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0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

Titel: 0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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durch den Londoner Verkehr zu wühlen.
    Auf dem Motorway ging es dann besser. Ich konnte etwas schneller fahren, müßte jedoch achtgeben, daß mich die von den Lastwagen aufgeschleuderten Wasserberge nicht verschütteten. Es kam mir wie eine Strafe vor, jetzt unterwegs zu sein.
    Ich brauchte meine zwei Stunden und erreichte das Zuchthaus um die Mittagszeit.
    Es bot einen verdammt trostlosen Anblick. Dadurch daß es ziemlich frei stand, fegte der Wind die Regenschleier schräg gegen die hohen Mauern und übergoß auch die vier Wachtürme, auf denen sich ununterbrochen die Scheinwerfer drehten. Dieses Gefängnis gehörte noch ins letzte Jahrhundert.
    Vor dem großen Doppeltor aus Eisen hielt ich an und stieg aus. Sofort packte mich der Wind. Seitlich klatschte der Regen gegen meinen Körper. Ich bohrte beide Hände in die Manteltaschen und suchte nach einer Klingel.
    Ich fand sie innerhalb der Mauereinfassung. Darunter befanden sich die Sprechrillen eines Lautsprechers.
    Ich schellte und bekam sehr rasch Antwort.
    Zwei Minuten später lenkte ich den Silbergrauen durch das Tor auf den Hof der Anstalt.
    Der Asphalt glänzte wie ein dunkler Spiegel. In langen Bahnen trieb der Regen durch den Innenhof. Ein Mann in Ölzeug lief mir entgegen. Er winkte.
    Ich hielt an und ließ die Scheibe nach unten gleiten.
    Ein nasses Gesicht erschien an der Öffnung. »Fahren Sie nach links zu dem Verwaltungsgebäude.«
    »Danke.«
    Dieser Bau war wesentlich flacher als die übrigen Gebäude. Er besaß nur zwei Stockwerke. Die Scheiben waren auch nicht vergittert. Ich mußte wieder durch ein Tor fahren und konnte den Wagen dann auf einem kleinen Parkplatz abstellen.
    Drei Schritte mußte ich noch durch den Regen, dann stand ich im Trockenen.
    Ein blasser Jüngling im unmodernen grünen Anzug stellte sich als Assistent des Direktors vor und führte mich hoch zum Büro des Zuchthauschefs.
    Wir gingen über eine breite gewundene Treppe, erreichten einen ebenso breiten, mit Steinfliesen ausgelegten Gang und blieben vor einer dicken Holztür stehen.
    Der Assistent klopfte. Das energische »Come in« war gut zu hören.
    Frank Atkins stand hinter seinem Schreibtisch. Er war ein hochgewachsener Mann in den besten Jahren. Sein grauer Oberlippenbart verlieh ihm ein etwas melancholisches Aussehen, das jedoch durch seine harten Augen ausgeglichen wurde.
    »Sie können gehen, Quites«, sagte er zu seinem Assistenten.
    Der Mann verzog sich.
    Mir reichte Atkins die Hand. »Dann haben Sie es bei dem Wetter doch noch geschafft«, sagte er.
    Ich grinste säuerlich. »Die Pflicht ruft.«
    »Da sagen Sie was.« Er deutete auf einen gepolsterten Stuhl. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Ich setzte mich.
    Das Büro war spartanisch einfach eingerichtet. Zwei über Eck liegende Fenster ermöglichten einen Blick nach draußen. Beim rechten konnte man in den Innenhof schauen.
    »Dann ist mein Bericht doch nicht auf taube Ohren gestoßen«, sagte Atkins zufrieden und rieb sich die Hände. Er hörte sich an, als würde Papiere gegen Papiere rascheln.
    »Worum geht es genau?« fragte ich.
    Frank Atkins kam zu den Einzelheiten. Er erzählte von dem Toten und beschrieb ihn mir als einen ruhigen ausgeglichenen Menschen, der sich nur mit seinen Büchern beschäftigt hatte. Allerdings mit einer seltsamen, jedoch faszinierenden Literatur. Spekulationen über das Leben nach dem Tod.
    »Er war sehr verschlossen, das können Sie mir glauben, Mr. Sinclair. Daß er überhaupt mit jemanden darüber gesprochen hat, halte ich für ein Wunder.«
    »Das war dieser Simon Oxford.«
    »Richtig, ein Mitgefangener, ein Betrüger, kein Schwerverbrecher, eher ein aalglatter Typ, der sich überall einschmeichelt. Was Hank Selnick an ihm gefressen hatte, weiß ich auch nicht. Aber Oxford hat richtig reagiert. Kaum war Selnick tot, ließ er sich bei mir melden und teilte mir mit, daß Selnick Beschwörungen durchgeführt hätte und darauf wartete, aus dem Totenreich zurückzukommen.«
    »Was Sie natürlich als Unsinn abgetan haben«, erwiderte ich.
    »Zuerst ja, aber der Kerl ließ nicht locker. Schließlich habe ich mich an Ihren Chef gewandt.«
    Ich nickte und fragte dann: »War Selnick ein Amateur?«
    »Er hat eine Bank ausgeraubt und ist mit einigen Tausend Pfund entkommen. Er war ein Amateur, das konnte man merken. Sie haben ihn ziemlich hart bestraft.«
    »Wie sieht es mit der Literatur aus, die Selnick gehörte. Haben Sie die hier?«
    »Ja.«
    »Kann ich sie mal sehen?«
    »Natürlich.«

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