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0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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grob zurechtgehauenen Balken und dem Schindeldach.
    Über der hohen und breiten Tür hing ein Bärenhaupt mit aufgerissenem Rachen. Aus dem Langhaus trat eine hochgewachsene Frau mit flammendrotem Haar und einem bis zu den Knöcheln herabfließenden purpurfarbenen Wollgewand, das von bronzenen Fibeln zusammengehalten wurde.
    Ihr Blick war streng und herrisch. Ihre Augen loderten grünes Feuer. Das Alter der Rothaarigen war unmöglich zu schätzen. Obwohl sie keine Falte im Gesicht hatte, schien sie nicht mehr jung zu sein. Eine Ausstrahlung ging von ihr aus, die Zamorra und seine beiden Begleiter deutlich spürten.
    Unheimlich, seltsam und fremdartig war sie.
    »Ich bin Edwiga Blutzahn«, sagte die schöne Rothaarige. »Redet, was wollt ihr von mir? Meine Sklaven werden euch einen Schluck Met reichen.«
    Zwei blonde Männer mit schulterlangen Haaren und Fellkleidung traten aus einem Seiteneingang des Langhauses. Der eine hielt zwei gefüllte Trinkhörner in den Händen, der andere eines. Sie näherten sich Zamorra, Nicole und Bill.
    Entsetzt sahen diese, daß die Augen der beiden Männer keine Pupille und keine Iris hatten. Da war nur der weiße, leblos wirkende Augapfel. Die beiden Sklaven reichten die Trinkbecher mit dem schäumenden Met.
    »Wie kannst du Edwiga Blutzahn sein?« fragte Zamorra die Rothaarige. »Die Druidenhexe ist uns als eine uralte Frau beschrieben worden.«
    »Ich trete auf, wie es mir gefällt, ob jung oder alt. Redet jetzt. Sagt, was ihr von mir wollt. Aber vorher trinkt.«
    »Wir trinken nur, wenn du auch trinkst«, sagte der mißtrauische Zamorra. »Aus meinem Trinkhorn,«
    Die Druidenhexe nahm das Trinkhorn und lachte schallend auf. Sie schüttete die schäumende Flüssigkeit weg. Wo sie auftraf, wurde ein Loch in den Boden geätzt. Giftiger Brodem stieg auf.
    »Du bist ein Schlaukopf«, sagte die Druidenhexe zu Zamorra. »Ich merke, daß du dich auf Magie verstehst, und ich spüre, daß du einen mächtigen Talisman bei dir trägst. Gewiß kannst du Dämonen und Geistern sehr gefährlich werden. Aber gegen Edwiga Blutzahn bist du machtlos.«
    Zamorra ging darauf nicht ein. Wieder ertönte das schauerliche Heulen des Fenriswolfes in der Ferne. Nicoles Herz klopfte stärker, und Bill Fleming fühlte sich sehr unbehaglich. Nur Zamorra blieb kaltblütig.
    Bill und Nicole schütteten ihren Met aus. Die beiden Sklaven mit den toten Augen nahmen die Trinkhörner und verschwanden lautlos wieder im Haus. Zamorra versuchte, mit der Druidenhexe vernünftig zu reden. Er setzte ihr auseinander, daß der Stausee gebraucht wurde, der das Lytle-Creek-Valley ausfüllen sollte, und daß sie gut daran täte, sich eine andere Bleibe zu suchen.
    »Es gibt genug abgelegene Gegenden, in denen du in Frieden leben kannst, Edwiga Blutzahn«, sagte Zamorra am Schluß seiner Rede. »Gerade weil du Macht hast, sollst du die Menschen nicht heimsuchen und keine Schuld auf dich laden.«
    Hochmütig maß ihn die rothaarige Frau.
    »Wer bist du, daß du mir Ratschläge erteilen willst? Edwiga Blutzahn, die über den Fenriswolf und die Midgardschlange gebietet? Die bei Loki selbst gelernt hat und die sogar zur Hel Beziehungen unterhält? Ich bin über zweitausend Jahre alt. Viele Jahrhunderte habe ich im Jenseits gelebt, habe unter der Weltenesche Yggdrasil zu Lokis Füßen gesessen und seinen Worten gelauscht. Erst vor wenigen Jahren bin ich auf diese Welt zurückgekehrt und habe mich hier angesiedelt. Und auf diesem Fleck Erde bleibe ich auch. Eher vernichte ich ganz Los Angeles, als daß ich von hier weiche!«
    Auch Bill Fleming redete der Druidenhexe zu, sie solle Vernunft annehmen.
    »Wenn Sie auf dieser Welt leben, wird es Komplikationen geben«, sagte der junge Historiker. »In den letzten zweitausend Jahren hat sich allerhand geändert. Vielleicht wären Sie besser im Jenseits geblieben.«
    »Die Asen haben mich weggejagt«, antwortete die Druidenhexe. »Ich habe bei ein paar Waldnymphen eine Bemerkung über Odins Gattin Frigga gemacht. Das geschwätzige Nymphenvolk wußte nichts besseres, als sie Frigga zu hinterbringen. Die Göttin hat mich verbannt, nur weil ich sie eine fette alte Kuh nannte, die den ganzen Tag Met in sich hineinschüttet und Beowulf und den anderen Helden von Walhall schöne Augen macht. Die Asen sind auch nicht mehr das, was, sie einmal waren.«
    Edwiga Blutzahn biß sich auf die Lippen. Unvermittelt wurde sie wütend.
    »Was geht euch das überhaupt an? Das ist mein Reich hier. Ich werde es

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