0085 - Der Feuergötze
hatten finstere Mächte die Herrschaft an sich gerissen.
Der unheimliche Leibwächter lachte tückisch.
»Gib dir keine Mühe, Professorlein! Du kannst mir nichts anhaben.«
Djamaa ignorierte den Professor, setzte seinen Weg fort, ging auf die beiden Mädchen zu, die wie angewurzelt dastanden und nicht verstanden, was geschah.
»Aus dem Weg!« schrie Zamorra sie an. »Geht ihm aus dem Weg! Er ist ein Werkzeug der Dämonen.«
Nicole reagierte schnell, wich augenblicklich aus. Ahlem aber zögerte.
Der Mann in der blutroten Robe machte eine weitausholende Armbewegung, fegte das Mädchen zur Seite.
Ahlem schrie gequält auf. Sie wurde zwei Meter durch die Luft geschleudert, stürzte neben dem Plattenweg in einen Strauch.
Djamaa lachte abermals laut und gemein auf und schritt weiter, dem Haus entgegen.
Stöhnend kam Ahlem wieder auf die Füße, von Nicole unterstützt.
»Verletzt?« fragte Zamorra schnell.
Sie schüttelte den Kopf. »Professor, was…«
Zamorra winkte ab. »Nicht jetzt!«
Er überlegte fieberhaft. Dieses Subjekt war eine furchtbare Gefahr. Es mußte unschädlich gemacht werden, wenn er im Augenblick auch noch nicht wußte, wie. In keinem Fall durfte er den höchstwahrscheinlich von einem Dämon besessenen Leibwächter Chedlis einfach so davongehen lassen.
Und Chedli selbst?
Er warf einen gehetzten Blick den Plattenweg entlang. Chedli hatte schon einen ansehnlichen Vorsprung gewonnen, war bereits mehr als hundert Meter entfernt.
»Nicole!«
»Ja, Chef?«
Zamorra zeigte auf den gerade hinter einer Palmengruppe verschwindenden Kaufmann. »Geht ihm nach. Seht, was er macht. Aber kein Risiko eingehen, klar?«
»Klar, Chef. Und du? Willst du…«
»Ja! Ich werde mich um diesen Besessenen kümmern!«
***
»Kommen Sie, Ahlem!«
Der jungen Tunesierin steckte der Schock des Schlages, den ihr der unheimliche Mann versetzt hatte, noch immer in den Gliedern.
»Wie Feuer«, stieß sie hervor, »sein Arm war wie eine glühende Eisenstange.«
»Aber Sie haben es überstanden, Ahlem. Wir müssen uns beeilen. Ich kann Ihren Vater nicht mehr sehen.«
Die Erinnerung an ihren Vater half Ahlem.
»Ja«, sagte sie, »beeilen wir uns.«
Die beiden Mädchen machten sich an die Verfolgung. Sie liefen, denn der Vorsprung Chedlis war inzwischen noch mehr angewachsen.
»Was ist, Ahlem? Haben Sie auf einmal Angst?«
»Angst habe ich auch«, gestand die Tunesierin. »Aber das ist es nicht. Wir kommen hier nicht weiter. Mein Vater hat einen Wächter aufgestellt.«
Sie erzählte von ihrem schmerzlichen Erlebnis am vergangenen Abend.
Nicole knirschte mit den Zähnen. »Dieser Dreckskerl! Er hat bei mir auch noch etwas im Salz liegen. Aber dem werden wir es zeigen, verlassen Sie sich darauf!«
Prüfend ließ sie ihre Augen über den Boden schweifen. Schnell fand sie, was sie gesucht hatte: einen faustgroßen, handlichen Stein. Sie nahm den Brocken hoch.
»So! Mal sehen, ob der Kerl nicht doch bereit sein wird, uns durchzulassen!«
»Glauben Sie…«
»Ich bin schon mit anderen fertig geworden, Ahlem. Und der Bursche rechnet bestimmt nicht damit, daß wir prüfen wollen, wie hart sein Kopf ist.«
Sie gingen weiter, langsamer jetzt, denn die Stelle, an der Farhat Ahlem gestern gestellt hatte, war nicht mehr weit. Nicole hielt sich ein paar Meter hinter der jungen Tunesierin. Der Leibwächter mußte sie nicht unbedingt sofort sehen.
Und schon tauchte er auf, hinter einem schroff und malerisch aussehenden Felsklotz hervor.
Nicole umklammerte den Stein in ihrer Hand fester. So gut wie möglich versuchte sie, sich hinter dem Rücken Ahlems zu verstecken.
Nicht ganz erwartet gab sich der Leibwächter anfänglich fast human.
»Du schon wieder, Ahlem?« fragte er mit unfroher Miene.
»Ja, ich!« erwiderte die Tunesierin. »Und diesmal wirst du mich durchlassen, Farhat. Ich will zu meinem Vater. Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist.«
»Das verstehe ich ja«, gab der Mann überraschenderweise zurück. »Hast du Djamaa gesehen?«
Das war es also. Die Begegnung mit seinem Kollegen hatte ihn anscheinend etwas durcheinandergebracht.
»Ja, ich habe Djamaa gesehen. Sein Anblick sollte dir zu denken gegeben haben«, sagte Ahlem.
»Sein Anblick hat mir…« Er stockte, hatte Nicole jetzt erkannt. Verblüffung überzog sein Gesicht wie eine Maske. »Sie hier? Aber wieso…« Die Verblüffung wich plötzlichem Verstehen. »Ihr Professor ist ein hartnäckiger und cleverer Mann, was?« redete er weiter.
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