0084 - Das Buch der grausamen Träume
bitten, doch McKenzie schaute an ihm vorbei.
Die Männer stießen ihn in die Hütte hinein. Leo Genn stolperte über die Schwelle, konnte sich aber fangen und blieb auf den Beinen.
Er hob den Blick.
Plötzlich wurden seine Augen groß. Er sah Ziita vor sich, schüttelte den Kopf. Im nächsten Augenblick begann Genn wie wahnsinnig zu schreien…
***
Ich jagte über das holprige Pflaster der schmalen Gasse wie ein Sprinter. Für mich wurde es ein Wettlauf mit der Zeit, denn ich mußte meinen Wagen erreichen, wenn ich noch etwas retten wollte.
Dort nämlich lag mein Koffer mit all den Waffen, die für eine erfolgreiche Bekämpfung der Dämonen unerläßlich waren.
Aber konnte ich es packen?
Die Pfiffe hatten eigentlich genug gesagt. Es schien in diesem Dorf ähnlich zu sein wie bei den Londoner Polizisten. Auch sie verständigten sich durch Pfiffe, wenn sie einen Gesetzesbrecher jagten, und der Mann sieht sich dann urplötzlich von mehreren Polizisten eingekreist.
Ich hoffte nur, daß es mir nicht ähnlich erging.
Unendlich lang erschien mir diese Gasse. Hinter mir vernahm ich das Schreien der Verfolger. Besonders das keifende Organ des Bürgermeisters war deutlich herauszuhören.
Ich rannte noch schneller.
Intervallartig pustete ich den Atem als Nebelwolken aus. Die kalte, feuchte Luft drang mir schmerzhaft in die Lungen, während meine Beine wie ein Uhrwerk arbeiteten.
Dann sah ich den Platz – und meinen Wagen.
Er stand verlassen da. Niemand hielt sich in seiner Nähe auf oder machte sich daran zu schaffen.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Wie ein Irrwisch stürmte ich auf den Platz und sprintete auf den Bentley zu. Dann sah ich die Männer. Sie kamen aus den Seitengassen, bewaffnet mit Knüppeln, Äxten und Spaten. Die Pfiffe hatten sie alarmiert. Die Verfolgungsjagd auf mich war in vollem Gange.
Doch was mich am meisten erschreckte, waren die Bluthunde, die sie mit sich führten. Die Köter hechelten und knurrten, zerrten wild an den Leinen und waren kaum zu bändigen.
Welche Chance blieb mir noch?
An den Koffer konnte ich nicht mehr heran, dazu reichte die Zeit nicht. Auf einen Kampf konnte ich mich auch nicht einlassen. Die Übermacht war zu stark, und wenn man mich überwältigte, dann waren auch Suko und Julia de Fries verloren. Es gab nur noch einen Ausweg. Die Flucht.
Ich stoppte mitten im Lauf, schaute mich gehetzt um und sah einen schmalen Spalt zwischen zwei windschiefen Häusern. Ihn mußte ich erreichen. Ich rannte los. Die Bluthunde bellten wütend. Sie rissen noch stärker an den Leinen. Drohungen schallten über den Platz. Einige Leute warfen Steine. Einer traf mich schmerzhaft im Rücken, die anderen flogen zum Glück an mir vorbei. Dann ließen sie die Hunde los.
Ich sah es nicht, hörte es jedoch an dem triumphierenden Heulen der abgerichteten Bestien.
Im selben Augenblick tauchte ich in die schmale Gasse ein. Es war stockfinster. Ich sah kaum die Hand vor Augen und stolperte prompt über ein am Boden liegendes Hindernis. Durch meinen Fuß zuckte ein irrsinniger Schmerz. Ich taumelte nach vorn, hatte jedoch das Glück, mich noch fangen zu können. Mein Ellbogen schrammte an der Hauswand entlang, und das bewahrte mich vor einem Fall. Das Hecheln war plötzlich nah. Der erste Bluthund. Ich kreiselte herum. Gelbe Augen funkelten mich an. Und dann sprang die Bestie.
Es war eine Dogge. Der helle Körper schnellte genau auf mich zu. In den Sekundenbruchteilen, die mir vor dem Zusammenprall blieben, entwickelte ich gedankenschnell meinen Abwehrplan. Ich ballte die Hand, und dann flog meine Faust vor. Sie wühlte sich in etwas Weiches. Ein widerliches Jaulen erklang, denn ich hatte genau die Nase der Dogge getroffen. Und dort sind die Tiere sehr empfindlich.
Ich habe nichts gegen Hunde, aber diese Bestien konnte man nicht mit normalen Maßstäben messen. Sie waren auf den Mann dressiert worden, und zwar so, daß sie auch töteten. Die Dogge brach jaulend zusammen, winselte und krümmte sich am Boden.
Doch schon war der zweite Hund da. Diesmal konnte ich nicht so schnell reagieren. Der Körper klatschte wuchtig gegen mich und warf mich um.
Soeben noch riß ich meinen Arm hoch, so daß die Fangzähne nicht in meinen Hals schlugen.
Die Dogge hockte auf mir. Ich spürte ihren heißen Raubtieratem, sah die gebleckten Zähne dicht vor meinem Gesicht, und in mir stieg eine unheimliche Angst hoch.
Noch konnte ich den Kopf zurückdrücken, aber das Tier bewegte sich, suchte eine neue
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