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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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wörtlich befolgt habe. Du hast zweimal versucht, den verbotenen Teil des Gartens zu betreten. Und dafür hätte ich dich eigentlich töten müssen!«
    Ahlem lief es eisig den Rücken hinunter. Sie zweifelte nicht daran, daß Farhat von ihrem Vater wirklich einen solchen Auftrag bekommen hatte.
    Vater, o Vater, dachte sie. Sie gab auf.
    Mit gesenktem Kopf ging sie zur Villa zurück.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole saßen beim Frühstück.
    Weitaus mehr als für Tee und Brötchen interessierten sie sich jedoch für etwas anderes: für die Morgenzeitungen, insbesondere natürlich für das Blatt, dessem Reporter ben Yedder Zamorra ein Interview gegeben hatte.
    Der Bericht des Reporters stand zwar nicht auf der ersten Seite, aber doch an sehr bevorzugter Stelle. Jeder, der diese Zeitung las, würde darauf aufmerksam werden.
    Der Professor war sehr befriedigt.
    »Der Bursche hat ja furchtbar auf den Putz gehauen«, stellte er fest. »Wenn ich das so lese, wird mir ja vor mir selbst unheimlich.«
    »Das war ja wohl auch das Ziel, oder?« Nicole war nicht ganz so befriedigt. »Chef, mir ist gar nicht so wohl bei der Sache. Wenn die Räuber deines Amuletts das lesen, bleibt ihnen ja gar nichts anderes übrig, als einen Mordanschlag auf dich zu unternehmen. Du oder sie - eine andere Wahl haben sie doch überhaupt nicht. Du schwebst in Lebensgefahr!«
    Zamorra nickte. »Dieses Risiko mußte ich eingehen. Es ist die einzige Möglichkeit, an die Kerle heranzukommen. Und was die Lebensgefahr betrifft…«, er klopfte mit der Handfläche gegen seine linke Brustseite, »… kann ich mir auch ohne Amulett nur mit dem Revolver ganz gut helfen.«
    Sie legten die Zeitungen zur Seite und besannen sich auf das Frühstück, das im Hotel Africa natürlich internationalem Standard entsprach.
    Und dann trat plötzlich ein junges tunesisches Mädchen in westlicher Kleidung an ihren Tisch.
    »Professor Zamorra?«
    Zamorra war sofort voll konzentriert und aktionsbereit. Auch bildhübsche Mädchen mit seelenvollen Augen konnten gefährlich sein wie giftige Nattern.
    »Ich bin Professor Zamorra; ja.«
    Das Mädchen sah ihn an. In ihren Augen irrlichterte es. »Ich… ich möchte mit Ihnen reden. Darf ich?«
    Der Professor tauschte einen schnellen Blick mit Nicole, nickte dann und rückte einen der beiden freien Stühle am Tisch zurecht.
    »Bitte sehr, Mademoiselle…«
    »Chedli, Ahlem Chedli.«
    Das Mädchen setzte sich. Es war sichtlich nervös, rieb fahrig die Fingerspitzen einer Hand aneinander und fand offenbar nicht die rechten Worte. Sie sagte nichts, wartete anscheinend, daß er das Gespräch eröffnete.
    Welches Gespräch?
    Der Professor hatte gewisse Ahnungen. »Chedli«, sagte er spekulierend, »wer hätte gedacht, ausgerechnet Sie hier zu sehen, Mademoiselle!«
    Die Wahl seiner Worte erwies sich als glücklich. Furcht schlich sich in die Augen des Mädchens.
    »Sie wissen…«
    Zamorra nickte. »Ja, ich weiß!«
    »Bitte«, brach es aus dem Mädchen hervor, »tun Sie ihm nichts! Er ist… wie verrückt. Dieser Tempel… ein innerer Zwang, eine fixe Idee…«
    »Ach!«
    »Herr Professor, wenn es stimmt, was in der Morgenzeitung steht, dann wissen Sie bereits, daß er… daß er…«
    »Verrückt ist?«
    »Nicht nur! Er ist in Gefahr. Er hat sich da auf Dinge eingelassen, die einfach… zu hoch für ihn sind. Und wenn Sie nun jetzt auch noch…« Sie brach ab, starrte mit leeren Augen auf die Teekanne.
    Zamorra kombinierte blitzschnell. Morgenzeitung… Tun Sie ihm nichts… Gefahr… Seine erste Ahnung, daß dieses Mädchen wegen des Amuletts gekommen war, schien sich zu bestätigen. Es war nicht einmal unlogisch. Statt eines Killers jemand, der verhandeln wollte. Der Artikel in der Zeitung konnte auch einen solchen Effekt ausgelöst haben.
    Er sagte: »Wenn Sie erwarten, daß ich Verständnis zeige, müssen Sie sich schon klarer ausdrücken, Mademoiselle. Erzählen Sie! Aber sagen Sie die Wahrheit, sonst…«
    Und das Mädchen erzählte.
    Sie war nicht, wie er erwartet hatte, in fremdem Auftrag, sondern von sich aus gekommen. Ohne Wissen der Beteiligten. Sie war die Tochter eines schwerreichen, tunesischen Großkaufmanns, auf dessen Grundstück ein uralter, verschütteter Baalstempel liegen sollte. Um diesen Tempel rankten sich Legenden, die jedoch nicht ohne realistische Grundlagen zu sein schienen. Der Vater des Mädchens hatte seine beiden treu ergebenen Leibwächter beauftragt, sein Amulett zu stehlen, um einen angeblich

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