0081 - Der Sensenmann als Hochzeitsgast
vereinzelter Sonnenstrahl auf dem blankem Metall.
»Er bleibt liegen!« entschied der Dämon.
Das paßte mir nicht. »Reicht es nicht, daß du schon seine Frau umgebracht hast?«
»Nein!« Die Antwort klang endgültig.
Der Wagen sackte inzwischen nicht mehr weiter ab. Dieser unheimliche Vorgang war gestoppt worden.
Meine Freunde schauten zu. Sie hörten jedes Wort, ich sah es an ihren Gesichtern, und ich konnte mir gut vorstellen, welch eine Hölle in ihnen tobte. Sie waren zur Untätigkeit verdammt. Es gelang ihnen nicht, die magische Sperre zu durchbrechen. Was der Schwarze Tod mit ihnen vorhatte, war klar. Er würde erst mich ausschalten, dann waren sie an der Reihe.
Ein wahrhaft teuflischer Plan.
»Dann laß die Männer frei!« sprach ich den Schwarzen Tod an.
Würde er sein Wort halten? Der Dämon zögerte die Antwort hinaus. Ich spürte bald körperlich die Spannung, die seiner Erwiderung vorausging. »Geht!« sagte er schließlich.
Die Männer zögerten noch.
Ich drehte mich halb um. Manch hilfloser Blick traf mich.
Ich hatte das Gefühl, daß die Männer mich nicht im Stich lassen wollten, doch ich schüttelte den Kopf.
Da wußten sie Bescheid.
Frank Platten machte den Anfang. Er stieß sich ab und sprang vom Wagendach. Mit den Füßen zuerst landete er an dem schräg hochlaufenden Hang, streckte seine Arme aus und klammerte sich an einem Ast fest.
Die anderen Polizisten machten es ihm nach.
Zurück blieben Kommissar Mallmann und ich. Will war noch immer bewußtlos. Ich empfand dies als gut.
Rechts von mir aus gesehen schritt Frank Platten bereits auf meine wartenden Freunde zu.
Unbeschadet.
Keine Sperre hielt ihn auf. Er konnte kurzerhand hindurchschreiten.
Die Chance wollten sich Suko und Bill nicht entgehen lassen. Sie liefen vor, doch bei ihnen stellte sich der gleiche Effekt ein wie zuvor.
Sie prallten zurück.
Die Sperre war nur von einer Seite aus durchlässig.
Der Schwarze Tod hatte eben an alles gedacht.
Frank Plattens Kollegen folgten. Sie liefen jedoch nicht weg, sondern warteten bei Suko, Bill und den Frauen. Hastig redeten sie auf meine Freunde ein.
Zurück blieben der Kommissar und ich.
Und der Schwarze Tod, der ohne Warnung seinen ersten Angriff startete…
***
Die Stimmung im Bus wurde immer gereizter.
Jutta Mehnert schaffte es nicht mehr, Ruhe in die Reihen der Schulkinder zu bringen, denn auch sie selbst war mit den Nerven ziemlich am Ende.
Der Schwarze Tod aber hatte sich zurückgezogen. Wenigstens ein kleiner Vorteil, denn sein Herumgeistern hatte die Kinder noch mehr aufgeregt.
Zum Glück saßen sie jetzt auf ihren Plätzen. Das hatte Jutta Mehnert doch noch geschafft. Sie stand auf und schritt durch den Mittelgang. Müde waren ihre Bewegungen. Sie versuchte, nicht mehr Sauerstoff zu verbrauchen, als unbedingt nötig war.
Die Kinder schauten sie an. Noch las Jutta in ihren Blicken Vertrauen, aber immer mehr brach die Angst durch. Die Angst vor dem Schrecklichen.
Wieder einmal rüttelte sie an den Fensterverschlüssen. Die Scheiben blieben zu.
Jutta senkte den Kopf. Sie stand neben dem kleinen Sitz, wo Dirk und die kleine Uschi saßen.
»Hast du auch Angst?« fragte Dirk.
Jutta nickte.
»Aber du bist doch längst erwachsen«, meinte Uschi mit ihrem zarten Stimmchen. »Meine Mutti sagt immer, daß Erwachsene keine Angst haben. Ich habe später bestimmt keine Angst.«
Die junge Lehrerin lächelte. »Ich habe auch keine Angst um mich, sondern um euch.«
Dirk nickte mit ernstem Gesicht. »Das ist nicht nötig, Fräulein Mehnert. Ich werde Uschi schon beschützen.«
Juttas Hand fuhr über sein Haar. »Tu das, du kleiner Held. Ich verlasse mich ganz auf dich.«
»Danke.«
Jutta Mehnert drehte sich wieder um. Ihr Blick fiel nach draußen. Dicht neben dem Bus lag der Wirt. Und es sah ganz so aus, als wäre er tot. Den Kindern hatte sie gesagt, daß er nur schlafen würde. Die Kleinen gaben sich damit zufrieden.
Vor dem Gasthauseingang war Gisela Gehrmann zu Boden gefallen. Jutta Mehnert beobachtete sie und sah, daß sie aus ihrer Ohnmacht erwachte.
Unwillkürlich preßte Jutta ihre Hand gegen die linke Brust. Wenn diese Frau ihren Mann sah, dann gab es eine Katastrophe. Gisela Gehrmann erhob sich. Zweimal fiel sie zurück. Beim dritten Versuch stand sie endlich.
Schwankend, wie auf einem Floß bei rauher See.
Gisela Mehnert blickte sich um. Sie sah den Bus, und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
Jetzt überlegt sie, dachte Jutta.
Die Wirtin kam
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