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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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Besucher aus Frankreich.
    Dann kamen sie zu dem Park, in dessen Mitte es zu der schrecklichen Begegnung zwischen Marja Bendic und den Hexen gekommen war.
    Zamorra stellte den Wagen am Straßenrand ab. Den Rest des Weges gingen sie zu Fuß.
    Gepflegte Parkwege, blühende Büsche, saftig grüner Rasen. Aber sie hatten kaum Blicke dafür.
    »Da vorn!« rief Marja plötzlich aus. »Dort ist es gewesen. In der Mitte des Rondells. Dort blieb ich stehen, als ich das merkwürdige Geräusch hörte.«
    »Und es kam schnell näher?« fragte Zamorra.
    »Ja. Dann die Frage der Hexe, die ich für eine menschliche Pilotin hielt.«
    »Die Form des Flugkörpers konnten Sie nicht bestimmen?«
    »Nein, Professor. Es war schon zu dunkel. Ich habe es erst beim Näherkommen erkannt, daß es wie eine riesige Wanne aussah. Da war alles zu spät. Da hatten mich die vier umringt und zwangen mich, bei ihnen einzusteigen.«
    »Können Sie mir beschreiben, wie dieses Flugzeug, das wie eine Wanne aussah, gesteuert wurde?«
    »Ja, Professor. Ganz einfach. In der vorderen Wand war ein Stahlrohr. Das diente als Steuerknüppel.«
    »Und wie war das Ding sonst ausgerüstet?« fragte Zamorra.
    Die Antwort, die wiederum von Jana übersetzt wurde, klang merkwürdig und mehr als verblüffend.
    »Es war sonst nichts in dem Flugkörper, Professor. Nichts, was man sonst in einem Flugzeug braucht. Keine Instrumente, keine Geräte, keine Schalter und Hebel. Gar nichts. Das Ding flog, wie die Hexen es wollten.«
    »So ist also Wahres an den Erzählungen, die sich die Leute hier weitergeben. Die ich von Idrinas Vater erfahren habe. Diese seltsamen und höchst gefährlichen Gestalten müssen über sagenhafte geistige Kräfte verfügen. Danke, Jana. Passen Sie gut auf Ihre Freundin auf. Ich werde mit meiner Sekretärin täglich nach Ihnen sehen. Und jetzt fahren wir Sie nach Hause.«
    Nichts, dachte Zamorra. Vermutungen, Fragen, bange Zweifel.
    Was würden die Hexen unternehmen, wenn sie von der Befreiung ihrer Gefangenen hörten? Würden sie versuchen, erneut an sie heranzukommen?
    Die Frage sollte nur eine Stunde später auf grausame Art beantwortet werden.
    Es waren aber nicht Idrina Matilec oder ihre Leidensgenossin Marja Bendic, auf die es die Hexenbrut vom Wolfstal abgesehen hatte.
    ***
    Keine hundert Meter von der Stelle entfernt, wo Zamorra mit Nicole Duval und der jungen Rumänin gestanden hatte, war eine Bank, die jeden Abend besetzt war.
    Die jungen Leute, die sich dort immer wieder ihrer Liebe und Zuneigung versicherten, hatten sie schon längst ihre Liebesbank getauft.
    Der Mann war Rumäne, achtundzwanzig Jahre alt, von Beruf Baumeister und Architekt. Er hatte in Bukarest und anschließend in Paris studiert. Seit zwei Jahren hatte er sich auf den Bau von kleinen, einfachen Einfamilienhäusern spezialisiert, für die er die Pläne entwarf. Das Geschäft ging gut, die Aufträge mehrten sich von Jahr zu Jahr, und der junge Mann verfügte über ein Konto, von dem viele, die doppelt so alt waren, nur träumen konnten.
    Viel bekannter als er aber war das junge Mädchen an seiner Seite.
    Es gab niemanden in der Stadt und der ganzen Umgebung, der ihre sprichwörtliche Schönheit nicht kannte.
    Sie war die Tochter einer türkischen Familie, deren Vorfahren vor mehr als hundert Jahren nach Rumänien ausgewandert waren.
    Ihr Name war Sonja Bügüt. Wer diesen Namen aussprach, tat es mit einer Art feierlicher Verehrung. Nie hatte jemand hoch im Norden des Landes ein so schönes Mädchen gesehen. Sie hatte schwarzes Haar, das sie meist zu einem dichten Knoten gesteckt trug. Ihre Augen standen dem mattglänzenden Schwarz dieses Haares nicht nach. Ihre Nase war schmal und gleichmäßig. Ihre Haut schimmerte in einer leicht braunen Tönung, die dem Mädchen das Aussehen von Frische und Gesundheit verlieh.
    Seit vier Monaten waren die beiden jungen Menschen verlobt. Seit diesem Tag wollte Sonja die hübschen Schmuckgegenstände, die sie als Brautgeschenk erhalten hatte, am liebsten nie wieder ablegen.
    Sie stammten aus dem Geschäft jenes jungen Gold- und Kupferschmieds, der seinerseits mit Marja Bendic verlobt war. Es war der Armenier Roslan Baraya, der sich zur Zeit in Istanbul aufhielt.
    Die Schmuckstücke, die Sonjas Verlobter für sie ausgesucht hatte, hatten Seltenheitswert. Da war zunächst die schwere Kette mit sieben eingefaßten Amethyststeinen. Da war die Brosche, aus hochfeinem Silber ziseliert und mit einem Rubin versehen. Da waren die Ohrringe,

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