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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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bitte?«
    »Wir hätten Sie gern ein paar Minuten gesprochen, Mrs. Morris.«
    Sie runzelte die Stirn und sah uns mißtrauisch an. Ich ließ das Lederetui mit der FBI-Dienstmarke aufschnappen. Sie neigte den Kopf, um die Marke auf dem Samtkissen besser erkennen zu können. Dann hatte sie die Inschrift entziffert, bekam einen leichten Schreck und trat zur Seite.
    Wir betraten die Wohnung. Es waren nur zwei Räume, von denen einer eine kleine Kochnische hatte. Auf dem großen Eßtisch lagen zwei Stapel Briefumschläge, der eine bereits adressiert, außerdem ein Adreßbuch und ein Berg Prospekte von einem bekannten Warenhaus, das in jeder dritten Straße eine Filiale unterhielt.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Mrs. Morris und deutete auf den Tisch. »Ich wußte ja nicht, daß ich Besuch bekomme, sonst hätte ich natürlich aufgeräumt.«
    Ich wußte genau, daß es ihr peinlich war. Sie verdiente sich offenbar zusätzlich ein paar Cent, indem sie Adressen schrieb. Wenn Sie wissen, wie wenig dafür bezahlt wird, können Sie nur für jeden Mitleid empfinden, der auf eine solche Tätigkeit angewiesen ist.
    »Wir müssen uns entschuldigen, daß wir unangemeldet bei Ihnen eindringen, Mrs. Morris«, sagte Phil höflich.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Gentlemen!« sagte die Frau.
    Wir setzten uns. Ich stellte vor: »Das ist Phil Decker, ich bin Jerry Cotton. Beide vom FBI New York. Erschrecken Sie bitte nicht! Wir haben nur ein paar harmlose Fragen an Sie.«
    »Bitte, fragen Sie!«
    »Wie Sie wissen, wurde Ihr Bruder am Abend des 6. Mai überfallen. Für das FBI steht fest, daß es sich um eine Bande gehandelt haben muß. Leider scheint es sich um eine neue Bandé zu handeln, und das FBI legt Wert darauf, nicht die Kontrolle über das Bandenunwesen zu verlieren. Können Sie sich irgendeinen Grund denken, warum man Ihren Bruder hatte töten wollen?«
    Sie erschrak.
    »Mein Gott«, seufzte sie. »Man wollte ihn also umbringen?«
    »Das muß leider angenommen werden.«
    Sie runzelte die Stirn. Nach einem langen Schweigen sagte sie vorsichtig: »Vielleicht… Ich weiß nicht… Könnte es nicht sein, daß es mit Bobs früherer Arbeit für die Abwehr etwas zu tun hat?«
    »Ihr Bruder bestreitet das entschieden, Mrs. Morris. Und er müßte es ja eigentlich am besten wissen.«
    »Ja, natürlich…« stimmte sie zögernd zu.
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber es kam absolut nichts dabei heraus, was für uns auch nur den kleinsten Hinweis hätte darstellen können. Als wir gingen, sah ich an der Wand neben der Tür das gerahmte Foto eines etwa 30jährigen Offiziers. Die linke untere Ecke wurde von einer schwarzen Seidenschleife geziert.
    Ich sagte nichts dazu. Es war ein Captain, sicherlich der gefallene Mann von Mrs. Morris. Man soll nicht an alte Wunden rühren.
    Die Rückfahrt verlief ziemlich schweigsam. Wir dachten beide an den Wahnsinn der Kriege, die Kindern ihre Väter und Frauen ihre Männer rauben, obgleich sich selten der Zustand der Welt durch einen »notwendigen« Krieg wirklich bessert.
    Als wir vor dem New York Hospital parkten, knurrte Phil: »Wenn Crack jetzt nicht den Mund aufmacht, dann habe ich von diesem Fall die Nase gestrichen voll!«
    Mir war nicht viel anders zumute. Nichts ist so zermürbend wie ein Fall, in dem man einfach nicht vorankommt.
    Wir erreichten den Flur, in dem Cracks Zimmer lag, ohne von jemandem aufgehalten zu werden. Zu meiner Verwunderung waren die beiden Polizisten verschwunden, die man vorsichtshalber vor Cracks Tür postiert hatte. Was den Gangstern bei ihrem Überfall nicht gelungen war, sollten sie nicht auf die eine oder andere Weise im Krankenhaus nachholen können.
    »Wo sind denn die Cops?« fragte Phil sehr ungnädig. »Sie sollten doch keine Minute von der Tür weichen!«
    »Vielleicht sind sie drin?« erwiderte ich achselzuckend. »Wir werden es ja gleich sehen.«
    Ich klopfte.
    Es kam keine Antwort. Ich klopfte stärker. Dann probierte ich die Türklinke.
    Das Zimmer war abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte weder außen noch innen, wie mich ein rascher Blick überzeugte.
    »Na, das sind ja schöne Sitten!« knurrte Phil. »Kriegen hier die Patienten jeden Tag ein anderes Zimmer, oder was ist los?«
    Wir standen eine Weile ratlos herum, dann erkundigten wir uns bei einer Schwester, die vorüberkam. Sie sah uns groß an, räusperte sich und sagte: »Einen Augenblick! Ich schicke Ihnen den Arzt!«
    Und weg war sie.
    »Jerry«, murmelte Phil. »Hier liegt etwas in der

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