0087 - Treibstoff 558
hinab zur Straße, um das Districtsbüro anzurufen, damit man von dort einen Mann schickte, der etwa vorhandene Fingerabdrücke auf nehmen sollte.
Ich blieb im Zimmer, hockte mich auf das Ledersofa und rauchte eine Zigarette. Als ich die Asche in den auf dem Tisch stehenden Aschenbecher abstreifen wollte, stieß ich mit dem Ellbogen gegen die Platte. Diese gab plötzlich nach und polterte auf den Boden.
Überrascht sah ich, was diesen kleinen Unfall ausgelöst hatte. Die Tischplatte war in der Mitte geteilt und gab jetzt einen Hohlraum frei Mit großen Augen erblickte ich darin die College-Mappe aus rotem Saffianleder.
Ich riss sie heraus, und meine Finger zitterten etwas, als ich den Reißverschluß öffnete. Ich zog einen blauen Schnellhefter hervor und las aufatmend darauf die Worte: Treibstoff 558.
Noch während ich die Akte in der Hand hielt, kam Phil Decker zurück. Er machte große Augen, als er sah, was ich da auf meinen Knien hielt.
Eine Viertelstunde später kam auch der angeforderte Mann vom Districtsbüro. Er fand in der kleinen Wohnung eine große Anzahl von Fingerabdrücken, die einwandfrei alle von Hopalong Gray-Morgan stammten. Schon ein flüchtiger Vergleich zeigte das.
Eine Stunde später erschien dann am Fundort auch Colonel Seagrave. Er war sehr aufgeregt und gönnte uns bei seinem Eintritt kaum einen Gruß. Er riss mir förmlich die College-Mappe aus den Händen und zerrte den Schnellhefter heraus, den ich inzwischen wieder hineingesteckt hatte.
»Vielen Dank, vielen Dank«, sagte er. »Mit den Aufzeichnungen haben wir die letzte entscheidende Arbeit Gordon van Burens gefunden.« Enthusiastisch streckte er auch Phil die Hand hin.
Ich dämpfte seinen Eifer ein wenig.
»Leider fehlt uns dieser Hopalong Gray noch. Möglicherweise hat er inzwischen schon Fotokopien gemacht, verkauft oder an seine Auftraggeber weitergegeben.«
Die anschließende Befragung der Hausbewohner überraschte uns. Die Wohnung gehörte tatsächlich seit vielen Jahren einem gewissen John Morgan, allerdings konnte sich niemand daran erinnern, ihn in den letzten zwölf Monaten gesehen zu haben. Ins Districtsbüro zurückgekehrt, fanden wir dann heraus, dass der wirkliche John Morgan schon vor fünfzehn Monaten gestorben war. Gray war ganz einfach in Morgans Persönlichkeit geschlüpft, hatte die lächerlich geringe Miete für die Wohnung weiterbezahlt und sie hin und wieder für seine Zwecke benutzt.
Kurz vor Mitternacht machten wir endlich Feierabend.
***
Schlaflos wälzte ich mich in dieser Nacht im Bett herum. Es war nicht nur die drückende Schwüle, die mich wach hielt.
Um zwei Uhr hielt es mich nicht mehr im Bett. Ich knipste die Nachttischlampe an. Ich hatte gerade den ersten Zug getan, als das-Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer vom Apparat, der auf dem Nachttisch stand.
»Hier Cotton.«
»Donna de Haviland«, meldete sich eine Frauenstimme. »Ich hoffe, Mr. Cotton, dass Sie sich meiner noch erinnern können.«
»Aber selbstverständlich, Miss de Haviland«, erwiderte ich. »Was gibt es denn, dass Sie mitten in der Nacht anrufen?«
»Ich glaube, ich habe eine wichtige Entdeckung gemacht«, sagte sie eifrig. Ihre Stimme klang erregt.
»Um wen geht es denn?«
»Um Mr. Strong, unseren Präsidenten.«
»Mr. Strong?«, fragte ich erstaunt.
»Ja, um Mr. Strong. - Ich würde gern zu Ihnen kommen, aber ich habe mir heute Abend den Fuß verstaucht und kann unmöglich gehen. Wäre es Ihnen möglich, mich aufzusuchen? Ich wohne 365 Foster Avenue. Sie müssen aber sofort kommen…«
»Hören Sie, Miss de Haviland, ich verstehe nicht ganz… Warum ist es so dringend?«
Ich wartete vergeblich auf eine Antwort. In meiner Erregung hatte ich nicht mitbekommen, dass sie bereits eingehängt hatte.
Ich hatte den Hörer gerade auf die Gabel gelegt, als ich ihn wieder abnahm und Phil Decker anrief. Leider meldete er sich nicht. Es sah ganz so aus, als ob er sich nicht in seiner Wohnung aufhielt.
Ich zog mich in aller Eile an und versuchte nochmals, Phil zu erreichen. Zu meiner Überraschung meldete sich seine Hauswirtin.
»Haben Sie vorhin schon einmal angeläutet, Mr. Cotton?«, fragte sie.
Ich bestätigte ihr das, erfuhr, dass Phil Decker nicht im Hause war und bat sie, ihm nach seiner Rückkehr auszurichten, er möge mich im Hause 365 Foster Avenue suchen.
»Mache ich, Mr. Cotton«, erwiderte Phils Wirtin. »Ich werde einen Zettel aufs Zimmer legen.«
Es war kurz vor drei Uhr, als ich meinen Jaguar vor dem
Weitere Kostenlose Bücher