0087 - Treibstoff 558
zu besetzen und zu durchsuchen. Ich ließ die beiden Verwundeten abtransportieren. Außer ihnen und Sabucco verhafteten wir noch drei weitere Männer kubanischer Herkunft.
Endlich fand ich Zeit, Sabucco zu verhören, und ich ließ ihn in sein Büro bringen. Es dauerte eine Weile bis er redete, aber dann packte er schließlich aus. Nach seiner Angabe war Juan Capabianca mit dem Flugzeug unterwegs nach Los Angeles, und zwar sollte die Maschine angeblich um 22.15 Uhr Pacific Time landen.
»Mit wem arbeitet Capabianca in Los Angeles zusammen?«, fragte ich.
»Mit Halfdane Wang, einem Halbchinesen.«
»Welche Rolle spielt Fu-Cheng in New York?«, wollte ich weiter wissen.
Er zuckte die Schultern und gab an, den Namen nach nie gehört zu haben.
Ich sah auf die Uhr. Es war 15.30 Uhr. 22.15 Uhr Pacific Time entspricht 19.15 Uhr New Yorker Ortszeit. Ich musste also das Verhör vorerst einmal auf schieben, um die entsprechenden Maßnahmen zu Capabiancas Festnahme in Los Angeles in die Wege zu leiten.
Ich überließ es Brady und Morris, die Durchsuchung des Garagenkomplexes zum Abschluss zu bringen und für den Abtransport der Verhafteten zu sorgen.
Freundlicherweise hatte man in der Zwischenzeit meinen Jaguar gewaschen. Ich klemmte mich hinter das Steuer, fuhr zum Districtsgebäude und ging sofort zur Funkleitstelle.
Ich setzte mich an einen der gerade freien Fernschreiber, bestellte eine Blitzverbindung nach Los Angeles und Washington und tippte durch:
»FBI-District New York an Zentrale Washington, gleichlautend an Districtsbüro Los Angeles. Betrifft Anfrage Zentral SL II 268 NY. Der gesuchte Juan Capabianca hielt sich bis heute Mittag in New York bei inzwischen verhaftetem Komplicen Manuel Sabucco auf. Flog dann nach Los Angeles, landet dort mit Maschine AA 22.15 Uhr. Vertrauensmann Capabiancas in Los Angeles wahrscheinlich Halfdane Wang, ein Halbchinese. Verhaftet Capabianca nach Landung. Hier in New York bereits fünf Komplicen festgenommen und acht gestohlene Fahrzeuge sichergestellt. Verhör dauert noch an…«
Ich schloss das Fernschreiben in der üblichen Weise ab, stand auf und zündete mir befriedigt eine Zigarette an. Capabianca war bereits so gut wie verhaftet. Sabucco und seine Kumpane würden aussagen, was sie wussten, und vielleicht gelang es, eine weitverzweigte Organisation von Autodieben mit einem Schlage aufzulösen.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam mir plötzlich wieder der Gedanke an Clarissa Darnell…
***
Mr. High sah verwundert auf, als ich ins Office trat.
»Schön zurück; Jerry?«, fragte er.
»Alles erledigt, Chef«, meldete ich. »Acht der gestohlenen Wagen sind sichergestellt, fünf Gangster verhaftet, Capabianca selbst ist mit dem Flugzeug nach Los Angeles unterwegs, wo er um 19.15 Uhr New Yorker Zeit auf dem Flugplatz verhaftet wird.«
Mr. High lächelte. »Alle Achtung, Jerry. Anscheinend war es also nicht schwer, den Burschen zu finden.«
»Nein, sehr leicht, wenn auch lebensgefährlich.«
Ich berichtete, was vorgefallen war und sagte am Ende, ich müsse mich jetzt um das weitere Verhör der Verhafteten kümmern. Als ich mich dann nach dem Telefonanschluss Clarissa Darnells erkundigen wollte, kam der Chef mir zuvor.
»Jetzt was anderes, Jerry. Der Fernsprechanschluss Lexington 3452-29 gehört dem Chemiker Gordon van Buren, 1222 East 59th Street. Ich habe es gerade vor einer Viertelstunde erfahren.«
»Ich danke Ihnen, Mr. High.«
Er nickte. »Der Chemiker steht unter höchster Geheimhaltungsstufe. Er ist zwar Privatgelehrter, hat aber einen Entwicklungsauftrag für Raketentreibstoff und führt seine praktischen Versuche in den Labors der Versuchsanstalt Rock Harbor durch.«
»Kaum verwunderlich, dass er sich heute Morgen nicht meldete, als ich anrief. Er wird vermutlich erst am späten Abend in seine Wohnung zurückkehren. Hm, 59th Street sagten Sie? Das ist ja ganz in der Nähe. Ich werde…«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach mich. Mr, High rief »Come in«, und ein Kollege aus der Funkleitstelle mit einem Fernschreiben in der Hand trat ein.
»Eben von der City Police durchgegeben«, meldete er. Er legte das Formular auf den Schreibtisch und verschwand wieder.
Mr. High las - und ich las, neugierig, wie ich nun einmal bin, über seine Schulter gebeugt mit:
»Heute Nachmittag 15 Uhr wurde bei der Tennis-Anlage Central Park die dreißigjährige Sekretärin Clarissa Damell ermordet aufgefunden. Das Verbrechen wurde vermutlich zwischen 5 und 8 Uhr früh verübt.
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