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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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diese Isolation sie langsam verrückt werden ließ. Sie redete ja schon mit sich selbst, weil sie niemanden hatte, der ihr zuhören wollte. Den Mullah konnte sie nicht immer belästigen. Das ging nicht. Der hatte so viel zu tun, daß er sich nicht auch noch ihren Kummer anhören konnte.
    Sie redete mit den Hühnern und mit den Eseln. Gab es etwas Verrückteres?
    Draußen stieß eine Frau einen spitzen Schrei aus.
    Eine zweite Frau rief etwas, das Chana nicht verstand. Sie hörte trappende Schritte. Die Weiber des Dorfes waren auf der Flucht. Sie jagten zwischen den eng gesetzten Häusern hindurch, eilten nach Hause, knallten die Tore hinter sich zu und verriegelten Türen und Fenster.
    Binnen kurzem herrschte Totenstille im Dorf.
    Verwundert trat Chana vor die Tür. Sie wollte wissen, wovor die Weiber geflohen waren.
    Und sie traute ihren Augen nicht, als sie die beiden staubbedeckten Männer erblickte. Sie waren abgekämpft und erschöpft. Ihre Gesichter waren von einer unmenschlichen Anstrengung verzerrt. Der eine schleppte den andern die Gasse entlang.
    Hamad! schoß es Chana durch den Kopf, und ihr Herz machte einen Luftsprung in ihrer Brust. Tabe Hamad!
    So froh sie damals gewesen war, ihn losgeworden zu sein, so sehr freute sie sich jetzt, ihn wiederzusehen. Irre Welt! Hier, in dieser peinigenden Einsamkeit war ihr sogar Tabe Hamad willkommen! Tränen füllten ihre Augen. Freudentränen? Sie wußte es nicht. Etwas schnürte ihre Kehle zu. Sie lief auf die beiden Männer zu und rief:
    »Tabe! Tabe! Oh, wie freue ich mich, dich wiederzusehen!«
    Hamads fiebrige Augen schauten Parandeh an. »Wir haben es geschafft, Tehar. Wir haben es tatsächlich geschafft. Wir haben Chana gefunden! Was sagst du dazu?« Er lachte schrill. »Sind wir nicht zwei Glückspilze?« Er lachte noch einmal, und plötzlich wurde sein Körper schwer. Parandeh konnte den Komplizen kaum noch halten.
    »Was ist mit ihm?« fragte Chana erschrocken.
    »Er ist ohnmächtig geworden«, erwiderte Parandeh. »Sein Bein ist gebrochen. Wir haben seit Stunden keinen Tropfen Wasser mehr. Tabe hat Fieber.«
    Chana griff entschlossen zu. Gemeinsam trugen sie Hamad in das Haus des Mädchens.
    Parandeh bekam zu trinken.
    Chana kümmerte sich danach um Hamad. Und Parandeh war wie vom Donner gerührt. Überwältigt dachte er: Welche Schönheit hier in dieser rauhen Wildnis. Sie ist eine Göttin. Ein schöneres Mädchen habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.
    Ein eigenartiges Gefühl hielt ihn gefangen. Es umschlang ihn wie Eisenklammern, die eng um seinen Brustkorb lagen. Er konnte nicht mehr richtig atmen. Er konnte nicht mehr richtig denken. Er spürte die schmerzenden Beine nicht und auch nicht das schmerzende Kreuz. Er sah nur noch Chana und wußte mit einemmal, daß ihm die Liebe wie ein Blitz mitten ins Herz gefahren war.
    Und seltsamerweise empfand Chana genauso…
    ***
    Zamorra wandte alle magischen Tricks an, die er kannte, um das Tor zur Hölle ausfindig zu machen. Diesen und den nächsten Tag fuhren sie kreuz und quer durch die Steppe, bis hin zum Elbursgebirge und in der anderen Richtung bis zur russischen Grenze.
    Vor allem hoffte Zamorra auf ein Signal seines silbernen Talismans. Doch das Amulett registrierte auf der weiten Fahrt nicht ein einziges Mal auch nur die geringste Dämonenstrahlung.
    Zu Mittag wärmte Nicole drei Dosen.
    Zamorra aß lustlos. Die Hitze flirrte über der Motorhaube des Landrovers. Zamorra ließ seinen Blick verdrossen über die Steppe schweifen.
    Wo war das Loch, aus dem die Horden des Khan kamen? Es mußte hier irgendwo in der Nähe sein. Verflucht noch mal, wieso konnte er es nicht finden?
    Als sie gegessen hatten, öffnete Bill drei Cola-Dosen. Das braune Getränk war widerlich warm und viel zu süß. Zamorra trank nur die Hälfte davon.
    »Was geschieht nun?« fragte Bill, nachdem sie sich wieder in den heißen Wagen gesetzt hatten.
    »Zurück zu unseren Zelten«, entschied Zamorra.
    »Geben wir’s auf?« fragte Fleming erstaunt. Das wäre das erstemal gewesen, daß Zamorra etwas, das er sich vorgenommen hatte, aufgegeben hätte.
    Der Parapsychologe grinste. »Nach all den Jahren unserer Freundschaft kennst du mich aber verflixt schlecht. Ich werde den Weg in die Hölle finden, verlaß dich drauf, Bill.«
    Fleming nickte. »Zurück zu den Zelten«, sagte er und gab wieder Gas.
    Drei Stunden waren sie unterwegs.
    Bill atmete auf, als die Zelte in Sicht kamen. Ein Alpdruck wich von seiner Brust. Weiß der

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