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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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nicht weit, denn schon nach wenigen Metern brachen rechts und links weitere Guule aus dem Busch. Matt blieb fluchend stehen und hielt Aruula am Arm fest. Sie waren umzingelt. Gegen diese Meute kamen sie nicht an.
    Ein Aasfresser mit besonders spitzen Eckzähnen und rubinroten Augen trat vor. Er trug einen schmalen ledernen Gürtel, an dem die Hodensäcke seiner letzten Opfer hingen. Sein Lendenschurz sah aus wie ein altes Fensterleder und seine Fußnägel wie die Krallen eines Geiers. Der Blick, den er Aruula schenkte, war ein Ausbund an Perfidität. Wahrscheinlich stellte er sie sich mit einem Apfel im Mund vor, wenn sie sich an einem Spieß über einem Lagerfeuer drehte. Von seiner rechten Schulter verlief ein Ledergürtel an seine linke Hüfte, an dem die Scheiden von Wurfmessern befestigt waren. Er hatte einen Säbel in der einen, eine Axt in der anderen Hand und einen Dolch zwischen den Zähnen. Dass er zu allem Übel auch noch streng roch, machte es Matt verständlich, dass Aruula einen Schritt zurücktrat.
    Der Guul-Häuptling brüllte den Umstehenden eine Wortsalve entgegen, in der Matt die Worte, »killen, grillen, fressen« zu verstehen glaubte. Aber das war wohl kaum möglich; er traute dem Guul nicht zu, dass er über einen so gepflegten Wortschatz verfügte.
    Dann deutete der Häuptling mit der Axt auf sich und brüllte »Rammock!« und »Murxen! Murxen!« Matt nahm an, dass »Rammock« sein Name war und er mit »Murxen« andeuten wollte, dass man Aruula und ihn an Ort und Stelle roh verspeisen wollte, falls sie ihre Waffen nicht niederlegten.
    Nun war guter Rat teuer. Konnte ein Kaninchen einem Wolfsrudel trauen, das ihm signalisierte, man werde es verschonen, falls es die Löffel anlegte und sich ergab? Matt warf Aruula einen Blick zu. Ihr Blick wirkte wild entschlossen und schien zu sagen: Du nimmst die zehn Mann auf der rechten Seite, ich die zehn auf der linken.
    »Ihr geben auf!« brüllte Rammock, nun etwas verständlicher. »Sonst Guul euch ersäufen, vierteilen und fressen!« Er fletschte seine Fangzähne. »Ihr Spione von König! Ihr packen aus, wir euch lassen gehen!«
    »Ich glaube dir kein Wort!« gab Matt zurück.
    »Du siehst einfach nicht vertrauenswürdig aus!« Er tastete nach seiner Beretta, aber dann fiel ihm ein, dass König Claudius es leider nicht für angeraten gehalten hatte, sie ihm zurückzugeben.
    »Ich Rammock!« brüllte der Guul-Häuptling und schwenkte Schwert und Axt. »Mein Wort Wahrheit!«
    Seine Männer brüllten vor Lachen, und das machte weder auf Aruula noch auf Matt einen sonderlich guten Eindruck zumal das Gelächter der Leichenfresser wie das Husten von zwanzig Tuberkulosepatienten hinter einer Friedhofsmauer klang.
    Dann rückten sie von allen Seiten langsam vor. Matt und Aruula hoben ihre Klingen und gingen Rücken an Rücken in Kampfposition. Matt fragte sich, ob es Sinn hatte, eine der Gasgranaten zu zünden, die an seinem Gürtel baumelten. Doch was hätte es ihm genützt? Er wäre ebenso ohnmächtig geworden wie die Guule.
    Schließlich war die erste Angriffswelle heran. Stahl klirrte auf Stahl, dass die Funken stoben.
    Aruula köpfte mit dem ersten Hieb einen allzu vorwitzigen Angreifer, der seinen Genossen vor die Füße fiel, so dass zwei weitere stolperten und ihre Schädel in einer vorzüglichen Position vor Matts wirbelnder Klinge zu liegen kamen.
    »Aufhören!«
    Matt machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu wenden, um in Erfahrung zu bringen, wer den Schrei ausgestoßen hatte. Er kannte die Stimme: Es war Sepp. Er hatte offenbar seinen inneren Schweinehund überwunden, fegte wie ein geölter Blitz über den Kampfplatz, schwenkte eine Zwergenf aust und brüllte Rammock an: »Ich schlan dir da Schädel i, du Schafsseckel!«
    Rammock stierte ihn aus albinoiden Augen an, als sei er der seit langem erwartete Mann von der Steuerfahndung. Aber auch seiner grauen Zelle schien irgendwie zu schwanen, dass der Gnom möglicherweise ein Abgesandter seiner Arbeitgeber war.
    Rammock bellte einen kehligen Befehl. Die Guule senkten murrend ihre Säbel und wichen sabbernd zurück. Matt und Aruula atmeten auf und wandten den Blick von den drei am Boden liegenden Leichenfressern ab.
    Sepp, dem Glauben verhaftet, die Guuls müssten vor jedem Nüssli kuschen, schrie: »Ich bin Sepp Nüssli, Agent im Dienst der Grauen Eminenzen! Was geht hier vor, Gopferdammtf« Rammock brabbelte etwas Unverständliches. Sepp sprang hin und her und führte sich auf wie Rumpelstilzchen

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