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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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mehr verlieren als nur einen Job«, sagte er finster.
    ***
    Eine knappe Stunde später traf ich mit Phil im Büro von Inspektor Scott zusammen. Beide saßen sie über den Papieren aus Harpers Tresor, und bei ihnen befand sich ein Wirtschaftssachverständiger.
    »Nicht die Spur von Ordnung hatte er in seinen Unterlagen«, sagte Phil. »Wir kommen nicht weiter. Jedenfalls steht fest, dass er alles andere als ein Millionär war. Seit dem Augenblick, da sein Tod bekannt geworden ist, kommen alle Augenblicke Leute, die noch Geld von ihm zu erhalten haben.«
    »Besteht Aussicht, dass wir aus den Papieren herausbekommen, wo und auf welche Weise er Geschäfte machen konnte, wollte oder gemacht hat, die irgendeinen Zusammenhang mit Gesetzwidrigkeiten haben?«
    »Das ist sehr fragwürdig, und wenn es uns gelingt, dauert es Wochen«, antwortete Phil. »Wir müssen ja jeder einzelnen Sache nachgehen.«
    »Geschäftlich gesehen, muss der Mann nicht normal gewesen sein«, sagte in diesem Augenblick der Wirtschaftsprüfer laut.
    Wir blickten zu ihm hin. Er hieß Mastrik und trug eine dicke Brille, deren Gläser funkelten, als er uns ansah.
    »Was Besonderes?«, fragte ich.
    »Wissen Sie«, antwortete er, »man darf so etwas ja eigentlich nicht sagen, aber für die Finanzen der Bronx ist es ein Glück, das er die Geschäfte eines Bezirksbürgermeisters nicht mehr wahrnehmen kann. Wenn er mit den Stadtgeldern genauso umgegangen wäre wie mit seinen eigenen, so wäre eine öffentliche Finanzkatastrophe daraus entstanden.«
    Er fischte ein Blatt aus dem Papierwust.
    »Eine Kauforderbestätigung für die Börse. Vor sechs Wochen hat er die Aktien der Bronx Alcohol Ltd. gekauft. Er hat sie natürlich billig bekommen, aber wenn er sich mit den Dollars die er dafür bezahlte, Zigaretten angezündet hätte, so wäre das noch sinnvoller gewesen.«
    »Erklären Sie uns das näher!«
    »Das Unternehmen hat vor fünf Jahren Pleite gemacht. Es handelt sich um eine hoffnungslos veraltete Schnapsbrennerei, und als sie in Konkurs ging, bekamen die Gläubiger keinen Cent. Die Aktien sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Der Himmel mag wissen, was Harper damit anfangen wollte.«
    »Alkohol«, sagte ich.
    »Schnaps«, sagte Phil, und beide sagten wir es sehr nachdenklich.
    Wir sahen uns an. »Das alte Geschäft, das Lenders ehemaliger Bandenchef so erfolgreich betrieb. Wie hieß er noch?«, fragte ich.
    »Pete Slong«, antwortete Phil. »Und Lender weiß noch sehr genau, was man mit unversteuertem Alkohol verdienen kann.«
    »Wo ist dieser Laden?«
    Der Wirtschaftsprüfer erinnerte sich noch an die Adresse: Das Unternehmen lag in einem Industriegelände in der Nähe des Hafens.
    Wir fuhren sofort hin. Es handelte sich um eine trostlose Gegend, ein Gewirr von Schornsteinen, Fabrikhallen, alten Bürogebäuden. Das alles lag so ineinander geschachtelt, dass wir uns durchfragen mussten, bis wir vor dem halb zerfallenen Gebäude der Bronx Alcohol Ltd. standen.
    Wir fanden zu unserem Erstaunen drei Arbeiter, die dabei waren, die Kessel zu säubern.
    Erst wollten sie uns nicht antworten. Phil musste seinen FBI-Ausweis zeigen.
    Der Älteste der Männer kratzte sich den Kopf.
    »Dachte mir doch gleich, dass an der Sache etwas faul ist«, brummte er. »Ein normaler Mensch könnte nicht auf die Idee kommen, diese verrottete Schnapsfabrik wieder in Betrieb zu nehmen.«
    Es stellte sich rasch heraus, dass die Männer aufgrund einer Zeitungsanzeige zu dieser Arbeit gefunden hatten. Der Alte war Brennmeister und verstand etwas von der Alkoholerzeugung. Sie beschrieben uns den Mann, der sie eingestellt hatte, und es gab kaum einen Zweifel, dass es sich dabei um Harper gehandelt hatte.
    »Sie sind übrigens nicht die Ersten, die sich für die Fabrik interessieren. In den vier Tagen, die wir hier arbeiten, waren noch zwei Burschen hier, die fragten, ob wir den Laden wieder in Betrieb nehmen.«
    Wir bekamen auch von diesen Männern eine Beschreibung, die allerdings recht farblos war.
    »Ich glaube, ich kenne sie trotzdem«, sagte ich. »Wahrscheinlich handelt es sich um zwei von den Leuten, die mit Lender in der Attention Redaktion waren.«
    Wir bedankten uns für die Auskunft und wollten gehen.
    »Und was sollen wir tun, Mister?«, fragte der Brennmeister.
    »Gehen Sie nach Hause«, riet ich. »Sie werden keinen Cent für Ihre Arbeit bekommen. Der Mann, der die Firma wieder aufziehen wollte, ist tot.«
    ***
    Na, das konnten wir uns nun zusammenreimen.

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