0082 - Schach dem Universum
hatte. Der Afrikaner erwiderte seinen Blick schuldbewußt und erklärte: "Es ging nicht anders, Sir. Der Kommandostand wimmelte von Robotern. Sie reparierten etwas. Ich hätte nicht einmal den kleinen Finger bewegen können, ohne, daß einer von ihnen es gemerkt hätte"
Tifflor nickte.
"Es fällt einem schwer", antwortete er nachdenklich, "in einem solchen Fall zu sagen, Sie hätten Ihre Sache gut gemacht. Aber das haben Sie ohne allen Zweifel."
Ras Tschubai atmete auf. Verdammt noch mal, dachte Tifflor zornig, was ist mit mir los? Die Arkoniden sprengen ganze Planeten in die Luft, ohne mit der Wimper zu zucken, und du machst dir Gewissensbisse, weil eines ihrer Schiffe explodiert ist?
Er schüttelte den Gedanken von sich ab. Der Arkonide hatte, bevor er in die Luft ging, um technische Hilfe gerufen. Die Hilfe konnte jeden Augenblick eintreffen, und für die INFANT war es ohne Zweifel besser, wenn sie sich bis dahin schon ein Stück von der Unglücksstelle entfernt hatte.
Übrigens würde der Hilferuf den herbeieilenden Schiffen eine plausible Erklärung dafür geben, warum der Kugelraumer explodiert war. Er hatte eine positronische Havarie gemeldet. Bei solchen Fällen konnte alles passieren, das Überlaufen der Fusionsreaktoren eingeschlossen. Auf die INFANT brauchte kein Verdacht zu fallen.
Also war auch die dritte Etappe des Planes geglückt. Vor der INFANT lag die vierte und schwerste. Sie mußte nun die Überlappungszone durchdringen und bei den Druuf ihre Rolle spielen.
Julian Tifflor ließ das Schiff Fahrt aufnehmen. Er beschleunigte auf den undeutlichen roten Nebel zu und löste die Transition aus, als die Fluchtgeschwindigkeit erreicht war. Bis dahin gab es kein Anzeichen dafür, daß ein zweiter Arkonide das terranische Fahrzeug geortet hatte. Wenn es nur weiter so gut ging!
*
Für arkonidische Begriffe war Door-Trabzon ein merkwürdiger Mann, obwohl er genau wie ein Arkonide aussah oder vielleicht gerade deswegen. Man hätte von ihm erwartet, daß er zwar das Kommando über die aus zwanzigtausend Einheiten bestehende Suchflotte übernahm, im übrigen aber die Roboter die Arbeit tun ließ, sich auf ein bequemes Gestell legte und das anregende Programm der Fiktiv-Projektoren betrachtete.
Door-Trabzon übernahm das Kommando, aber sonst tat er nichts von dem, was man von ihm erwartete. Er war Ekhonide. Die Ekhoniden waren Abkömmlinge arkonidischer Auswanderer und besaßen noch immer dieselbe Statur und die gleiche Sprache wie ihre Vorfahren. Und doch unterschieden sie sich von ihren Vettern, den echten Arkoniden. Denn diese waren durch Jahrtausende der Ruhe, des Wohlstands und der galaktischen Machtfülle zu einer Spezies dekadenter, gelangweilter Spintisierer geworden. Die Ekhoniden dagegen waren tatkräftig geblieben, und besonders Door-Trabzon, einem hohen Offizier der aus insgesamt dreihundert Schiffen bestehenden ekhonidischen Flotte, konnte man kein schöneres Angebot machen, als das Kommando über eine Zwanzigtausend-Schiffe-Armee. Door-Trabzon hatte die Absicht, sich seinen Posten nachträglich zu verdienen. Er wollte über alles informiert sein, was im Bereich der Suchflotte vor sich ging, und er wollte wenigstens die Hälfte aller Entscheidungen selbst treffen. Die andere Hälfte, das hatte er nicht verhindern können, blieb bei den zentralen Positroniken.
Seitdem Door-Trabzon im Amt war, verkehrten die arkonidischen Schiffe nicht mehr nur durch Hyperfunk-Kurzimpulse miteinander, sondern übertrugen jede Sendung gleichzeitig ins Arkonidische, so daß Door-Trabzon etwas mit ihr anfangen konnte.
Door-Trabzons Flaggschiff war ein Kugelraumer der mächtigsten Klasse. Es hatte den unpersönlichen Namen KK XVII getragen, als Door-Trabzon es übernahm. Jetzt hieß es WAKELAN, nach dem berühmtesten Heerführer der ekhonidischen Geschichte. Door-Trabzon war stolz auf den Namen und das Schiff und hielt seine Untergebenen, worunter auch ein halbes Bataillon Roboter zu rechnen war, in ständiger Bewegung.
Er erfuhr von dem positronischen Defekt, der ein Schiff seiner Flotte, drei Lichtjahre von der WAKELAN entfernt, unbeweglich gemacht hatte. Es war ihm unangenehm, eines seiner Suchschiffe nur wegen eines Defekts von seinem Posten zu nehmen. Aber schließlich blieb ihm nichts anderes übrig. Er schickte einen bewaffneten Transporter.
Der Transporter meldete nach wenigen Minuten, daß das havarierte Schiff nicht mehr zu finden sei. Wohl aber gebe es an dem von ihm angegebenen Standort
Weitere Kostenlose Bücher