0082 - Die Falle im Todesschloß
hielt erst inne, als er die kühle Wand des Kellerabteils mit seinem Rücken berührte.
Jetzt trat der Verdammte aus dem gegenüberliegenden Gewölbe, nachdem er die schützende Tür aufgestoßen hatte.
Er traute dem waffenlosen Professor anscheinend noch immer nicht über den Weg, denn er hielt Nicole wie ein Schutzschild vor sich.
Louis Creux hatte sich noch nicht verwandelt. Er war noch immer der alte Mann, mit dem schlohweißen, langen Haar und dem Vollbart.
Doch dies würde sich bald ändern!
Erst als er Zamorra in dem unterirdischen Raum eingeschlossen hatte, stieß er Nicole Duval in den anderen Kellerraum zurück und schob sorgfältig den Riegel vor.
Sie sollte ihm nicht wieder entkommen!
Plötzlich war da wieder dieses unverkennbare Kribbeln in den Gliedern.
Louis Creux wußte, daß es an der Zeit war, nach draußen zu eilen, um die lebensnotwendigen Strahlen des Mondes zu empfangen.
Er wußte, daß heute, bei Vollmond, seine Verwandlung rascher und weniger schmerzreich vor sich gehen würde.
Als er ins Freie trat, hatten sich bereits lange, scharfe Klauen auf seinen Fingern gebildet, und das Fell war beinahe vollständig.
Nun erwachte auch die Blutgier in ihm!
Der Vollmond warf seinen fahlen Schein über die Ruine, ließ ihr bizarre, gigantische Schatten entwachsen.
Die bleichen Strahlen fielen schräg in den Schloßhof!
Louis Creuxs Verwandlung ging in der Tat viel rascher vor sich, als an den Tagen zuvor.
Er verzerrte den klobigen Wolfsschädel zwar der Qualen wegen zu einer erschreckenden Grimasse, doch er hatte sich bald von den Schmerzen erholt.
Je länger ihn der Mond bestrahlte, desto wohler fühlte er sich. Er reckte und streckte seinen verwandelten Körper, ließ die Muskeln spielen, schlug seine Pranken übermütig in einen Baumstamm und riß große Rindenstücke heraus.
Triumphierend fraßen sich seine Blicke an der mattgelben Scheibe fest, die seine Augen immer wieder magisch anzog.
Doch plötzlich besann er sich! Er mußte an seine Aufgabe denken.
Hastig schlich er zum Nordtrakt und zog die Leiche, die er dort vor Zamorra versteckt hatte, in den Schloßhof.
Sobald der erste Strahl des Mondes auf den Toten fiel, begann auch bei ihm die Verwandlung in einen Werwolf.
Es war eine gespenstische Szene, die jedem Regisseur eines Horrorschockers Ehre gemacht hätte.
Steif und starr lag der Tote da, während sich in Minutenschnelle die Umwandlung vollzog. Erst dann schlug er die Augen auf.
»Louis Creux! Du bist Louis Creux!« stieß er mit heiserer, tiefer Stimme hervor.
»Ja, Herr, ich bin Louis Creux!«
»So hat sich mein Fluch denn doch erfüllt!« murmelte der Werwolf.
Das Monster erhob sich. Der breitschultrige Koloß stand nun Creux gegenüber.
»Ich brauche Blut, Louis! Viel Blut! Ich habe viel nachzuholen!« fuhr er den anderen Wolfsmenschen an.
»Herr, ich habe schon daran gedacht! Im Keller ist ein junges Mädchen, ihr Blut wird dir bestimmt guttun!«
Graf Gérard de Santas, den Creux durch das Entfernen der Silberkugel, die in seinem Herzen gesteckt hatte, wieder zum Leben erweckt hatte, schien die Worte gar nicht zu hören.
Regungslos stand er für einige Augenblicke da und schien auf eine innere Stimme zu horchen.
»Wo sind meine Wölfe?« brüllte er jäh mit Donnerstimme los.
»Deine Wölfe…« Creuxs Stimme versagte. Er fühlte die ungeheure Macht, die von seinem Gegenüber ausging. Ja, dieser Werwolf war viel mächtiger als er, er konnte ihn vernichten!
»Meine Wölfe, Creux! Wo sind Sie?« Die rotglühenden Augen des Grafen sprühten Funken. Durch die geblähten Nüstern stieß heller Dampf, der sich kräuselnd emporwand.
»Ein Parapsychologe hat sie getötet! Mit Silberkugeln!« preßte Creux endlich zwischen dem Wolfsgebiß hervor!
»Ein Parapsychologe? Was ist das?«
»Ein Hexer! Ja, er ist ein Hexer des Guten! Professor Zamorra!«
Gérard de Santas heulte gespenstisch auf. In seinem Schrei verbanden sich Wut und Ohnmacht.
»Er muß für diese Tat sterben! Ich will ihn haben, Creux! Und zwar so schnell wie möglich!« kreischte die Schreckenskreatur.
»Ich habe ihn unten im Keller eingesperrt!«
»Prächtig!« Der Graf hieb Creux auf die Schulter. »Gut gemacht!«
»Er hat mir mächtig zugesetzt! Er besitzt ein magisches Amulett, das uns zu vernichten vermag und beschoß mich mit geweihten Silberkugeln!« berichtete Creux.
»Ich werde ihn zerfleischen! Was hast du vorhin von einem Mädchen erzählt?« wollte der Adelige wissen, der sich
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