0086 - Der Schlüssel zur Macht
Gefühlsstarre aufkommen zu lassen, die in Momenten höchster Gefahr immer von mir Besitz ergriff. Nun war es also soweit!
Bull bestieg nach mir den flachen, auf einem energetischen Prallfeld gleitenden Wagen, der im Gegensatz zu den Lastfahrzeugen einen Roboter als Fahrer besaß. Es war ein Risiko, jetzt noch über die Lage zu sprechen. Als Rhodan ankam, beugte er sich dicht zu mir herüber. Dabei bemerkte ich, daß er seinen Impulsstrahler griffbereit unter der Uniformkombination stecken hatte.
„Woran erkennt man Raumschiffe mit betriebsklaren Hypertriebwerken?" fragte er leise.
Ich sah mich um. Der Raumhafen A-3 war ebenso groß und daher unübersichtlich wie andere seiner Art. Überall standen kleine und große Einheiten der arkonidischen Flotte umher, aber woran man nun erkennen sollte, welche hyperflugklar waren, konnte ich mit dem besten Willen nicht sagen. Ich hob bedauernd die Schultern an. Rhodan setzte sich neben mich auf die Pneumatikbank und streckte die Füße aus. Bulls zusammengepreßter Mund verriet mir, daß er mit allem rechnete.
Von da an galten meine Blicke nur noch der bläulich fluoreszierenden Energiekuppel, die jenseits der Platzgrenzen horizontausfüllend in den blauen, hitzeflimmernden Himmel von Arkon III stieg.
Es war der größte Schutzschirm, den ich jemals in meinem Leben gesehen hatte, und unter ihm verbarg sich der Robotregent von Arkon. Rhodans aus früheren Zeiten stammenden Messungen bewiesen, daß die Hülle eine Bodenfläche von etwa zehntausend Quadratkilometern überdeckte. Das entsprach einer Kantenlänge von hundert mal hundert Kilometern!
Wenn das Gehirn trotz der arkonidischen Mikroschalttechnik ein solches Gelände beanspruchte, dann war es fraglich, ob es überhaupt zerstörbar war. Wir konnten niemals genau wissen, wo nun die verwundbaren Stellen lagen und was man tun mußte, um mit einem Feuerschlag das Wesentliche zu erreichen.
Ganz davon abgesehen waren alle Überlegungen dieser Art fruchtlos, solange wir nicht wußten, wie man eine wirkungsvolle Vernichtungswaffe in die umspannende Energiekuppel hineinbringen konnte. Ich war davon überzeugt, daß die Zündung einer Bombe außerhalb des Schirmes nutzlos war. Meine ganze Hoffnung setzte ich auf die beiden Teleporter unter unseren Mutanten. Wenn es diesen Männern nicht gelang, schnell und unauffällig einzudringen, mußten wir nach anderen Wegen suchen.
Meinem wissenschaftlichen Fachgebiet entsprechend, beschäftigte ich mich seit Wochen mit dem Problem der Energieversorgung. Es war völlig klar, daß ein Robotgehirn von solchen Ausmaßen mehr als einer Kraftstation bedurfte, um seinen enorm hohen Strombedarf zu decken. Wenn ich meine Vorfahren richtig einschätzte, hatten sie außerdem bestimmt für Notstromaggregate gesorgt, die im Falle einer Gefahr automatisch einspringen würden. Die „Lebensfähigkeit" des Regenten hing einzig und allein von einer einwandfrei funktionierenden Energieversorgung ab. Wie das geschah, konnte niemand unter uns wissen.
Unser Wagen ruckte an. Dicht hinter uns folgten die vier Lastfahrzeuge mit je fünfzig Mann. Rhodan hatte dafür gesorgt, daß die echten Zaliter einen eigenen Transporter erhielten. So bestand für unsere Männer die Möglichkeit zu einem raschen Meinungsaustausch. Rhodans geringe telepathische Gaben reichten dazu aus, um Nachrichten von den Mutanten zu empfangen. So waren wir wenigstens nicht auf den Funkverkehr angewiesen, der hier, im unmittelbaren Bereich zahlreicher Funküberwachungsstationen ohnehin unmöglich gewesen wäre.
Lautlos glitten wir an den ebenfalls gelandeten Superschlachtschiffen eines neu aufgestellten Flottenverbandes vorbei. Die 1500-Meter-Giganten waren ebenfalls mit Kolonialbesatzungen bemannt worden. Wie sich das im Gefecht mit einem geschulten Gegner auswirken würde, war mir etwas unklar. Ich versuchte, trotz der verfahrenen Situation klar und logisch zu überlegen. Vordringlich durfte ich mich nicht von meinen widerstreitenden Gefühlen ablenken lassen, die mir immer wieder sagten, daß die totale Beseitigung des Robotregenten den Untergang der Galaxis bedeuten könne.
Was mußte geschehen, wenn es uns tatsächlich gelang, das Gehirn handlungsfähig zu machen? Wie würden sich die zahlreichen Kolonialvölker und bisher unterdrückten Fremdrassen dazu stellen, die nun im Interesse des Imperiums mit mehr oder weniger guten Raumschiffen an der Front kämpften? Was mußte zwangsläufig eintreten, wenn die von dem Riesenrobot
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