0084 - Er starb an meiner Stelle
Kraft. Es wurde folgender eigentümlicher Sachverhalt festgestellt.
1. Der Scheck ist der vierzehnte aus Ihrem zuletzt empfangenen Heft. Aus diesem Heft sind uns bisher nur drei Schecks zur Einlösung präsentiert worden, so daß Sie entweder einen Scheck ziemlich weit hinten aus dem Heft gelöst haben müßten, oder aber zehn andere Scheckempfänger Ihre Schecks bisher noch nicht vorgelegt haben. Beides mutet eigenartig an.
2. Wie Ihnen erinnerlich sein wird, wurde zwischen Ihnen und der o. a. Bank vereinbart, daß Ihre Unterschrift als Zeichen der Echtheit ein Geheimzeichen auf weisen soll, dergestalt, daß der Punkt hinter der Abkürzung Ihres Vornamens auf halber Höhe des »h« und nicht, wie eigentlich üblich, am Fuße des »h« sich befinden soll. Das ist auf dem beigefügten Scheck nicht der Fall.
3. Die verwendete Tinte ist eine Nuance heller als die sonst von Ihnen gebrauchte.
Diese drei Umstände ließen eine Fälschung der Unterschrift als immerhin möglich erscheinen. Wenn wir den Scheck trotzdem honoriert haben, so geschah es aus den nachfolgenden Gründen:
1. Der Scheck stammt zweifellos aus Ihrem Scheckheft.
2. Jede Unterschrift ist variabel und ähnelt jeder gleichen Unterschrift desselben Mannes immer nur mehr oder minder. Absolut genau übereinstimmende Unterschriften kann nach graphologischer Fachmeinung kein Mensch der Erde leisten.
3. Der Einlöser des Schecks ist bankbekannt als Ihr Herr Neffe Steve, der in Ihrem Hause lebt und doch wohl über jeden Zweifel erhaben ist.
Wir zweifeln nicht daran, daß der Scheck ordnungsgemäß von Ihnen unterschrieben wurde, wollten Sie aber trotzdem von unserer Sorgfalt bei der Prüfung von Schecks unterrichten. Wir hoffen, in Ihrem Sinne gehandelt zu haben.
Da uns durch die Übergabe des Schecks der Beleg für die Auszahlung fehlen würde, wurde laut §§ 24, 25a, 25b ff. der Satzungen der Chase Bank in Gegenwart unseres Notars eine vorläufige Eigenquittung zu Ihren Belegen gegeben, die mit der Rückgabe des beigefügten Schecks an uns ungültig wird.
Mit verbindlichem Gruß und stets gern zu Ihrer Verfügung.
Allan machte eine Pause. Dann kam seine Stimme wieder leise, wie aus weiter Ferne.
»Am Telefon bestätigte Mr. Chester Lorrence, was die Bank schon vermutete: Die Unterschrift auf dem Scheck ist gefälscht. Er fordert von seinem Neffen die Herbeischaffung des Betrages bis abends sechs Uhr. Aber das ist dem Betrüger unmöglich, denn neun Zehntel der Summe hat er bereits im Hilly Nightclub in der 23. Straße abgeliefert, wo er seit Monaten ungeheure Summen verschwendet hat. Zeugen dafür: der Besitzer des Lokals, zwei Bardamen, ein Mixer, zwei Kellner. Da das Geld nicht wiederbeschafft werden kann, muß Steve Lorrence eine Anzeige wegen Urkundenfälschung, gemeinen Betruges und Scheckfälschung gewärtigen. AJs sein Onkel kurz nach fünf Uhr nachmittags nach Hause kommt, ist der Plan fertig, der aus dieser ausweglosen Lage herausführen soll. Aus der Schublade in der Diele werden weiße Handschuhe gestohlen. Nach einer fruchtlosen Auseinandersetzung mit dem Onkel, der sich unnachgiebig zeigt, wird der alte Mann mit einem Reiterstandbild, das auf seinem Schreibtisch stand, erschlagen. Fingerabdrücke können nicht Zurückbleiben, da der Täter ja Handschuhe trägt. Als er dem Toten den belastenden Brief der Bank, von dem er ja am Telefon gehört hat, aus der Brieftasche nimmt, beschmutzen sich die Handschuhe mit dem Blut seines Opfers. Mit unheimlicher Tücke gelingt es dem Mörder, die Handschuhe in das Zimmer des Butlers zu bringen und dort in den Abfalleimer zu werfen. Damit glaubt er, die Spur auf den Butler gelenkt zu haben. Nachdem er den Brief verbrannt hat, fühlt er sich schon halb sicher. Er konnte nicht wissen, daß sein Onkel eine knappe Stunde vor seinem Tode wegen einer anderen Sache das FBI angerufen hat. Die G-men Decker und Cotton treffen so unerwartet bei Lorrence ein, daß der Mörder keine Zeit mehr hat, die Asche des verbrannten Bankbriefes zu zerstampfen. Er kann gerade noch zu seiner Couch huschen und ein Buch zur Hand nehmen, um möglichst ahnungslos und unwissend zu erscheinen. Aber in der Eile nimmt der Mörder das Buch verkehrt in die Hand! Das fällt dem G-man Cotton auf! Jetzt ist seine Aufmerksamkeit geweckt. Er entdeckt das verbrannte Papier in einer Aschenschale. Er läßt den Mörder keine Sekunde mehr aus den Augen, bis die Mordkommission eingetroffen ist und das wichtige Papier sicherstellen kann. Dank der
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