0082 - Schach dem Universum
Deserteure, wenn sie auch ursprünglich zu den Druuf hatten fliegen wollen, diese Informationen eher geben würden als zum Beispiel Kriegsgefangene, die mit Gewalt eingebracht worden waren und treu zu ihrer Heimat standen.
Er hatte alles mögliche unternommen, um den Flüchtigen den Weg zu verlegen, und nun hörte er, daß trotzdem die Möglichkeit bestand, daß sie ihm entgangen waren. Das hieß: Sie befanden sich bereits im Universum der Druuf.
Der Regent begann, die Möglichkeiten eines Einbruchs in den Druufraum ernsthaft zu erwägen. Bisher hatte er davor zurückgeschreckt. Er war ein leistungsfähiges, positronisches Gebilde; aber seine Erbauer hatten versäumt oder nicht für nötig gehalten, ihm Kenntnisse der mathematisch physikalischen Theorie der differenten Eigenzeiten mitzugeben. Damals, als der Regent erbaut wurde, galt diese Theorie, die zudem noch in den Kinderschuhen steckte, als ein nutzloses Erzeugnis spintisierender Mathematiker. Niemand glaubte, daß es jemals ein Ereignis geben werde, das sich nach dieser Theorie behandeln ließ. Man sprach ihr jeden praktischen Nutzwert ab und belastete den Regenten nicht mit ihr. Hinzu kam, daß der Regent von Natur aus kein "Gefühl" für den Zeitablauf besaß. Er war eine Maschine, eine unsterbliche Maschine. Er konnte zwar Sekunden abzählen; aber das besagte ihm nichts. Mit dem Begriff "Zeit" konnte er nichts anfangen.
Daher war ihm das Problem der Druuf vom ersten Augenblick an unverständlich, um nicht zu sagen: unheimlich gewesen. Er hatte Perry Rhodan um Hilfe bitten müssen. Er hatte, als die Überlappungsfront sich öffnete, eine riesige Blockadeflotte vor die Öffnung postiert und sich im wesentlichen damit zufrieden gegeben, daß es den Druuf nicht gelang, in den Einstein-Raum einzudringen.
In diesem Fall galt es, zwei Dinge gegeneinander abzuwägen: Die Unsicherheit über die Konsequenzen, die ein massiertes Eindringen der arkonidischen Flotte in das Druuf-Universum hervorrufen würde, gegen die Möglichkeit, das Schiff der terranischen Deserteure zu fassen und auf diese Weise Informationen über Terras galaktische Position zu erhalten.
Nach mehrstündigem Nachdenken entschied der Regent, daß der zweite Punkt den Ausschlag zu geben habe. Wenn man annahm, daß die Druuf-Gefahr durch die Anwesenheit der Blockadeflotte gebannt war, dann gab es für Arkon nichts Wichtigeres, als die Position von Terra zu erfahren und dadurch eine Möglichkeit zu bekommen, diesen mächtigen potentiellen Feind rechtzeitig aus der galaktischen Politik auszuschalten.
Der Regent entschloß sich also, seine Flotte in den Druufraum zu schicken. Er hielt es für nützlich, nicht die ganze Blockadeflotte abzuziehen, sondern nur dem Door-Trabzon unterstehenden Flottenteil den Befehl zum Durchbruch durch die Überlappungszone zu geben.
Denn noch standen die beiden terranischen Superschlachtschiffe KUBLAI KHAN und DRUSUS vor dem Eingang zum Druuf-Universum, und der Regent hoffte, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Terras galaktische Position zu erfahren und gleichzeitig das Schiff zu vernichten, in dem sich Perry Rhodan befand, wäre ein Erfolg gewesen, der Terra von nun an für alle Zeiten zur galaktischen Bedeutungslosigkeit verdammt hätte.
Von alledem erfuhr Perry Rhodan natürlich nichts. Dem Regenten lag nichts daran, seinen ärgsten Gegner über seine Pläne und Gedanken auf dem laufenden zu halten. Perry Rhodan konnte nur hoffen, daß sein Hinweis, die INFANT könne auch unbemerkt durch die Blockadefront gelangt sein, ausreiche, um den Regenten auf neue Ideen zu bringen - wenn nicht gar so weit, daß er seine Flotte in das Druuf-Universum hinüberschickte.
Erst ein paar Stunden nach Guckys Transmitter-Sprung erfuhr Perry Rhodan, daß seine Kalkulation richtig gewesen war. Die arkonidische Flotte setzte sich in Bewegung. Zwanzigtausend Schiffe schickten sich an, die Überlappungsfront zu durchbrechen und in den Druufraum einzudringen. Zwanzigtausend Schiffe machten sich auf den Weg in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang - und das nur, um ein einziges terranisches Fahrzeug zu fangen und seine Insassen in die Hand zu bekommen.
Auf der DRUSUS und der KUBLAI KHAN gab man Alarm. Das große Spiel war im Gang. In wenigen Augenblicken würden die arkonidischen Schiffe auf die Abwehrfront der Druuf-Flotte prallen. Perry Rhodans Taktik war ein Musterbeispiel dafür, wie durch geschickt gewählte Hinweise sogar ein Meister der Logik, ein positronisches
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