008 - Die Pest frass alle
Instrumentenschränke durch den Spalt. Stowe zog die
Zwischentür lautlos zu.
»Ich habe die
Praxis heute geschlossen«, sagte er beiläufig.
»Mir ist das
Schild an der Tür draußen aufgefallen. Ich finde es erstaunlich, daß sie es
fertigbringen, unverhofft die Praxis zu schließen. Was werden Ihre Patienten
denken?«
»Es gibt
Dinge, bei denen man sich schnell entscheiden muß, Mister Brent. Besondere
Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Die Sache mit der Pest hat mir keine
Ruhe gelassen. Ich mußte immer wieder an Ihre interessanten Ausführungen
denken. Und dies hatte zur Folge, daß ich nicht nur Fox beauftragte, etwas zu unternehmen...
ich unternahm selbst etwas...«
Er nahm aus
der Bar einen Drink. Es war Mittagszeit, doch Larry verspürte nicht den
geringsten Hunger. Der Appetit war ihm vergangen.
Stowe stellte
zwei Gläser auf den Tisch. »Pur?« fragte er lediglich.
Larry schüttelte
den Kopf. »Um diese Zeit lieber mit einem Schuß Soda, bitte...«
Stowe füllte
die Gläser, nachdem er in jedes zwei Eiswürfel hatte fallen lassen.
»Bis Fox
kommt, werden noch ein paar Minuten vergehen. Bis dahin werde ich Ihnen meine
Theorie unterbreiten .. .«
Er stellte
die Flasche auf den Tisch zurück, griff nach dem Syphon und gab etwa zwei
Drittel Sodawasser hinzu. Larry beugte sich nach vorn. Dabei stieß er
unglücklicherweise mit dem Ellbogen gegen die emaillierte Kupferschale, die zur
Verzierung dort stand und die offensichtlich von einem Europatrip des Arztes
oder eines Bekannten mitgebracht worden war.
Die Schale
fiel auf den dicken Teppich. Sie war so weit von Larry entfernt, daß Stowe sich
sofort danach bückte, noch ehe X-RAY-3 sich einschalten konnte.
Brent nutzte
die geschenkten drei Sekunden Unaufmerksamkeit seitens Stowe und vertauschte
blitzschnell die beiden Gläser.
Als Stowe
sich wieder aufrichtete bemerkte er nichts von der Transaktion.
»Tut mir
leid«, sagte Larry mit klarer Stimme. Er betrachtete sich die herrliche Schale
mit den buntschillernden Emailleflecken genau. »Ich hoffe, sie hat keinen
Schaden davongetragen...«
»Die Schale
ist nicht auf harten Boden gefallen. Auf dem Teppich kann nichts passieren.«
»Das beruhigt
mich. - Es war unachtsam von mir.«
»Kann jedem
mal passieren. Ist schließlich kein Beinbruch.« Stowe hob sein Glas. »Cheerio... «
»Cheerio...« Larry nahm einen ordentlichen Zug und auch Stowes Schluck war
nicht von schlechten Eltern.
»Das tut gut,
nach all der Aufregung der letzten Stunden«, meinte der Doc, und X-RAY-3 hatte
das Gefühl, als ob Stowe ihn mit einem merkwürdigen Blick mustere...
»Ein Schluck
Whisky zur rechten Zeit kann Wunder wirken«, bestätigte Brent.
Der Arzt
wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Sie hatten vorhin etwas von
einem Mann namens Dorsay erzählt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich
bewundere Ihren Sinn für Zusammenhänge, Mister Brent. Ich muß gestehen, daß ich
Sie in der letzten Nacht noch für einen ausgemachten Phantasten hielt. Doch von
Anfang an scheinen Sie den richtigen Riecher gehabt zu haben. Und das macht Sie
zu einem gefährlichen Gegner, finde ich. Ihre Kombinationen und raschen
Entschlüsse können Ihren Feinden das Genick brechen. Es ist nicht gut, Sie zum
Feind zu haben.« Er lächelte maliziös.
»Ich verstehe
nicht, was Sie damit sagen wollen, Doc.«
Stowes
Lächeln verstärkte sich. »Ich wollte damit nur sagen, daß ich glaube, Sie
richtig eingestuft zu haben. - Aber zu Dorsay: es stimmt in der Tat, daß er der
erste ist, der mit der Substanz in Berührung kam. Er spürte die Gefahr, und
deshalb tauchte er unter. Stimmt alles. An Ihren Überlegungen ist nichts
verkehrt. Auch was die Verbreitung der Pest betrifft, liegen Sie völlig
richtig.«
Larry Brents
Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als er Stowe so reden hörte. In der Stimme
seines Gegenübers war ein fanatischer Unterton nicht zu überhören.
»...die
Auflösung des Körpers, wie es bei Mrs. Mason der Fall war, wird in der Tat
durch eine chemische Reaktion hervorgerufen. Das Skelett erweicht, das Fleisch
wird zu einem flüssigen Brei - wie unter der Einwirkung einer ätzenden Säure.
Der eine Körper bietet länger Widerstand - der andere weniger...«
»Sie wissen
erstaunlich viel, Doc«, sagte Larry rauh. »Ich habe nicht gewußt, daß Fox Ihnen
bereits das Untersuchungsergebnis vorgelegt hat. Warum haben Sie mir die
Auswertung bis jetzt verschwiegen?«
Stowe
lächelte zynisch. »Fox’ Untersuchungen und die
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