008 - Im Bann der Hexe
roten Gläsern brannten. Dann, als ihre Augen sich etwas adaptiert hatten, kam ihr eine Hand aus der Dunkelheit entgegen.
Erschrocken holte sie tief Luft, aber von dem starken Duft wurde ihr fast schwindlig. War dies auch ein Traum »wie das Lachen am Telefon? Sie erstarrte.
Es war eine ägyptische Bronzehand, die in dem dämmerigen Licht leuchtete. Unter dem gebogenen Zeigefinger ringelte sich eine Schlange mit einem Hahnenkamm auf dem Kopf, ein bronzener Kiefernzapfen ruhte auf dem Daumen, und die ganze Hand war mit okkulten Zeichen bedeckt: dem geflügelten Heroldsstab, dem Frosch, der doppelschwänzigen Eidechse. Effies Hand!
„Sie soll vor dem bösen Blick schützen“, sagte eine männliche Stimme. „Sie ist natürlich nur eine Kopie. Das Original soll sich im Britischen Museum befinden.“
Der Sprecher war ein schlanker jugendlicher Mann in einer schlecht sitzenden Cordsamtjacke.
„Interessieren Sie sich für diese Dinge?“ fragte er.
„Nein“, antwortete sie und fügte dann, um nicht unhöflich zu sein, rasch hinzu: „Aber ich kenne jemanden, der sich dafür interessiert.“
„Dann haben wir vielleicht gemeinsame Bekannte. Ich kenne eine ganze Menge Leute aus der so genannten okkulten Unterwelt. Es ist ein Hobby von mir, ihr Vertrauen zu gewinnen.“
Die Unterhaltung war nicht nach Beths Geschmack, und sie wäre am liebsten wieder gegangen, aber er redete weiter: „Die meisten sind natürlich Anhänger der weißen Magie oder Wahrsagerinnen und Medien. Das Leben ist recht aufregend für sie. Sie benutzen ihre Phantasie. Mir macht das viel Spaß.“ Er nahm von einem Haken an der Wand ein goldenes Medaillon. „Sehen Sie das hier zum Beispiel. Haben Sie ein Problem, nehmen Sie Ihren Drudenfuß und rufen Sie Ihren eigenen persönlichen Geist zu Hilfe.“
„Es dürfte bessere Mittel geben, Probleme zu lösen, Mister …“
„Jim Sanders“, sagte er, und sie ärgerte sich, dass sie nun auch ihren Namen nennen musste.
Inzwischen konnte sie ihre Umgebung deutlicher erkennen. Sie sah blaue und bernsteinfarbene Gläser, alle möglichen Glocken, dunkle Holzschnitzereien, aber auch schwarze Kerzen, Ringe mit eingesetzten Blutsteinen, Liebestränke sowie anderen in astrologischen Zeitschriften angepriesenen Liebeszauber und dergleichen Hokuspokus. Für die eingeweihten Kunden gab es eine ganze Apotheke, bestehend aus kleinen verschlossenen Glasbehältern, in denen sich alle möglichen Kräuter befanden.
Beth wünschte sich nichts sehnlicher, als aus dem Laden wieder herauszukommen, andererseits zogen die Behälter sie magisch an.
„Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen“, hörte sie ihn sagen.
Sie nahm rasch das Armband aus der Tasche.
„Ich habe überall nach diesen kleinen Dingern gesucht. Wenn Sie sich hier auskennen, dann wissen Sie vielleicht, wo ich sie bekommen kann.“
Er dachte einen Augenblick nach, nahm einen Notizblock aus der Tasche und schrieb eine Adresse auf.
„Ich glaube, dort werden sie so Zeug haben. Für alle Fälle habe ich auch meinen Namen und meine Telefonnummer aufgeschrieben. Vielleicht kann ich Ihnen anderweitig helfen.“
Sie nahm den Zettel, bedankte sich, eilte die Treppe hinauf auf die Straße und holte tief Luft. Merkwürdig, dass er gewusst hatte, wo sie hinzugehen hatte.
Die Adresse war die einer Samenhandlung, und der alte Mann dort war schwerhörig und nicht sehr hilfsbereit. Er erklärte, dass er keinen solchen Samen habe, aber vielleicht war er nur zu bequem dazu, nachzusehen.
Aus einem Impuls heraus sagte sie: „Ich bin eine gute Bekannte von Jim Sanders.“
Der Name wirkte Wunder, und prompt tauchte ein halbes Pfund von Samenkörnern auf, die mit Lindas Perlen identisch waren.
In den nächsten beiden Wochen dachte Beth nicht an Effie Saxton. Sie wurde auch von keinen Alpträumen geplagt und schlief so gut wie seit Jahren nicht mehr, so dass sie oft nicht einmal aufwachte, wenn Karen nach einem mit Marq im Theater oder einem Restaurant verbrachten Abend nach Hause kam. Nur Starla beschäftigte ihre Gedanken häufig, aber mehr als ein Versprechen für die Zukunft.
Sie war die Belohnung, sobald Beth bewiesen hatte, dass sie sich in der Welt zurechtfinden und behaupten konnte. Die alten quälenden Zweifel an ihrer Schuld verdrängte sie. Sie fand sich mit der Idee ab, dass sie einen Mord begangen hatte.
Ihre ganze Energie verwendete sie auf Lindas Brautkleid. Es war eine beglückende Aufgabe, die sie ganz
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