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008 - Hexenbalg

008 - Hexenbalg

Titel: 008 - Hexenbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gimone Hall
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Sie ist beim Einschlafen. Sie könnten sie wecken.«
    Wenn sie bloß Effies Lieder verstanden hätte. Sie hörten sich wie uralte Gesänge an, wie Geheimnisse, die von der Amme an das Kind weitergegeben wurden.
    In den Armen von Beth war Starla ein ganz normales, zappelndes, quäkendes Kind. In Effies Armen war sie still und wie verzaubert.
    Wie sehr sie Effie um die Vertrautheit mit dem Kind beneidete!
    Doch damals kam ihr noch nicht der Gedanke, Effie könnte eine Hexe sein. Sie dachte noch nicht an Hexerei, weil sie so etwas für unmöglich hielt. Und als am Tage nach der Ankunft der Amme eine Kanne Milch sauer wurde, wurde Beth mit keinem Gedanken an den Wechselbalg von Stonehenge erinnert, dessen Mutter sich auf dasselbe Zeichen hin auf die Anwesenheit böser Geister berufen hatte.
    Eine Woche darauf kam die Katze, angelockt durch die Hoffnung auf Futter, wie Beth damals glaubte. Sie war erschrocken, als das Tier direkt aus dem Gebüsch auf das Haus zusprang, eine dicke, getigerte Katze.
    Beth mochte Katzen, aber dieses Tier war anders. War es der steifbeinige Gang, die herausstehenden Knochen unter dem Fell oder die Art, wie die Katze direkt auf das Haus zugehalten und pfotenleckend auf der Veranda Posten bezogen hatte, als gehöre ihr das ganze Haus? Beth gab der Katze kein Futter in der Hoffnung, das Tier würde sich trollen. Am Nachmittag saß die Katze noch immer da. Neben der Tür stand ein Napf. Beth machte sich auf die Suche nach Peter.
    »Hast du der Katze Futter gegeben?«
    »Ja. Hätte ich das nicht tun sollen? Wir sind jetzt eine richtige Familie und könnten uns eine Menagerie zulegen.«
    »Aber keine Katze. Diese Katze nicht.«
    »Na ja, eine Schönheit ist sie nicht.« Und in vertraulichem Ton fuhr er fort: »Ehrlich gesagt, sie erinnert mich an Effie.«
    Er steckte die Katze in den Wagen und ließ sie draußen auf der Straße laufen. In der Nacht war das Biest wieder da und miaute jämmerlich draußen in der Dunkelheit. Und am Morgen hockte sie mit impertinenter Miene auf der Veranda. Beth fiel sofort die Ähnlichkeit auf, von der Peter gesprochen hatte. Die Katze sollte sie auch in Zukunft immer an Effie erinnern.
    Von nun an blieb die Katze und richtete sich ihr Lieblingsplätzchen irgendwo in Effies Räumlichkeiten ein.
    Was die Katze dort so anziehend fand, wusste Beth nicht. Monatelang hatte sich Beth nicht über die Schwelle zu Effies Zimmern gewagt. Aber mit der Zeit wuchs ihre Neugier über das Vorleben Effies. Woher kam sie eigentlich? Was steckte hinter dem mürrischen Gesicht?
    An Effies freiem Tag geriet Beth des öfteren in Versuchung, aber es war nicht nur Diskretion, die sie dann doch davon abhielt, sondern undefinierbare Angst.
    Ihrer Unentschlossenheit wurde von einem Frühlingsregen ein Ende bereitet. An jenem Tag war sie glücklich wie immer, wenn Effie ihren freien Tag hatte. Sie konnte mit dem Kind nach Herzenslust spielen und hatte es ganz für sich.
    Effie enttäuschte sie diesbezüglich nie. Noch in der Morgendämmerung pflegte sie sich pünktlich auf den Weg zu machen, und Beth, die meist noch im Bett lag, spürte an der freieren Luft im Haus, dass sie endlich weg war.
    Als der Regen einsetzte, saß sie ins Spiel versunken mit Starla auf dem Boden. Alle Fenster standen offen, und plötzlich kam der Wind aus allen Richtungen und trieb die Regentropfen ins Haus.
    Beth sprang auf und schloss sämtliche Türen und Fenster.
    Atemlos blieb sie unten in der Diele stehen. Der Regen trommelte wie wild an die geschlossenen Scheiben. Ja, sie hatte alle Fenster geschlossen. Nein – doch nicht. Da waren ja noch Effies Zimmer. Sie drückte die Klinke nieder, und der Wind riss ihr die Tür aus der Hand. Beth roch einen schwachen Moschusgeruch. Sie schloss die Fenster. Der Geruch wurde intensiver, und jetzt bemerkte Beth zum ersten Mal Effies Sammlung.
    Eine Ziege aus Ton, mit gelben Glasaugen, eine Jadefigur aus Asien, scheußliche missgestaltete Elfenbeinfiguren, die menschliche Wesen darstellten – oder waren sie gar nicht menschlich? Und die Bronzehand mit den seltsamen Symbolen, dem Pinienzapfen auf dem Daumen und der Schlange auf dem gekrümmten Zeigefinger.
    Wäre jetzt nicht ein Blitz aufgeflammt, so hätte Beth die Hand vielleicht nie mit dem Zeichen auf dem verkrüppelten Baum in Verbindung gebracht.
    Aber die Umstände glichen aufs Haar jenen, unter denen sie das Zeichen auf dem Baum gefunden hatte.
    »In den Wäldern leben Hexen. Sicher war die Stute verhext. Ein braves

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