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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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Handfläche, während er sich nach einer Laterne umsah. Als er sie schließlich entdeckt und angezündet hatte, schloss er hinter sich die Tür und sperrte damit den Sturm aus.
    »Jim, sehen Sie da drüben!«
    Das Laternenlicht ließ rote und gelbe Farben aufleuchten. Darüber ein fransengeziertes Sonnendach. Jim ging näher. »Der Wagen eines Straßenhändlers! Er verkauft kandierte Früchte. Da ist ja ein richtiger Karnevalszug untergebracht!«
    Karneval im Schnee. Dabei wirkten die bunten Dinge in der Stille der dunklen Scheune eher unheimlich.
    Jim und Beth machten es sich im Heu gemütlich und verzehrten heißhungrig den vorsorglich mitgeführten Proviant. Sie enthielten sich jeglicher Spekulationen, wie lange sie hier in der alten Scheune festsitzen würden. Stattdessen fingen sie mit der Erforschung ihrer Unterkunft an.
    Beth hob den Deckel einer Truhe und entdeckte eine ganze Welt an Kostümen: Haremshosen in allen Formen, eine Kosakenuniform samt Stiefeln und Pelzkappe, den gekrausten roten Rock einer spanischen Tänzerin.
    »Sogar die Kastagnetten sind vorhanden«, sagte Beth. »Jetzt möchte ich bloß wissen, was sich unter den Zeltplanen verbirgt!«
    Unter einer Plane war eine Drehorgel, und als sie weiter in die Tiefen der Scheune vordrangen, entdeckten sie nur noch Landmaschinen. Um sie herum huschten aufgescheuchte Mäuse. Beth wollte zurück zu ihrem Ausgangspunkt im Heu, aber Jim ließ sich nicht zurückhalten.
    »Das da sieht mir sehr viel versprechend aus«, sagte er. Er ging mit der Laterne näher heran und fuhr erschrocken zurück.
    Vor ihnen glotzten zwanzig bösartige Gesichter ins Leere. Die höllischen Fratzen von Karussellpferden mit gebleckten Zähnen und bösen Augen. Zwanzig Pferde hintereinander, eines scheußlicher als das andere.
    Beth stieß einen Schrei aus, dann noch einen. Sie konnte nicht aufhören zu schreien. Jim packte sie.
    »Beth, was ist denn?«
    »Breiten Sie die Plane wieder aus«, stieß sie hysterisch hervor.
    Die Pferde waren verschwunden. Beth zitterte am ganzen Leibe und schluchzte stoßweise. Jim legte die Arme um sie.
    »Beth – warum denn?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich kann nicht.«
    »Ist schon gut, dann eben nicht.«
    Aber dabei konnte sie es nicht bewenden lassen. »Jim, lassen Sie lieber die Finger von mir. Es gibt so vieles, was Sie nicht wissen.«
    »Ich weiß genug.« Er hob ihr Kinn, und sie spürte seinen Mund an ihrem.
    »Der Wind hat sich gelegt«, sagte er. »Vielleicht hat es auch auf gehört zu schneien.« Sie gingen hinaus, die Luft war klar und rein. Er hatte den Arm um sie gelegt, und wieder ließ Beth eine Gelegenheit ungenutzt, ihr kaputtes Leben von dem seinen zu trennen.
    In den folgenden Tagen musste sie oft an seinen Kuss denken, aber noch öfter dachte sie an die grauenerregende Versammlung der Karussellpferde. Und dabei fiel ihr immer wieder ein anderes Karussellpferd ein … Schwarz, mit vier weißen Beinen und einem seltsam geformten Stern auf der Stirn, der eigentlich gar nicht sternförmig war.
    Das Pferd hatte im Zimmer ihrer Tochter in Colwood gestanden … und verkörperte alle Schrecken, die Beth erlebt hatte.
     
     
    16
     
     
    Schwarz wie der Teufel, mitten im Galopp erstarrt. Zwischen den boshaften Augen das Zeichen … das eher einem Skorpion oder einer Spinne glich als einem Stern. Gebleckte altersgelbe Zähne, die ein verächtliches Grinsen enthüllen.
    Niemand hatte sich dem Kauf des hässlichen Pferdes widersetzt, nur Beth, die hartherzige Mutter. Natürlich hatte sie den Kampf gegen die drei – Peter, Effie und Starla – verloren. Wie kam es nur, dass sie immer den Kürzeren zog und immer allein auf weiter Flur war? Welche Schranken standen zwischen ihr, ihrem Mann und dem Kind? War es schon die beginnende Geisteskrankheit?
    Ja, vielleicht hatten ihre Wahnvorstellungen damals begonnen, denn vom Tag seiner Ankunft an hatte das Karussellpferd eine besondere Bedeutung für sie.
    Drei Jahre hatten ihre Abneigung gegen Effie wachsen lassen. Drei Jahre, in denen sie ihr Zuhause mit einer anderen Frau teilen musste. Effie hatte die Kleine genährt, hatte sie in den Armen gewiegt und in den Schlaf gesungen. Und das Baby hatte fröhlich gekräht und Effie zugelächelt.
    Mit jedem Tag hatte Beth die beiden misstrauischer beobachtet. Die beiden verbrachten Stunden miteinander. Starla wurde gehätschelt und verwöhnt. In Effies Armen schrie die Kleine kein einziges Mal.
    »Effie, geben Sie mir das Kind!«
    »Jetzt nicht.

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