Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0087 - Treibstoff 558

0087 - Treibstoff 558

Titel: 0087 - Treibstoff 558 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
Vom Netzwerk:
fünfzig Dollar, während sie den Rest behielt.«
    »Wieso hat Clarissa großen Aufwand getrieben?«
    Mrs. Damell atmete tief. »Sie hat sich ständig neue Kleider, Wäsche, Kostüme usw. angeschafft. Sie war, glaube ich, so etwas wie ein Finanzgenie. Ach, sie liebte eben schöne Dinge…«
    Ich hätte am liebsten Mrs. Darnell eine andere Antwort gegeben, aber ich wollte ihr nicht wehtun.
    »Darf ich Clarissas Zimmer ansehen?«, fragte ich.
    Sie nickte, stand auf und führte mich in Clarissas Zimmer. Es war ähnlich eingerichtet wie der Wohnraum, aber Clarissa hatte ihm doch ihre eigene Note gegeben. Ich öffnete den Kleiderschrank. Eine Fülle von Kleidern und Kostümen quoll mir entgegen.
    Ich wollte die Tür schon wieder schließen, als mein Blick auf einen roten Zettel fiel. Ich bückte mich und hob ihn auf. Es war ein Gepäckaufbewahrungsschein der Central Station, und er trug die Nummer 667. Der Schein zeigte das Datum des heutigen Tages und war mit 0.10 Uhr abgestempelt. Ich schob ihn wortlos in die Tasche.
    »Können Sie mir Namen und Anschriften von Freunden und Freundinnen Clarissas geben?«, wandte ich mich an Mrs. Damell.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mr. Cotton, ich kann Ihnen da gar nichts sagen.«
    »Wann ist Clarissa gestern Abend nach Hause gekommen?«
    Mr. Damell sah mich unglücklich an. »Überhaupt nicht«, erwiderte sie. »Clarissa hatte um 17 Uhr Dienstschluss, und kurz vorher rief sie mich an und sagte, sie würde länger wegbleiben, und ich möchte mir keine Sorgen machen.« Unvermittelt begann sie zu schluchzen. »Ich soll mir keine Sorgen machen, hat sie gesagt… und dann ist sie ermordet worden.«
    Ich schwieg einen Moment, bis sie sich etwas beruhigt hatte. »Wie steht es mit einem Tagebuch?«, bohrte ich dann weiter.
    »Clarissa hat kein Tagebuch geführt. Die Polizisten haben übrigens auch schon alles danach durchsucht und nichts gefunden.«
    Aber ich, sagte ich mir und dachte an den roten Gepäckschein. Dann kam mir ein Gedanke, und ich fragte:
    »Was hatte Clarissa an, als sie gestern Morgen zum Dienst ging?«
    »Moment mal - ja richtig. Sie trug einen grünes Nylonkleid, weiße Pumps und ebensolche Handschuhe.«
    »Was hatte sie außerdem bei sich?«
    »Ach so, ja, ein kastenförmiges Handtaschen aus Lackleder und ihre rote College-Mappe natürlich.«
    Für mich war das ganz und gar nicht natürlich. Gardener hatte mir sämtliche Habseligkeiten, die man bei Clarissa gefunden hatte, gezeigt, und eine rote College-Mappe war nicht dabeigewesen.
    Ich entschuldigte mich bei Mrs. Damell, drückte ihr nochmals mein Beileid aus und verabschiedete mich.
    Ich fuhr zum Grand Central Terminal, parkte meinen Wagen in der Vanderbilt Street und betrat dann die Bahnhofshalle.
    Ich fand die Gepäckaufbewahrung in Halle drei und reichte den Schein über den Ausgabetisch hinweg einem der beiden Männer, die hier Dienst taten.
    Der Mann schleuderte davon, und als er endlich nach fast fünf Minuten wiederkam, kehrte er mit leeren Händen zurück. »Tut mir leid, Mister«, sagte er betreten, »das Gepäckstück ist nicht mehr da.«
    »Nicht mehr da? Soll das etwa heißen, es sei gestohlen worden?«
    Ich holte meinen Ausweis hervor und stellte mich vor. »Also suchen Sie bitte. Es handelt sich um eine rote College-Mappe. Vielleicht ist sie zwischen andere Gepäckstücke gerutscht. Es geht um eine Sache von allergrößter Wichtigkeit.«
    Eifrig ging er wieder zurück, blieb diesmal noch länger und kam schließlich wiederum mit leeren Händen. »Tut mir leid, ich kann wirklich nichts finden.«
    »Seit wann machen Sie Dienst?«, fragte ich.
    »Seit 16 Uhr.«
    »Können Sie feststellen, wie Ihr Kollege heißt, bei dem heute Morgen um 0.10 Uhr die Mappe auf gegeben wurde?«
    »Das war Harry Smith«, mischte sich der zweite Beamte ein. »Harry hatte heute vom 0 Uhr bis 8 Uhr Dienst, von 8 Uhr bis 16 Uhr war dann Slim Gordon an der Reihe.«
    »Wo kann ich hier die Adressen der beiden bekommen?«, erkundigte ich mich.
    »Die kann ich Ihnen sagen«, erwiderte er. »Ich bin nämlich der Gewerkschaftsvertreter und betreue die beiden.«
    Er gab mir die beiden Anschriften an, nannte mir auch seinen eigenen Namen. Ich tigerte davon, nachdem ich den beiden eingeschärft hatte, unbedingt Schweigen zu bewahren.
    ***
    Ich ging zu meinem Wagen, rief über Sprechfunk das Polizeirevier in der 45. Straße an und gab Auftrag, die beiden Eisenbahnbediensteten Harry Smith und Slim Gordon zu unserem Districtsbüro zu

Weitere Kostenlose Bücher