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0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zwerg winkte ab. »Freunde, dieser Sinclair weiß nicht, mit wem er sich eingelassen hat. Er ist jetzt schon so gut wie verloren!« Kichernd rieb sich der Bürgermeister die Hände, während die anderen Männer Suko und das Mädchen hochhievten.
    ***
    Das rote Licht strahlte durch das Schilfdach und füllte das Innere der Hütte völlig aus. Leo Genn war geschockt.
    Deutlich sah er, was die anderen mit Ziita gemeint hatten. Ziita war eine Steinfigur. Sie hatte ein menschliches Aussehen, einen normalen Körper, den der Bildhauer mit sanften Rundungen versehen hatte. Nur das Gesicht war eine Fratze. Gräßlich verzerrt, voller Abscheu und Haß.
    Es strahlte eine solche Gemeinheit aus, daß Leo Genn meinte, diese Figur würde leben. Vielleicht half auch der rote Schein mit, diesen Eindruck zu erwecken.
    Das war es jedoch nicht, was Leo Genn so schockte. Auch nicht die sieben Arme, die diese Hexe hatte und die an Kali, die indische Göttin, erinnerten. Es waren die Köpfe.
    Sechs Männerköpfe lagen auf den geöffneten Handtellern der makabren Steinfigur. Eine Hand war noch leer. Leo Genn brauchte nicht lange zu raten, welcher Kopf bald darauf liegen würde.
    Sein Schreien brach ab. Plötzlich spielte sein Kreislauf nicht mehr mit; das Bild der Statue verschwamm vor seinen Augen, und der bärtige Mann brach in die Knie.
    Schluchzend und keuchend blieb er liegen, während hinter ihm der alte Gerald McKenzie die Hütte betrat. McKenzie warf Genn nur einen knappen Blick zu und stieg über den Mann hinweg. Zwei Schritte vor Ziita blieb er stehen. Er hatte keine Angst, denn er war diesen Anblick längst gewöhnt. Und er sprach mit dem steinernen Hexenstandbild. »Ich habe dir den letzten Mann gebracht, der dir noch fehlte. Willst du uns nun in Ruhe lassen?«
    Die Worte tropften dem Standbild entgegen. Es rührte sich nicht, dann aber öffnete sich der Mund. Stöhnlaute drangen daraus hervor. »Ja, ich sehe, daß du mir das Opfer Nummer sieben gebracht hast. Doch in Ruhe lassen werde ich dieses Dorf nicht. Denkt daran, was eure Vorfahren mit mir angestellt haben. Sie waren es, die den Fluch aussprachen, so daß ich zu Stein wurde. Dafür will ich meine Rache und meine Genugtuung.«
    »Aber ich habe dir die Opfer gebrachte«, erwiderte der Alte.
    »Nicht genug.«
    Gerald McKenzie atmete tief ein. »Was willst du denn noch, Ziita?«
    Das Standbild gab nicht sofort Auskunft, sondern redete erst einmal um den heißen Brei herum. »Du weißt, daß ich, wenn die sieben Köpfe vollständig sind, um Mitternacht zu meinem früheren Leben erwachen werde. Dann werden auch meine beiden Begleiter wieder ihre wahre Gestalt annehmen. Ich kehre zurück in die Dimensionen der Finsternis, um mir dort einen sicheren Platz zu verschaffen. Aber ich will nicht mit leeren Händen erscheinen. Ich brauche etwas, um den anderen zu beweisen, wie mächtig ich bin. Hast du mich verstanden, Alter?«
    »Ja«, flüsterte Gerald McKenzie. »Was willst du von uns haben, Ziita?«
    Das Standbild stieß ein krächzendes Lachen aus, und McKenzie glaubte, daß sich dabei sogar die sieben Arme bewegten. »Ich will von dir das Buch der grausamen Träume.«
    Jetzt war es heraus, und Gerald McKenzie traf der Schock seines Lebens.
    »Niemals!« keuchte er. »Nie im Leben gebe ich dir das Buch!«
    Die Hexe kicherte. »Dann wird der Terror nie aufhören. Wenn du mir das Buch nicht überläßt, rotte ich das gesamte Dorf aus. Ihr werdet alle im Sumpf versinken, denn ich habe vor, mich mit den mächtigen Naturgeistern zu verbünden, und die gehen sicherlich gern auf meine Wünsche ein. Nun, Alter?«
    McKenzie schüttelte den Kopf. »Das – das kann ich nicht machen. Ich darf das Buch nicht aus den Händen geben. Du weißt selbst, daß man es mir als eine Art Treuhänder überlassen hat. Es ist unmöglich. Außerdem würde ich sterben.«
    »Ist das so schlimm?« höhnte die steinerne Hexe. »Wie alt bist du denn? Hundert Jahre, zweihundert oder dreihundert…?«
    »Dreihundert Jahre. Als Lohn für die Bewahrung des Buches habe ich das ewige Leben bekommen!«
    »Ich will das Buch. Und wenn du es mir nicht gibst, haben es deine Mitmenschen zu büßen!«
    Der Alte überlegte hin und her. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er dachte an die Zeit zurück, als man ihm das Buch überlassen hatte.
    Ja, über drei Jahrhunderte waren vergangenen. Eine lange Zeit, in der viel geschah. Er selbst war ein berühmter Magister gewesen, hatte sich mit Schwarzer Magie befaßt,

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