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0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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er uns in aller Ruhe erwarten. Und ganz offen, ohne sich zu verstecken.«
    »Damit kannst du recht haben, Zamorra. Aber worin sollte seine Schwäche liegen?«
    »Die hat er uns schon einmal gezeigt. Er ist zu langsam, viel zu plump. Er kann sich nur auf seine Kräfte verlassen. Kräfte, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich glaube, wenn wir ihm nicht entkommen wären, hätte er ohne Schwierigkeiten deine Yacht zerdrückt.«
    »Male nur den Teufel nicht an die Wand«, sagte Bill Fleming grinsend. »Die Yacht soll er nicht haben. Aber wie gehen wir nun vor?«
    »Wir untersuchen zunächst alle Inseln im nahen Umkreis. Weit kann Ukupa nicht weg sein. Und wenn er diese Insel schon verlassen hat, können wir sicher sein, dass er sich wieder in einem Versteck aufhält. Kleine Fahrt, Bill. Du wählst die Route, denn du kennst die Inseln hier.«
    Bill Fleming nickte und hielt auf die nächste Insel zu.
    Sie suchten die ganze Nacht, und sie suchten vergeblich.
    Beim Morgengrauen mussten sie sich zurückziehen. Ukupa durfte sie keinesfalls sehen. So waren sie gezwungen, kostbare Zeit mit Warten zu verbringen. Einen langen Tag.
    ***
    Dann kam die dritte Nacht für die Männer auf dem Floß. Die dritte Nacht ohne Schlaf. Ohne Wasser. Ohne Hoffnung.
    Sie zählten die Tage nicht mehr.
    Sie wussten nicht, wie lange Ukupa Lupa sein grässliches Spiel mit ihnen trieb.
    Nachts war es noch einigermaßen erträglich. Aber selbst unter dem Schutz der Blätter waren die Tage eine Hölle nach der anderen.
    Die Männer brauchten nur ein Wort zu sagen, so wurden die anderen aggressiv, bedrohten sich, fassten sich gegenseitig an die Gurgel.
    Aber keiner hatte den Mut oder auch nur die Kraft, zuzuschlagen und seiner Wut ein Ventil zu schaffen. Jeder wusste, dass er unterliegen würde, wenn sein erster Schlag danebenginge.
    So ließen sie es bei ihren Drohungen. Sie wussten nicht, was sie sich sagten und ins Gesicht schrien.
    Dann der vierte Tag ohne Wasser.
    Sie hätten ihr letztes hergegeben, nämlich die Kraft ihrer Stimme. Sie hätten sich heiser und halbtot geschrien, hätten sie gewusst, dass man auf einer Motoryacht nach ihnen suchte. Ganz in der Nähe lag das Boot. Auch Bill Fleming hatte eine kleine Insel gewählt. Hinter einem schmalen Korallenriff.
    Unter dem Schutz niederhängender Zweige lag die Yacht.
    Sie waren sich immer nahe, und sie wussten nichts voneinander. Dreimal ging das noch so.
    Verzweiflung und Wahnsinn bei den Männern auf dem Floß. Ungeduld und Tatendrang und eine bohrende Unzufriedenheit bei Zamorra und den anderen auf der Yacht.
    Sie durften nicht losschlagen, wenn sie das Leben der letzten Männer auf dem Floß nicht aufs Spiel setzen wollten.
    »Ein gerissenes Biest, dieser Ukupa«, stöhnte Zamorra. »Uns sind die Hände gebunden. Aber bald haben wir ihn.«
    Sie fanden nicht ihn, sondern das Floß zuerst.
    Es war in der folgenden Nacht. »Da vom ist etwas«, sagte Nicole Duval, die angestrengt durchs Glas sah. »Es scheint unbeweglich, jedenfalls rührt es sich nicht von der Stelle. Aber der Wind bewegt es leicht. Dort, Zamorra, bei der Landzunge. Es ist halb von Zweigen verdeckt.«
    Sofort drosselte Bill Fleming den Motor.
    Zamorra nahm Nicole das Fernglas ab, sah gespannt hindurch.
    »Das sind sie«, sagte er, und es klang siegessicher. »Wir haben sie endlich, Bill. Aber ich bin der Meinung, dass wir gestern oder vorgestern nachts schon hier waren. Wir haben nichts gesehen.«
    »Wir waren hier, da hast du recht«, gab Bill Fleming zurück. »Und ich bin sicher, dass wir nicht unaufmerksam waren. Das Floß war nicht hier. Das Ungeheuer zieht mit ihm von Insel zu Insel.«
    »Die Stelle dort drüben ist mehr als seicht«, sagte Bill Fleming. »Es ist unmöglich, dass der Koloss darunter liegt.«
    Zamorra fasste sofort seinen Entschluss.
    »Ich nehme das Beiboot, Bill. Rudere an der Küste so dicht wie möglich bis zum Floß. Du folgst mir ohne Motorengeräusch. Nicole kann dir notfalls beim Paddeln helfen. Ein bisschen bringt ihr die Yacht schon voran. Hast du lange Seile zum Schleppen?«
    »Es reicht für eine halbe Seemeile, Zamorra.«
    »Gut. Ich nehme das eine Ende. Wenn ich sechsmal kurz und hart ziehe, bedeutet das Gefahr. Wenn ich zehnmal so ziehe, drehst du bei und schleppst mich und das Floß.«
    »Klar«, sagte Bill Fleming. »Wie willst du es anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht, Bill. Das wird der Augenblick ergeben.«
    »Viel Glück für dich«, hörte Zamorra den Freund noch sagen. Da war er

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