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0081 - Ich galt als Verräter

0081 - Ich galt als Verräter

Titel: 0081 - Ich galt als Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich galt als Verräter
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535-7700, die Nummer des New Yorker FBI.
    Sofort meldete sich eine unserer Telefonistinnen aus der Zentrale.
    »Federal Bureau of Investigation. Was kann ich für Sie tun?« schnarrte sie mit sachlicher Stimme ihre übliche Formel herunter.
    »Cotton«, sagte ich. »Ich befinde mich auf Informationsfahrt durch die 98. Straße Ost und habe gerade einen Mord entdeckt. Schicken Sie unsere Mordkommission, sie soll die 98. von der Fifth Avenue her entlangfahren. Wo mein Jaguar steht, ist eine Toreinfahrt. Da hinein in den Hof.«
    Sie wiederholte kurz, und ich bestätigte, daß sie mich richtig verstanden hatte, dann legte ich den Hörer auf.
    »Ich denke, wir gehen wieder hinaus und warten draußen auf die Kollegen«, schlug ich Phil vor.
    Als wir wieder im Hof standen, fiel mir der Briefumschlag aus der Einfahrt ein. Ich ging die paar Schritte zurück. Irgendwer konnte ihn achtlos dort fallen gelassen haben, dann war er wahrscheinlich harmlos. Oder aber jemand hatte ihn verloren, und dann konnte er eine Spur sein. Jedenfalls durfte man ihn nicht außer acht lassen.
    »Für Blackie« — in ungeübter, fast kindlicher Handschrift. Wer war Blackie? Vielleicht der Mörder? Phil und ich sahen nachdenklich den leeren Umschlag an. »Nehmt mal schön eure Pfötchen hoch, aber verdammt schnell«, brummte in diesem Augenblick eine sonore Stimme in unserem Rücken.
    ***
    Es war zehn Minuten nach elf, als John Garren, der Chief Manager der General Steel Unit, seine letzten Gäste zur Haustür brachte. Er hatte eine der üblichen Partys für Geschäftsfreunde der Firma gegeben und war im Grunde genommen froh, daß sie vorbei war. Bei solchen Partys waren immer die Damen mit anwesend, und man trug festliche Kleidung und mußte sich steifer benehmen, als es einem lieb war.
    Er brachte ein Ehepaar zur Tür und schüttelte, ihnen die Hand, murmelte konventionelle Floskeln und verbeugte sich immer wieder, weil die Frau kein Ende finden konnte mit ihrer Verabschiedung.
    Endlich konnte er die Haustür hinter ihnen schließen.
    Zufällig fiel sein Blick auf die gläserne Rückwand des Briefkastens, der dicht neben der Haustür seinen Schlitz hatte. Ein Brief lag im Kasten.
    Er sah zweimal hin, weil er glaubte, er hätte sich getäuscht. Wie, um alles in der Welt, sollte nachts um elf ein Brief in den Kasten kommen? Die letzte Zustellung war nachmittags, und ein Telegramm konnte es nicht sein, denn das wäre an der Tür abgegeben und nicht einfach in den Kasten geworfen worden.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer und suchte Tannie, die schwarze Wirtschafterin, die auch die Schlüsselgewalt über die Wirtschaftsräume hatte.
    »Tannie«, sagte er, als er sie beim Einsammeln der leeren Kognakgläser in der Bibliothek gefunden hatte, »im Kasten liegt ein Brief. Würden Sie ihn mir bitte holen?«
    »Natürlich, Chef«, nickte die schwarze Matrone, suchte an ihrem gewaltigen Schlüsselbund das Schlüsselchen für den Briefkasten und watschelte davon. Nach wenigen Minuten war sie wieder zurück und reichte ihm den Brief.
    Er sah auf den Umschlag.
    »Mr. John Garren« stand darauf in Maschinenschrift. Sonst nichts. Keine genauere Adresse, kein Absender.
    Er nahm den Brieföffner von der Schreibtischgarnitur und fetzte den Umschlag auf.
    Kopfschüttelnd wandte sich John Garren dem Brief zu. Es war ein weißer Bogen ohne Linien und ohne Wasserzeichen, vermutlich Schreibmaschinenpapier einer billigen Sorte.
    Garren zog seine Brille aus der Brusttasche, setzte sie auf und knipste die Leselampe auf dem Schreibtisch an. In ihrem Schein las er das Schreiben.
    Allmählich begann sich sein Gesichtsausdruck zu verändern. Zuerst war nur ein geringes Erstaunen darin gewesen, aber bald zeigte seine Miene offene Bestürzung, und schließlich war es ganz offensichtlich der Schreck, der sein volles Gesicht verzerrte.
    Er las den Brief zweimal. Dann ließ er ihn sinken und starrte schweigend vor sich hin. Nach einer Weile überflog er die letzten Zeilen noch einmal, als könnte er es nicht fassen, was sie ausdrückten.
    Schließlich hatte er sich zu einem Entschluß aufgerafft. Er griff zum Haustelefon. Dann fiel ihm ein, daß er seinem Fahrer bereits um acht Uhr gesagt hatte, er werde ihn nicht mehr brauchen. Niemand wußte es so gut wie sein Chef.
    Er legte den Hörer des Haustelefons wieder beiseite und griff zum Apparat, der ans Ortsnetz angeschlossen war. Nach kurzem Suchen hatte er die Nummer einer Taxizentrale in der Nähe gefunden und wählte. Er bestellte

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