0081 - Raumschiff der Ahnen
Kartoffeln und ein Stück Fleisch bildeten ein Durcheinander. Mit einem verlockenden „Das ist aber ein Leckerchen!" bückte sich Kadett Brugg und setzte Gucky die Schüssel vor die Nase.
Der Mausbiber traute seinen Augen nicht, als er den veredelten Eintopf erkannte. So etwas hatte ihm noch niemand angeboten! Das war ja noch schlimmer als der Brei, der ihm damals von Tschin-La-Djen vorgesetzt worden war und der sich später als... nein! Nicht daran denken! Tapfer schluckte Gucky die Erinnerung hinunter. Sein Nagezahn verschwand urplötzlich. Er ließ sich auf alle viere nieder, nahm die Schüssel und beförderte sie mit einem gut gezielten Wurf mitten hinein in den offenen Schlund des Müllschluckers. Dann lehnte er sich wieder zurück und grinste Brugg erwartungsvoll an. Aber nun wußte sich der Kadett keinen Rat mehr.
„Verwöhntes Biest!" stellte er fest, ehe er plötzlich begriff, was der Mausbiber getan hatte. Mit einem Ruck unterbrach er den beabsichtigten Gang zum Interkom und starrte Gucky verdutzt an. Er sah in braune, gutmütige und etwas schelmische Augen. Mit einem merkwürdigen Gefühl von Unsicherheit ging er weiter und stellte die Verbindung zur Zentrale her.
„Kommandant Lund! Was gibt es?"
„Hier Kadett Brugg, Verpflegung. Ich möchte den Zulauf eines Tieres melden. Liegt eine entsprechende Verlustmeldung dort vor?"
„Ein Tier?" Kommandant Lund wußte offenbar mit der Nachricht nichts anzufangen. „An Bord eines Kreuzers sind Hunde und Katzen verboten!"
„Es handelt sich weder um einen Hund noch um eine Katze", sagte Brugg und warf Gucky einen schnellen Seitenblick zu. Der Mausbiber hockte immer noch neben der Tür, machte Männchen und grinste unverschämt. „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es hat Ohren wie ein junger Elefant, eine spitze Schnauze, einen flachen Schwanz und sieht überhaupt furchtbar dämlich aus..."
Ihm war plötzlich, als zöge ihm jemand die Beine unter dem Körper weg und er fiel ziemlich derb auf das verlängerte Rückgrat. Kommandant Lund hörte das Poltern über Interkom.
„He, Brugg! Machen Sie keinen Unsinn! Hören Sie mich...?"
„Oh... mein Rücken!" stöhnte es aus dem Lautsprecher in der Zentrale. „Ich glaube, hier gibt es Geister ..."
„Unsinn! Mann, werden Sie vernünftig! Wissen Sie, wer Ihr Besucher ist? Gucky, der Mausbiber! Noch nie davon gehört? Was will er denn bei Ihnen?"
Es blieb zehn Sekunden ruhig, dann antwortete Brugg verstört: „Gucky...? Der Mutant? Das dort soll der berühmte Gucky sein?"
„Wer sonst?" gab Lund ärgerlich zurück. „Geben Sie ihm, was er verlangt. Der nächste Sprung findet in zwanzig Minuten statt. Klar?"
„Eh ... ich... ja, klar!" Ein Klicken, und Kadett Brugg war wieder mit seinem Gast allein. Er stand langsam auf, hielt sich das Kreuz und warf Gucky mißtrauische Blicke zu.
„Verzeih... verzeihen Sie, Leutnant Guck." Er hatte gehört, daß sich der Mausbiber gern so nennen ließ.
„Ich konnte nicht wissen... warum haben Sie sich auch nicht vorgestellt?"
Zum erstenmal erklang die piepsige Stimme des Mausbibers.
„Hast du ja auch nicht, mein Sohn! Jeder sieht, daß du ein Mensch bist! Warum solltest du nicht sehen, daß ich Gucky bin?"
Gegen diese entwaffnende Logik gab es kein Argument. Kadett Brugg seufzte erschüttert und schüttelte den Kopf.
„Was also darf ich Ihnen anbieten? Ehrlich, ich dachte. Sie wären..."
„Ja, ich weiß schon: entlaufen! Hast du frische Mohrrüben?"
„Ob ich... ha?"
„Mohrrüben!" wiederholte Gucky geduldig. „Am liebsten eingefrorene. Ich taue sie mir schon selbst auf.
Zwei oder drei Kilo wären genau die Menge..." Er stockte jäh. Kadett Brugg bemerkte, daß die braunen Augen des Mausbibers plötzlich reglos und starr wurden, als sähen sie in weiter Ferne etwas Schreckliches, Unbegreifliches. Das Grinsen verschwand. Er schien in sich hinein zu lauschen, als höre er dort Stimmen.
„Was ist..."
„Ruhe!" zischte Gucky empört und versank erneut in den merkwürdigen Trancezustand. Er schien seine Umgebung vergessen zu haben.
Brugg schüttelte den Kopf und ging nach nebenan, um die verlangten Rüben zu holen. Komische Angewohnheiten hatten diese Mutanten ja schon, gestand er sich ein. Na, der Kerl sollte seine Rüben bekommen und dann wieder verschwinden. Aber vielleicht war es besser, nicht so viel zu denken. Telepathen sind unangenehme Zeitgenossen.
Als er mit einem Plastikbeutel voller Rüben zurückkehrte, sah er nur noch, wie Gucky
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