Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
du mich gern als Verstärkung hättest. Was ist es diesmal für ein lall?«
    »Ein ganz verworrener, Bill. Hör zu.« In aller Kürze gab Zamorra die wichtigsten Details durch. Das Schiffsunglück. Seine eigenen Ahnungen. Die Möglichkeit von der Existenz eines Seeungeheuers.
    »Klingt ziemlich verlockend und gleichzeitig gefährlich. Wie groß ist das Monstrum denn?«, fragte der Amerikaner.
    »Kaum zu sagen, Bill. Es muss von ungeheurer Größe und Kraft sein. Aber was mir zur Zeit am meisten Sorgen bereitet, ist der Umstand, dass wir die Schiffbrüchigen nicht finden.«
    »Die sind längst auf irgendeiner Insel, Zamorra. Ich fürchte, wir werden sie umsonst suchen.«
    »Ich weiß nicht, Bill. Ich glaube nicht, dass mein Gefühl mich trügt. Und du weißt, welch guter Wegweiser mein Amulett ist. Ich bin einer ganz großen Sache auf der Spur. Auch wenn diese Spur noch ziemlich dünn und unsicher ist.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Ich kann heute nicht mehr weitersuchen, da es bald dunkel wird. Aber morgen früh bin ich mit Nicole wieder in der Luft. Ich werde die See um die Kleinen Antillen absuchen, ganz systematisch. Und auf den Inseln werde ich versuchen, mehr zu erfahren. Willst du dich uns anschließen?«
    »Natürlich. Macht ihr auf Guadeloupe weiterhin Station?«
    »Ja, das wird das beste sein. Es sind immerhin mehr als zwölfhundert Kilometer Luftlinie von unserem ersten Hotel, auf Gran Bahama. Weiter weg will ich die Zwischenstation nicht legen.«
    »In Ordnung, Zamorra. Ich werde in zwei Tagen bei euch sein. Ich nehme den Weg durch die Straße von Florida.«
    »Lass dich nicht von Fidel Castro beschießen«, meinte Zamorra leichthin.
    Bill Fleming lachte.
    »Keine Bange. Ich werde ihm so fern bleiben, wie er mir gestohlen bleiben kann. Bis bald, mein Freund.«
    »Bis bald, Bill.«
    Der Professor legte den Hörer auf. Fragend stand Nicole Duval neben ihm.
    »Er kommt«, sagte er nur.
    ***
    »Heute Abend und morgen früh«, sagte Papas Magaya gerade zu den fünf Männern, die mit ihm auf dem Floß dahintrieben.
    »Und was ist dann?«, fragte Henk Barber.
    »Dann wird der große Durst beginnen, Henk. Wir haben kein Wasser mehr.«
    »Scheißkram«, sagte Simba, der Neger. »Ich habe nicht nur Durst, sondern auch einen Bärenhunger.«
    »Fang dir doch ‘ne Meeresjungfrau«, spöttelte Jean Delay. »Da hast du was zum Anbeißen und was zum Vernaschen.«
    »Quatsch doch nicht«, sagte der Neger. Er grinste dabei. Er wusste, dass sie mit einem Rest von Humor besser überleben würden. Nur nichts übel nehmen jetzt. Nur nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
    »Oder fisch dir ‘ne Flunder aus’m Wasser«, schlug Barber vor. »Nur kann der Koch sie dir nicht braten. Du musst sie schon roh vertilgen.«
    »Mache ich«, gab Simba zurück. »Wenn man Hunger hat, so richtigen heißen, unbändigen Hunger, kann man alles fressen. Gebt mir einen Löwen, und ich fresse ihn roh. Ehrenwort.«
    »Ich schieße dir einen mit ‘ner Wasserpistole«, bot sich Moreno Garcera an. »Sag mal, warum du überhaupt Simba heißt. Das heißt doch Löwe, nicht wahr?«
    Der Neger grinste und hockte sich auf den Boden des Floßes.
    »Die Inder haben ihn so genannt. Inder, in meinem Dorf, auf Jamaika. Der Löwe kam eines Nachts, und ich hörte die Kinder schreien. Da bin ich hinaus aus meiner Hütte. Ich habe den Löwen gerufen. Und er kam. Er wollte in die Hütte der Inder. Da habe ich gesagt: halt, Löwe, da gehst du nicht ‘rein.«
    »Versteht ein Löwe die Sprache von Jamaika?«, witzelte der junge Garcera weiter.
    »Er hat sie ganz genau verstanden, du Grünschnabel«, sagte Simba mit breitem Grinsen.
    »Und er ist stehen geblieben, als du ihn angesprochen hast?«
    »Klar, Sonnyboy. Aber nicht lange.«
    »Und was hat er gemacht?«, fragte Moreno Garcera. Die anderen saßen jetzt im Halbkreis um den Neger und hörten gespannt zu. Sie nutzten die wenigen Minuten, um nicht an ihr ungewisses Schicksal zu denken.
    »Auf mich losgesprungen ist er. Mit einem mächtigen Satz.«
    »Und du? Bist du zur Seite gesprungen?«, fragte Papas Magaya.
    »Einen Dreck habe ich gemacht. Als Simba, der Löwe, kam, habe ich ihn empfangen. Mit beiden Fäusten. Er hat mir dreimal über den rechten Arm gewischt. Mit seiner Pranke, ratsch, da war ein Fetzen Fleisch ‘raus. Aber ich habe nicht locker gelassen.«
    »Du hast ihn gepackt?«, wollte der junge Mulatte wissen.
    Der stämmige Neger nickte.
    »Ja, gepackt. Mit meinen zwei Fäusten. Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher