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0082a - Amoklauf in der Todeszelle

0082a - Amoklauf in der Todeszelle

Titel: 0082a - Amoklauf in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amoklauf in der Todeszelle
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vorzustellen, wie es dem Mann zumute gewesen sein mochte, als er das Zuchthaus auf sich zurasen sah und wußte, welch eine tödliche Last in seinem Rücken lag. Aber ich gab den Versuch schnell auf. Es gibt Dinge, die man sich nie wird vorstellen können.
    Nach einem kurzen Schweigen räusperte sich der Chef.
    »Die Identifizierung der Leichen ist mit dem Resultat abgeschlossen worden, daß einundzwanzig Tote nicht zu identifizieren sind.«
    »Aber man hat jetzt eine Übersicht, wie viele Leute ausgebrochen sind?«
    »Ja, Phil. Es waren insgesamt sechzehn. Davon sind vier eingefangen worden, bevor Sie und Jerry Ihre Arbeit hier aufnahmen. Blieben also zwölf. Davon haben Sie vier auf der Farm des Spaniers gestellt, so daß acht übrigblieben. Wenn es stimmt, daß bei den Fischteichen…«
    »Das stimmt«, unterbrach Phil. »Wir wollten Sie deshalb gerade anrufen. Die Feuerwehr verständigte uns vor ein oder zwei Minuten, daß der Wagen herausgeholt wurde. Die beiden Insassen waren fraglos Sträflinge. Sie sind tot. Allerdings haben wir von der Feuerwehr ihre Beschreibung noch nicht erhalten. Und wir wollten nicht hinfahren, solange wir noch in jeder Minute damit rechnen müssen, daß wir wegen der restlichen Ausbrecher hier angerufen werden. Die Feuerwehr veranlaßt die Überführung der beiden Leichen ins Schauhaus.«
    »Das ist richtig so«, entgegnete der Chef. »Also bleiben noch sechs übrig. Davon gehen dann noch Porter und Hook ab, die Sie mit der Frau zusammen stellten, so daß jetzt einwandfrei feststeht, daß sich noch vier Männer auf freiem Fuße befinden. Ich kann Ihnen jetzt auch die Namen dieser vier Männer sagen. Wollen Sie mitschreiben?«
    »Ja, Chef, ich habe Papier bei der Hand.«
    »Es handelt sich um Herbert Stein, Steve Wander, Ricci Spartivi, Robert L. Morgory, Guy Wolters und Dimitri Antonescu. Zwei von diesen Namen müssen die Namen der beiden Männer sein, die mit dem Wagen in den Teich stürzten. Vier Mann sind demnach noch einzufangen. Vier Mörder, Phil, damit Über diesen Punkt Klarheit herrscht.«
    »Ja, Chef«, erwiderte Phil. »Da die ersten Stunden längst vorbei sind, geht es nicht mehr ohne Mithilfe der Öffentlichkeit. Die vier können Glück gehabt haben und an den Sperren vorbeigekommen sein. Auf die Sperren können wir uns jetzt nicht mehr verlassen, weil die vier längst weiter sein können. Jetzt müssen die Bilder aller vier an die Zeitungen und an alle Fernsehsender des Landes. Die Fahndung muß auf der breitesten Basis durchgeführt werden.«
    ***
    Das Dorf Clickson war ganze vierundzwanzig Meilen von dem Zuchthaus entfernt. Es lag in einem Talkessel, der rings von bewaldeten Höhenzügen eingeschlossen war. Die Bevölkerungszahl dieses Dorfes änderte sich jährlich zweimal — in der Mitte des Frühlings und Anfang Herbst. Im Winter über gab es nicht mehr als knapp dreihundert Einwohner, im Sommer aber schnellte die Zahl empor auf mehr als das Doppelte.
    Daran waren jene reichen Leute schuld, die sich in Clickson Sommerhäuschen gebaut hatten und es sich erlauben konnten, die heißen Tage außerhalb der Betonwüsten unserer Großstädte zu verbringen.
    Zu den Stammeinwohnern von Clickson gehörten die beiden Schwestern Nelly Und Sarah Houston. Beide waren unverheiratet, beide hatten in den letzten zehn Jahren ihre von den lange verstorbenen Eltern ausgesetzten Leibrenten durch den Verkauf sogenannter Andenken aufgebessert, und beide hatten jetzt ein Alter von neunundvierzig Jahren erreicht, denn sie waren Zwillinge.
    Nach außen hin waren sie ein Herz und eine Seele. In Wahrheit haßten sie sich wie die Pest. Und das nur aus einem einzigen Grunde: Die Eltern hatten zwei kleine Einfamilienhäuser hinterlassen, eines am Westausgang Clicksons, das andere am Südostausgang.
    Mochte nun der alte Papa Houston in den letzten Jahren seines Lebens ein wenig eigenwillig geworden sein oder was immer der Grund dafür gewesen war, sein Testament besagte klar und deutlich: Erstens hätten seine beiden Töchter zeit ihres Lebens aus den Zinsen seiner Hinterlassenschaft eine monatliche Rente von je zweihundertvierzig Dollar zu erhalten. Zweitens seien sie dafür verpflichtet, jede eines der beiden hinterlassenen Häuser zu bewohnen und instand zu halten. Drittens möge sich keine einfallen lassen zu heiraten, denn keinem Mann auf Gottes Erdboden könne zugemutet werden, mit einer Houston sein Leben zu teilen. Deshalb bestimme er viertens, daß diejenige ihrer Rente und jeglichen

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