008 - Im Bann der Hexe
Steaks?“
Während sie in der Küche das Essen zubereitete, saß er am Tisch und redete vergnügt drauflos. Sie hörte ihm anfangs aufmerksam zu, aber auf einmal ging eine Veränderung in ihr vor. Er hatte etwas gesagt, aber sie hatte ihn nicht verstanden. Seine Lippen hatten sich bewegt, aber sie hörte nur ein merkwürdiges Pfeifen.
Sie lächelte. „Was hast du gesagt?“
„Ich sagte, dass wir Kerzen bei unserem Abendessen brennen lassen sollten.“
„Nicht um die Welt!“ erwiderte sie leidenschaftlich. „Von Kerzen habe ich genug und ich hoffe, nie mehr welche zu sehen. Ich beabsichtige, alle Lampen im Haus die ganze Nacht über brennen zu lassen.“
Er grinste. „Entschuldige, das war gedankenlos.“
„Jim …“
Sie hörte es wieder, und ihr Hunger war verflogen.
„Was ist los, Beth?“
„Oh, wahrscheinlich nichts. Hat hier einmal ein Kind im Haus gelebt? Du hast gesagt, dass ihr, Jane und du, keine Kinder hattet? Kann hier eines gelebt haben, bevor ihr eingezogen seid?“
„Nein, hier hat vor uns niemand gewohnt. Wir haben das Haus erst gebaut. Warum fragst du?“
„Ich höre ein Kind weinen.“
„Da ist kein Kind, Beth.“
Sie zitterte am ganzen Körper. „Aber ich höre es, Jim.“
Er packte sie an den Schultern. „Du weißt, was es ist. Es ist Effie. Sie weiß, dass Kinder deine schwache Stelle sind.“
„Der Dachboden, Jim. Ich glaube, das Weinen kommt aus der Dachkammer. Vielleicht ist das Kind ins Haus gekommen und hinaufgegangen, um zu spielen, und dann ist die Tür zugefallen.“
„Beth.“
Sie fühlte sich völlig ausgelaugt und schleppte sich mühsam zur Treppe. Oh, sie war so müde, so müde! Doch das Weinen zwang sie, weiterzugehen, auch wenn sie wusste, dass sie nicht gehen durfte. Nein! Jim hatte recht! Effie hatte den Zauber der weißen Magie entdeckt, und die beiden Mächte kämpften nun miteinander um ihren Verstand. Sie war so hilflos.
Schluchzend brach sie auf der Treppe zusammen. „Jim, hilf mir! Lass sie nicht Gewalt über mich bekommen! Bring mich lieber um! Hilf mir sterben! Lindas Armband …“
Das Armband mit den giftigen Perlen war in ihrer Tasche. Sie versuchte, es ihm zu sagen, aber vergeblich. Als er sie aufhob, sank ihr Kopf gegen seine Brust.
Am nächsten Morgen regnete es. Als sie aufwachte, war Jim fort, aber die Erinnerung an die Schauer der Nacht war nicht verblasst. Effie hatte fast gesiegt. Das war der letzte Tropfen gewesen. Beth wusste, dass sie nicht mehr ertragen konnte. Sie würde Starla aufgeben, ehe sie den Verstand oder gar noch ihr Leben verlor. Sie würde vor Effie davonlaufen, vor der Polizei, vor Jim und aller Hexerei. Sie würde sich einfach allem entziehen.
Aber sie musste sich beeilen und weg sein, bevor die Polizei den Flughafen überwachte. Wo sollte sie hin? Nach Europa? Rom? Sie hatte Rom immer gern gemocht.
Sie fand einen Regenmantel und telefonierte nach einem Taxi, von dem sie sich zum Bahnhof fahren ließ. Dort bestieg sie einen Vorortzug nach Manhattan. Sie brauchte Kleider und Geld. Vor dem Haus stand immer noch das Polizeiauto. Sie schlich sich durch Seitenstraßen zum Lieferanteneingang, und es gelang ihr, unbemerkt in ihr Apartment zu kommen. Dort fing sie sofort hastig zu packen an.
Sie ging auf demselben Weg aus dem Haus, auf dem sie gekommen war.
Inzwischen regnete es immer stärker. Ein Taxi war nicht zu bekommen, und so musste sie die Untergrundbahn nehmen, wo sie mit ihren Koffern unangenehm auffiel, aber wenigstens war die Station nur einige Schritte vom Hause Gibson entfernt.
In der Halle des Gibson-Hauses stellte sie ihre Koffer hinter eine Couch und ergriff den nächsten Telefonhörer, um die Flugauskunft anzurufen. Die nächste Maschine nach Rom ging um zwei Uhr. Jetzt war es elf. Sie überlegte kurz, wo Jim jetzt wohl sein mochte und ob die weißen Magier gerade in dieser Minute mit ihrem Gehirn herummanipulierten. Aber das war jetzt alles egal. Wenn sie erst das Flugzeug bestieg, würde Effie erreicht haben, was sie wollte, und Beth würde sich einreden, dass ihr Kind damals gestorben war, als sie ihm keine Milch geben konnte.
Sie ging in die Buchhaltung, sagte der Sekretärin, dass sie etwa eine Woche Urlaub nehmen wollte und verlangte ihr Gehalt.
„Einen Moment, ich muss mit Mr. Gibson sprechen.“
„Ist das wirklich nötig?“
Sie wollte Marq gern aus dem Weg gehen.
„Natürlich. Er muss den Scheck doch unterschreiben.“
Das hatte sie vergessen. Während des
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