Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0082 - Die Falle im Todesschloß

0082 - Die Falle im Todesschloß

Titel: 0082 - Die Falle im Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
um seine Blicke gegen den Himmel zu richten.
    Schon brach die Dämmerung herein, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis seine Verwandlung beginnen würde. Bis dahin aber mußte er es geschafft haben.
    Verbissen schaufelte er weiter. Erdscholle um Erdscholle schleuderte er mit der Schaufel beiseite, legte ein rechteckiges Loch frei, das große Ähnlichkeit mit einem Grab hatte.
    Louis Creux stand bereits bis zu den Knien in der Grube.
    Schweiß trat auf seine Stirn, verklebte die schlohweißen, filzigen Haare zu feuchten Strähnen.
    Er fluchte, als der Spaten gegen einen Stein stieß, den er erst bloßlegen und entfernen mußte.
    Die Zeit arbeitete gegen ihn, und er wußte das!
    Nachdem der Verdammte etwa eine Stunde lang geschuftet hatte, wurde in etwa zwei Meter Tiefe etwas Grausiges sichtbar!
    In bereits stark vermoderten Tüchern eingehüllt, lag eine menschliche Gestalt in dem Grab.
    Louis Creux stieß pfeifend die Luft durch die Vorderzähne, dann atmete er erleichtert auf.
    Er war ein Werkzeug desjenigen geworden, der ihn einst verflucht hatte!
    Er buddelte mit den Händen weiter, schaufelte die restliche Erde von der leblosen Gestalt.
    Schließlich zerrte er den Toten aus dem Grab und bettete ihn vor sich auf den Boden.
    Das verwitterte Leinen, in das die Leiche vor langer Zeit gewickelt worden war, stand im krassen Gegensatz zu dem Toten selbst.
    Während es nur noch aus brüchigen Fetzen bestand, sah der Tote gerade so aus, als wäre er erst vor einigen Tagen bestattet worden.
    Keinerlei Anzeichen einer Verwesung waren an ihm festzustellen. Das einst weiße Hemd mit Stehkragen, der schwarze, maßgeschneiderte Frack, die Wickelgamaschen, ebenfalls alles schon stark vermodert, zeugten davon, daß der Verstorbene einst ein reicher Mann gewesen sein mußte.
    Da in den letzten fünfzig Jahren niemand auf der Ruine bestattet worden war, handelte es sich hier nicht um einen Normalsterblichen!
    Wie sonst hätte er fast ein halbes Jahrhundert in der Erde ruhen können, ohne verwest und von Käfern und Würmern zerfressen worden sein?
    Der geheimnisvolle Tote stand in nichts an Größe und Körperbau Louis Creux nach. Nur mußte er vor seinem Tode etliche Jahre jünger gewesen sein.
    Der Werwolf wischte sorgfältig die feuchte Erde von dem verzerrten Gesicht, strich das volle, schwarze Haar zurück.
    Starre, glasige Augen, die furchtbare Schmerzen, gepaart mit unendlicher Überraschung verrieten, glotzten Louis Creux an.
    Jeder, außer ihm, hätte sich vor der Leiche erschreckt und wäre auf und davon gelaufen, nicht so jedoch Creux.
    Nachdenklich betrachtete er das Gesicht des Toten.
    Es war ebenmäßig, kantiges Kinn, scharf geschnittene Züge ließen es männlich erscheinen.
    Creuxs Blick glitt auf die Brust des Toten ab.
    Hastig riß er das zerschlissene Hemd weg.
    Deutlich konnte man auf der linken Brustseite ein tiefes Einschußloch erkennen. Die Kugel mußte dem Unglücklichen direkt ins Herz gedrungen und dort steckengeblieben sein.
    Creux betastete mit seinen schmutzigen Fingern die blutleere Wunde.
    Brummend zog er ein langes, spitzes Küchenmesser aus der Manteltasche und legte das Geschoß frei.
    Als er es anfaßte, verbrannte er sich die Hand.
    Louis Creux schrie und ließ die Kugel sofort los.
    Ärgerlich schüttelte er die verbrannte Hand, um sie zu kühlen. Mit Entsetzen sah er die schwarze, versengte Haut auf seiner Handinnenseite.
    Ein haßerfüllter Blick traf das am Boden liegende Geschoß!
    Es war eine geweihte Silberkugel!
    ***
    Louis Creux witterte instinktiv Gefahr!
    Irgend etwas Gefährliches näherte sich! Der alte Mann konnte das ganz deutlich spüren.
    Er behielt seine tierischen Wolfsinstinkte auch bei Tag, wo er von einem normalen Menschen nicht zu unterscheiden war.
    Zamorra! durchzuckte es sein Gehirn. Dieser Impuls löste eine wahre Panik in ihm aus.
    Sollte ihm der Professor bis hierher gefolgt sein?
    Dies schien zwar unglaublich, aber Creux blieb vorsichtig.
    In diesen Minuten sehnte er das Ende der Dämmerung herbei. Er wünschte, sich trotz der fürchterlichen Qualen in einen Werwolf zu verwandeln, denn das machte ihn stark und mächtig.
    Jedenfalls würde ihm der Vollmond genügend Kraft geben, es auch mit dem Parapsychologen aufzunehmen.
    Er haßte Zamorra! Er hatte ihm schon genügend Sorgen bereitet und zu allem Überfluß auch noch seine sechs Wölfe getötet!
    Verdammte Silberkugeln! durchfuhr es ihn.
    Als er noch lebte, hatte er die Wölfe geliebt, obwohl er sie

Weitere Kostenlose Bücher