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0085 - Keiner kann entkommen

0085 - Keiner kann entkommen

Titel: 0085 - Keiner kann entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kann entkommen
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in Ruhe. Sagen Sie es nicht, gehen Sie wegen Beihilfe mindestens zwei Jahre ins Zuchthaus, vielleicht sogar fünf. Überlegen Sie sich’s selber!«
    Er runzelte die Stirn. Sein ganzes Gesicht war von Kohlenstaub und Ruß verschmiert, aber trotzdem war eine starke Ähnlichkeit mit seinem Bruder vorhanden. Nur die Gesichtszüge kamen mir etwas schmaler vor als ich sie bei Bill Warris von seiner Verhaftung her in Erinnerung hatte.
    »Sie wissen, daß Ihr Bruder ein mehrfacher Mörder ist«, sagte ich langsam. »Früher oder später wird er ohnehin gestellt. Wehrt er sich, stirbt er vielleicht an den Kugeln der Beamten, die ihn verhaften wollen. Überlebt er es, geht er auf den elektrischen Stuhl. Kein Mensch kann sein Schicksal noch aufhalten. Seien Sie vernünftig — auch wenn es Ihr Bruder ist, können Sie nicht bestreiten, daß er unschuldige Menschen ermordet hat!«
    Sein Gesicht verzog sich. Fast sah es aus, als grinse er. Aber in dem flackernden Zwielicht der glühenden Schlacke, die ihr zuckendes Licht aus der Grube herauswarf, konnte man sich leicht täuschen. Plötzlich senkte er den Kopf, streckte den Arm nach hinten aus und murmelte leise:
    »Ich schaffe heute die Arbeit nicht allein. Deswegen habe ich ihm gesagt, er soll mir helfen. Er ist hinten im zweiten Heizungskeller…«
    Er ließ den Schürhaken fallen und wandte sich ab. Langsamen Schrittes ging er zur Tür, die nach oben führte.
    Ich sah in die von ihm gezeigte Richtung. Eine Tür war schwach zu erkennen. Mit schnellen Schritten ging ich auf sie zu.
    Einen Augenblick lauschte ich. Metall klirrte hinter der Tür.
    Ich zog meine Dienstpistole, öffnete leise die Tür und sah vorsichtig um die Ecke.
    Ungefähr zehn Schritt von mir entfernt stand ein Mann in ähnlicher Kleidung wie der Heizer über ein Rohr gebeugt, dessen Verbindungsstück er mit einem Schraubenschlüssel bearbeitete.
    Lautlos trat ich ein. Ebenso lautlos zog ich die Tür hinter mir zu.
    Der Schlüssel stak auf der Innenseite. Ich drehte ihn zweimal um, zog ihn ab und ließ ihn in meine Rocktasche gleiten.
    Dann näherte ich mich vorsichtig dem Mann. Er arbeitete gebückt und wandte mir den Rücken zu. Fast bis auf drei Schritte kam ich an ihn heran, ohne daß er es bemerkte.
    Aber dann mußte er vielleicht zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch meine Fußspitzen gesehen haben. Jedenfalls richtete er sich auf und drehte sich um.
    Es war nicht Bill Warris.
    Ich sah es auf den ersten Blick.
    Der Gangster Warris war breiter, größer und stabiler. Vor mir stand ein schlanker, ziemlich kleiner Mann. Eine gewisse Ähnlichkeit in den Gesichtszügen ließ sich nicht ableugnen.
    Aber der Gangster Bill Warris war es nicht.
    Er starrte angstvoll auf meine Pistole.
    »Was… eh, was wollen Sie denn von mir?« sagte er heiser.
    Ich musterte ihn noch einmal. No, eine Täuschung war unmöglich. Ein Mann kann sich Gesicht verändern, kaum seine Gestalt, sicher nicht seine Größe.
    »Wer sind Sie?«
    Er hob die Hände, als hielte er es auch ohne Aufforderung vor einer Pistolenmündung für angebracht.
    »Ich… ich bin der Heizer«, stammelte er. »Warum? Chef, von mir können Sie bestimmt nichts erben! Mein kleines Gehalt reicht ja kaum für mich und meine Familie!«
    Offenbar hielt er mich für einen Gangster. Zum Donnerwetter, wo war der richtige Bill Warris? (Daß ich nicht gleich auf die richtige Idee kam, kann eigentlich nur daran liegen, daß ich infolge des vielen Nachtdienstes nicht mehr normal schaltete.)
    »Wie heißen Sie?« fragte ich barsch.
    »Warris, Chef. Jim Warris. Aber…«
    Ich schnitt ihm mit einer Handbewegung die Rede ab.
    »Los, raus mit der Sprache: Wo haben Sie Ihren Bruder versteckt? Wo ist Bill Warris? Mann, mach deinen Mund auf, bevor es ein Unglück gibt!«
    Da er mich schon für einen Gangster hielt, konnte ich Drohungen ausstoßen, die ein G-man niemals in die Tat umsetzen durfte. Aber ich wollte mir seine Verwechselung zunutze machen.
    »Aber…« sagte er fassungslos, »aber Sie müssen ihn ioch getroffen haben! Er arbeitet doch vom im ersten Heizungskeller! Ich habe ihm doch gesagt, er soll die Schlacke aus den ersten vier Öfen herausholen! War er denn nicht da?«
    Er sah mich ganz verständnislos an.
    Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ich hatte mit dem richtigen Bill Warris gesprochen! Ich Idiot hatte den Gangster Warris nach dem Gangster Warris gefragt! Deshalb war es mir so vorgekommen, als hätte er gegrinst!
    »Verdammt!« fluchte

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