Du wirst umdenken müssen, Dorian, wenn du nicht selbst zu einem Dämon werden willst. Du mußt erkennen, daß es in erster Linie darum geht, Menschen zu retten. Ich muß ständig an Miß Skeates denken. Wenn ich ihr irgendwie helfen kann, dann will ich es tun. Und dafür sehe ich eine echte Chance. Deshalb bleibe ich hier.«
Dorian schwieg eine Weile, dann sagte er resigniert: »Ich habe befürchtet, daß du deinen Dickschädel durchsetzen und hierbleiben würdest. Deshalb habe ich einige Maßnahmen zu deinem Schutz getroffen. Obwohl mir dieser Crump kaum von der Seite gewichen ist, gelang es mir, im Schloß einige Dämonenbanner zurückzulassen. Wenn du in Bedrängnis gerätst, von den Dämonen verfolgt oder bedroht wirst, dann kannst du dich in den Schutz der Dämonenbanner begeben.« Er beschrieb ihr ein halbes Dutzend Stellen innerhalb des Schlosses, wo er Pentagramme, Kruzifixe und andere Dämonenbanner zusammen mit Hilfsmitteln der weißen Magie angebracht hatte. »Es gelang mir auch, in deinem Zimmer eine Pistole zu deponieren, die mit geweihten Silberkugeln geladen ist«, fuhr er fort. »Sie befindet sich in der Mittellade deines Schreibtisches. Hoffentlich benötigst du sie nicht.«
»Danke, Dorian«, sagte Coco. »Ich glaube, jetzt wird es Zeit für dich zu gehen. Wenn wir noch länger zusammenbleiben, schöpft man womöglich noch Verdacht. Mein bester Schutz ist immer noch, wenn man mich nicht mit dem Dämonenkiller in Zusammenhang bringt.«
»Hoffentlich begehst du keine Dummheit, Coco«, meinte Dorian. »Ich werde auf jeden Fall einen meiner Leute, der das Internat beobachten soll, in die Dark Eagle Woods abstellen. Darüber hinaus werde ich Don herausschicken. Er soll von nun an jede Nacht Wache bei dir halten. Nein, keine Widerrede! Von diesem Entschluß lasse ich mich nicht abbringen. Don kann mich zumindest ständig auf dem laufenden halten. Mehr kann ich im Augenblick nicht für dich tun, Coco.«
Er verabschiedete sich von ihr wie von einer Fremden und wandte sich dem Schloß zu. Als er nur noch wenige Schritte davon entfernt war, sah er hinter dem Fenster der Direktion das Gesicht einer Frau. Er erkannte es sofort wieder, obwohl es durch eine lange Narbe entstellt war.
Cohen und Powell erwarteten Dorian Hunter. Sie bestiegen schweigend den Rover und fuhren los. Cohen saß hinter dem Steuer. Als sich Powell an Dorian wenden wollte, winkte dieser ab. Er wußte sowieso schon, daß sie keine Spur von Cocos Vorgängerin gefunden hatten und beschäftigte sich bereits mit
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